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Mehr Freiheit wagen - Haufe.de

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26 NEUES MANAGEMENT<br />

Der Vorteil von Zielvorgaben in Relation<br />

zum Wettbewerb besteht in <strong>de</strong>r<br />

automatischen Anpassung an die Umfel<strong>de</strong>ntwicklungen,<br />

wodurch Ziele stets<br />

auf einem herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schwierigkeitsgrad<br />

bleiben. Der Führungsprozess<br />

gestaltet sich viel entspannter und kürzer,<br />

da die Ziele nicht über langwierige<br />

Verhandlungen eingefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n,<br />

son<strong>de</strong>rn sich aus <strong>de</strong>r betriebswirtschaftlichen<br />

Notwendigkeit ergeben. Da kein<br />

Mitarbeiter zu Beginn o<strong>de</strong>r im Laufe<br />

einer Perio<strong>de</strong> sagen kann, welcher Zielwert<br />

konkret zu erreichen ist, bleibt die<br />

Leistungsanspannung konstant hoch –<br />

es besteht keine Gefahr, dass sich die<br />

Teams auf früheren Erfolgen ausruhen.<br />

Ein Beispiel verfehlter Planung<br />

Die Gefahr von falsch verstan<strong>de</strong>ner Sicherheit<br />

zeigt sich in <strong>de</strong>m folgen<strong>de</strong>n Beispiel:<br />

Im fixierten Leistungsvertrag soll<br />

eine Kapitalrendite von 15 Prozent erwirtschaftet<br />

wer<strong>de</strong>n. Die 15 Prozent ergeben<br />

sich daraus, dass das Unternehmen<br />

besser sein will als <strong>de</strong>r Markt und von<br />

einer durchschnittlichen Marktrendite<br />

von 13 Prozent ausgegangen wird. Tatsächlich<br />

wur<strong>de</strong> das Ziel mit 21 Prozent<br />

<strong>de</strong>utlich übertroffen. Während sich alle<br />

selbstzufrie<strong>de</strong>n auf die Schultern klopfen,<br />

erkennen sie nicht, dass <strong>de</strong>r Markt<br />

tatsächlich eine durchschnittliche Rendite<br />

von 25 Prozent erwirtschaftet hat.<br />

Der wichtigste Wettbewerber hat sogar<br />

28 Prozent erreicht. Das Unternehmen<br />

ist also relativ gesehen schlechter gewor<strong>de</strong>n<br />

und hat gegenüber <strong>de</strong>m Wettbewerb<br />

Aufholbedarf – dieser wird über das relative<br />

Ziel, nicht aber über das absolute<br />

Ziel i<strong>de</strong>ntifiziert.<br />

Die praktische Umsetzung zeigt, dass<br />

bestimmte Prinzipien für die flexiblen<br />

Managementprozesse nicht ohne Maßnahmen<br />

<strong>de</strong>r Dezentralisierung zu realisieren<br />

sind. So müssen die Manager<br />

in die Lage versetzt wer<strong>de</strong>n, schnelle<br />

Entscheidungen zu treffen, um zeitnah<br />

auf Marktereignisse und neue Entwicklungen<br />

reagieren zu können. Dazu ist es<br />

erfor<strong>de</strong>rlich, dass möglichst viele Sachverhalte<br />

von <strong>de</strong>n operativ tätigen Mitarbeitern<br />

entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n können.<br />

Um schnell und flexibel agieren zu<br />

können, wird daher das Netzwerk als<br />

Organisationsform empfohlen. Hierbei<br />

agieren kleine Einheiten mit eigener<br />

Ressourcen- und Leistungsverantwortung<br />

einerseits unabhängig voneinan<strong>de</strong>r,<br />

aber untereinan<strong>de</strong>r vernetzt. Weiterhin<br />

zeichnet sich eine Netzwerkstruktur<br />

durch flache Hierarchien, Selbstorganisation,<br />

eine hohe Vielfalt <strong>de</strong>r lokal unterschiedlichen<br />

Organisationsformen und<br />

eine Gesamtsteuerung über gemeinsame<br />

Ziele und Strategien aus.<br />

Koordination <strong>de</strong>r Steuerung<br />

Die Koordination <strong>de</strong>r Steuerung soll im<br />

„Beyond Budgeting“-Mo<strong>de</strong>ll nicht mehr<br />

über aufeinan<strong>de</strong>r abgestimmte Teilpläne<br />

erfolgen, son<strong>de</strong>rn über interne Märk te.<br />

Da keine Leistung innerhalb eines Unternehmens<br />

Selbstzweck ist, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r<br />

Bedürfnisbefriedigung <strong>de</strong>r (externen<br />

o<strong>de</strong>r internen) Kun<strong>de</strong>n dient, führt das<br />

Marktprinzip zu einer effizienten Selbststeuerung.<br />

Über die marktähnliche<br />

Ausrichtung unterwerfen sich interne<br />

Dienstleister <strong>de</strong>r Nachfrage <strong>de</strong>r internen<br />

Kun<strong>de</strong>n, anstatt das Angebot zentral zu<br />

diktieren.<br />

Wie bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren hier dargestellten<br />

Managementansätzen glie<strong>de</strong>rt sich<br />

die HR-Arbeit in zwei Phasen. Zunächst<br />

muss die Transformation <strong>de</strong>s Führungsmo<strong>de</strong>lls<br />

über einen Change-Management-Prozess<br />

sichergestellt wer<strong>de</strong>n. Vor<br />

<strong>de</strong>r Einführung von „Beyond Budgeting“<br />

als neuem Führungssystem ist zunächst<br />

eine Organisationsanalyse durchzuführen,<br />

welche Funktionen die Budgetierung<br />

in <strong>de</strong>m Unternehmen erfüllt. Im<br />

Anschluss gilt es, <strong>de</strong>n Ist-Zustand mit<br />

<strong>de</strong>n zwölf Gestaltungsprinzipien <strong>de</strong>s<br />

„Beyond Budgeting“-Mo<strong>de</strong>lls als Soll-<br />

Zustand abzugleichen.<br />

Dies liefert wichtige Erkenntnisse über<br />

die Ansatzpunkte und Priorisierung <strong>de</strong>r<br />

weiteren Vorgehensweise, welche sich<br />

in Abhängigkeit <strong>de</strong>r Größenordnung <strong>de</strong>r<br />

Abweichung bestimmt. Da <strong>de</strong>r Schlüssel<br />

zu einer effektiveren Organisation in <strong>de</strong>r<br />

Abschaffung <strong>de</strong>r fixierten Leistungsvereinbarungen<br />

liegt, sollte dies zu Beginn<br />

je<strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungsmaßnahme stehen.<br />

Da sämtliche Gestaltungsprinzipien<br />

darauf ausgerichtet sind, dass die Mitarbeiter<br />

eigenverantwortlich im Team<br />

han<strong>de</strong>ln und <strong>de</strong>r Informations- und Kommunikationsfluss<br />

gesteigert wird, ist die<br />

Aufgabe von HR neben <strong>de</strong>r Prozessbegleitung<br />

auch die aktive Gestaltung dieser<br />

Prozesse.<br />

Dem Abbau von Unsicherheiten sowie<br />

<strong>de</strong>m sensiblen Umgang mit <strong>de</strong>r Transformation<br />

sollte ein hoher Stellenwert eingeräumt<br />

wer<strong>de</strong>n, da „Beyond Budgeting“<br />

auch eine Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Vergütungssowie<br />

<strong>de</strong>r Machtstruktur nach sich zieht.<br />

Daher sind Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong> zu erwarten.<br />

Nach <strong>de</strong>r vollständigen Transformation<br />

wird ein Großteil <strong>de</strong>r HR-Tätigkeiten<br />

in die einzelnen Netzwerkzellen verlagert.<br />

So braucht es keine zentrale Personalplanung<br />

mehr, son<strong>de</strong>rn die einzelnen<br />

Zellen entschei<strong>de</strong>n, wann sie welche<br />

Mitarbeiter einstellen. Die Entscheidung<br />

über die Einstellung eines neuen Mitarbeiters<br />

erfolgt durch das Team ohne externe<br />

Beeinflussung.<br />

Die Rolle <strong>de</strong>r Personalabteilung<br />

Die Aufgabe <strong>de</strong>r (zentralen) Personalabteilung<br />

besteht darin, die Netzwerke mit<br />

spezialisierten Leistungen bei Personalfragen<br />

zu unterstützen. Diese wer<strong>de</strong>n<br />

vom internen Kun<strong>de</strong>n nachgefragt o<strong>de</strong>r<br />

speziell angeboten. So fokussiert sich<br />

HR auf strategische Fragen. Einerseits<br />

hinterfragt die Personalabteilung ständig<br />

die Leitplanken <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lns und<br />

<strong>de</strong>finiert mit <strong>de</strong>n Teams eine einheitliche<br />

Basis für die Vielfalt. An<strong>de</strong>rerseits fragt<br />

sie: Mit welchen Inhalten können wir die<br />

Arbeit <strong>de</strong>r Teams verbessern?<br />

Florian Ebert<br />

ist Inhaber von Fenance<br />

Controlling Systems in<br />

Aschaffenburg.<br />

personalmagazin 06 / 12

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