Mehr Freiheit wagen - Haufe.de
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Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
42<br />
PERSONALDIAGNOSTIK<br />
„Gib <strong>de</strong>m Affen Zucker“<br />
FEATURE. Immer mehr Unternehmen setzen auf das Reiss-Profil in <strong>de</strong>r Personaldiagnostik.<br />
Ein Selbstversuch brachte unserer Autorin erstaunliche Erkenntnisse.<br />
Von Bärbel Schwertfeger<br />
Die Fragen nerven. „Ich habe<br />
immer großen Appetit“, „Essen<br />
ist eine meiner täglichen Lieblingsbeschäftigungen“<br />
o<strong>de</strong>r<br />
„Ich liebe Desserts und Nachspeisen“.<br />
Was hat das alles bitte mit <strong>de</strong>m Beruf zu<br />
tun? Wer die 128 Fragen <strong>de</strong>r Business-<br />
Version <strong>de</strong>s Reiss-Profils ausfüllt, reibt<br />
sich verwun<strong>de</strong>rt die Augen. Viele Fragen<br />
haben – zumin<strong>de</strong>st auf <strong>de</strong>n ersten Blick<br />
– aber auch gar nichts mit <strong>de</strong>m Berufsleben<br />
zu tun, son<strong>de</strong>rn betreffen höchst<br />
private Aspekte. Zu<strong>de</strong>m zielen manche<br />
Fragen stark auf soziale Normen. Wer<br />
stimmt schon <strong>de</strong>r Frage „Wenn ich wütend<br />
wer<strong>de</strong>, dann schlage ich zurück“ voll<br />
zu, wenn er sich für einen Job bewirbt?<br />
Auswertung: Schnell und überraschend<br />
16 Motive soll <strong>de</strong>r Test messen, darunter<br />
Neugier, Anerkennung, I<strong>de</strong>alismus,<br />
Rache und Kampf sowie Schönheit und<br />
Essen. Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Onlinefragebogen<br />
beantwortet wur<strong>de</strong>, erfolgt das Auswertungsgespräch<br />
mit Thomas Staller, ausnahmsweise<br />
telefonisch. Meist wird es<br />
persönlich durchgeführt. 13 Minuten<br />
vor <strong>de</strong>m Gesprächstermin schickt mir<br />
<strong>de</strong>r geschäftsführen<strong>de</strong> Gesellschafter<br />
<strong>de</strong>r Reiss Profile Germany GmbH mein<br />
Profil per E-Mail inklusive einer 44-seitigen<br />
persönlichen Auswertung. Warum<br />
habe ich das nicht früher bekommen?<br />
„Wir wollen nicht, dass sich <strong>de</strong>r Klient<br />
vor <strong>de</strong>m Gespräch zu stark mit <strong>de</strong>n Unterlagen<br />
beschäftigt“, erklärt Staller,<br />
selbst zertifizierter Reiss-Profile-Master.<br />
„Das hat mit unseren Qualitätsrichtli-<br />
nien zu tun.“ Nachvollziehbar fin<strong>de</strong> ich<br />
das nicht. Denn hätte ich die Auswertung<br />
vorher genau durchgelesen, hätte<br />
ich auch gezielter nachfragen können.<br />
Aber vielleicht ist das ja gera<strong>de</strong> nicht gewünscht.<br />
So kann man zumin<strong>de</strong>st <strong>de</strong>n<br />
Überraschungseffekt besser nutzen.<br />
„Wichtig ist: Das sind keine Aussagen<br />
über Ihre Fähigkeiten“, erklärt <strong>de</strong>r Diplom-Mathematiker.<br />
„Was ermittelt wur<strong>de</strong>,<br />
ist Ihre Wertewelt.“ Der US-Psychologe<br />
Steven Reiss habe herausgefun<strong>de</strong>n, was<br />
<strong>de</strong>n Menschen kulturübergreifend wichtig<br />
ist, und diese Motive seien weitestgehend<br />
unverän<strong>de</strong>rliche Wesenszüge.<br />
Was nun? Motive, Werte o<strong>de</strong>r vielleicht<br />
doch eher Interessen? Nacheinan<strong>de</strong>r geht<br />
Staller je<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r 16 Motive mit mir durch,<br />
beginnend mit <strong>de</strong>n am stärksten ausgeprägten<br />
Motiven – hier wer<strong>de</strong>n sie nicht<br />
komplett und in einer an<strong>de</strong>ren Reihenfolge<br />
dargestellt.<br />
Bärbel Schwertfeger zweifelt am Testergebnis.<br />
Was wird geprüft:<br />
Motivation o<strong>de</strong>r Werte?<br />
Beim Motiv „Anerkennung“ gehe es<br />
darum, wie ein Mensch sein positives<br />
Selbstbild aufbaut, erklärt Staller, zu<strong>de</strong>m<br />
Inhaber <strong>de</strong>r Kirschstall Führungsund<br />
Kommunikationsberatung in Berlin.<br />
Je niedriger das Motiv ausgeprägt sei,<br />
<strong>de</strong>sto weniger sei er abhängig vom Lob<br />
an<strong>de</strong>rer. Ich brauche angeblich kein Lob,<br />
weil ich „nicht meine Persönlichkeit infrage<br />
stelle, wenn es ausbleibt“. Aber für<br />
Führungskräfte kann das schlecht sein.<br />
Ihnen gehe dann vielleicht die Emotion<br />
ab, wie sich ein ehrliches Lob „in Bezug<br />
zum Aufbau <strong>de</strong>s Selbstbilds“ anfühlt, so<br />
Staller. Das könne für an<strong>de</strong>re sehr <strong>de</strong>motivierend<br />
sein. Gera<strong>de</strong> für Führungskräfte<br />
sei es wichtig, ihre eigene Wertewelt<br />
zu erkennen. Denn schließlich gehe je<strong>de</strong>r<br />
immer zu sehr von sich selbst aus<br />
und das komme beim an<strong>de</strong>ren nicht<br />
immer gut an. Wenn man dagegen auch<br />
die Wertewelt <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren kenne, könne<br />
man passgenaue Kommunikations- und<br />
Handlungsweisen einsetzen. Das sei <strong>de</strong>r<br />
große Vorteil <strong>de</strong>s Reiss-Profils. Nur warum<br />
heißt das Motivationsprofil, wenn<br />
es um Werte geht?<br />
Beim Motiv „Status“ wird gemessen,<br />
wie wichtig die soziale Stellung für einen<br />
Menschen ist. „Status heißt, elitär sein“,<br />
© HELGA KAINDL<br />
personalmagazin 06 / 12