Verbale Angriffe im Schulalltag - Sekundarstufe I - Pädagogische ...
Verbale Angriffe im Schulalltag - Sekundarstufe I - Pädagogische ...
Verbale Angriffe im Schulalltag - Sekundarstufe I - Pädagogische ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Verbale</strong> <strong>Angriffe</strong> <strong>im</strong> <strong>Schulalltag</strong><br />
Ideen für weiterführende Arbeiten<br />
Typische Reaktionsweisen auf Kränkungen<br />
Stellen wir uns die Situation <strong>im</strong> Klassenz<strong>im</strong>mer vor. Manchmal sind wir in der Lage<br />
kontrolliert und sachlich zu überlegen, welches Verhalten in der entsprechenden Situation<br />
der Verletzung sinnvoll wäre, ohne diese Verletzung dem anderen zurückzugeben.<br />
Beispielsweise könnte ein Schüler sagen: "Sie sind eine schlechte Lehrperson,<br />
ich komme nie draus wenn sie etwas erklären." In dieser Lage könnte man dem<br />
Schüler zum Beispiel sagen, dass seine Bemerkung sehr verletzt hat oder dass man<br />
ärgerlich ist oder eine Entschuldigung erwartet. Die Voraussetzung, um so souverän<br />
reagieren zu können ist, dass man weiss was man fühlt. Gerade diese Wahrnehmung<br />
ist bei Kränkungen getrübt, was dazu führt, dass man keine wirkliche Wahlmöglichkeit<br />
mehr zu haben scheint. Statt dessen verhält man sich "reflexartig", je<br />
nach Veranlagung, auf eine der folgenden Weisen:<br />
Man entscheidet sich für den Rückzug<br />
Man geht zum Gegenangriff über<br />
Man bleibt passiv in der Opferrolle<br />
Eine weitere Arbeit könnte untersuchen, ob in den Fällen aus dieser Arbeit auch mit<br />
diesen typischen Mustern auf Kränkungen reagiert wurde. Folgende Fragestellung<br />
könnten sich ergeben: Wie geht eine Lehrperson mit solchen Kränkungen um, ohne<br />
dass sie noch mehr Schaden anrichtet? Heilen emotionale Verletzungen schneller,<br />
wenn man lernt zu Verzeihen? Im Folgenden sind die drei typischen Reaktionsweisen<br />
auf Kränkungen nach Döring (Döring, D.,Juni 2007, S. 26-29) aufgelistet.<br />
Rückzug<br />
Bei Schülern ist der Rückzug nicht in der typischen Art möglich. Es ist obligatorisch,<br />
täglich zur Schule zu gehen. Sie können sich höchstens in Form von "weniger oder<br />
nichts mehr sagen" gegenüber der Lehrperson zurückziehen. Sie könnten sie ihr gegenüber<br />
verschliessen. Bei Eltern ist ein Rückzug viel besser möglich. Ein Rückzug<br />
geschieht durch einen Kontaktabbruch. Dieser zementiert jedoch die negative Einstellung<br />
gegenüber einander und zu sich selbst. Wenn sich die Eltern beispielsweise<br />
an einem Elterngespräch gekränkt fühlen durch die Lehrperson, egal aus welchem<br />
Grunde, dann können sie den Kontakt zur Lehrperson ohne Probleme abbrechen,<br />
indem sie das Telefon nicht abnehmen, Briefe nicht beantworten und insgesamt einfach<br />
nichts mehr von sich hören lassen. Besser wäre es, vielleicht für eine gewisse<br />
Zeit auf Abstand zu gehen, die Tür aber nicht völlig zuzuschlagen, damit einer späteren<br />
Versöhnung nichts <strong>im</strong> Wege steht.<br />
Kontaktabbruch heisst, dem anderen "die kalte Schulter" zu zeigen, ihn "mit Verachtung<br />
zu strafen." Gekränkte sagen: "Ich will nichts mehr mit dem/der zu tun haben.<br />
Der/die ist für mich gestorben." In Familienkreisen würde man mit Schweigen und<br />
Liebesentzug reagieren. Doch die Abwendung vom Kränkenden ist nicht die Lösung<br />
des Problems, denn auch wenn man mit dem Kränkenden nichts mehr zu tun hat, ist<br />
man dennoch mit ihm beschäftigt – und das oft heftiger und länger, als uns lieb ist.<br />
Man wird in belastender Weise an den Kränkenden gebunden und damit hat er weiter<br />
Macht über uns. Be<strong>im</strong> Gekränkten verbindet sich nicht selten Wut mit Verachtung,<br />
die Folgen sind Destruktivität, Gnadenlosigkeit und Trotz. Der Gekränkte wendet sich<br />
ab, "spielt" nicht mehr mit und verweigert sich damit. Die Wut infolge einer Kränkung<br />
löst das Problem, wie schon oben erwähnt, nicht, sondern sie zerstört allenfalls die<br />
Beziehung zum anderen, oft sogar vorsätzlich.<br />
Anhang Masterarbeit Tanja Rothenfluh 8. November 2007