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Klinoskop 3/2010 - Klinikum Chemnitz

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Wieder Hören mit neuer Technik<br />

Erste Applikation eines teilimplantierbaren Hörgerätes in <strong>Chemnitz</strong><br />

Am 26. Mai <strong>2010</strong> fand im OP-Saal 8 der<br />

Klinik für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie<br />

eine kleine Sensation statt. Wir<br />

implantierten dort das erste Hörgerät vom<br />

Typ der „Vibrant Soundbridge“.<br />

Übersicht über das semiimplantierbare System<br />

„Vibrant soundbridge“<br />

Ein derartiges System ist Patienten vorbehalten,<br />

die mit normalen Hörgeräten<br />

aus audiologischen oder medizinischen<br />

Gründen nicht zurechtkommen. So können<br />

bei Benutzung herkömmlicher Hörgeräte<br />

mitunter Rückkopplungseffekte, ein unzureichender<br />

Klangeindruck mit mangelnder<br />

Sprachdiskrimination oder rezidivierende<br />

Entzündungen in Gehörgang und Mittelohr<br />

auftreten. Wenn derartige Probleme bei Hörgeräteträgern<br />

bestehen, kann die Implantation<br />

eines Hörgerätes erwogen werden.<br />

Externer und interner Teil<br />

Das von uns favorisierte System ist ein teilimplantierbares<br />

Hörgerät: Es besteht aus<br />

einem externen und einem internen Anteil,<br />

letzterer muss operativ implantiert werden.<br />

Der interne Anteil VORP (Vibrating Occicula<br />

Prosthesis) besteht aus einer Empfangsspule,<br />

einem Draht und einem zylinderförmigen<br />

Schwingkörper FMT (Floating Mass<br />

Transducer), der nur wenige Millimeter groß<br />

ist. Um ihn im Patienten zu implantieren,<br />

muss eine klassische Mastoidektomie mit<br />

Eröffnung der Paukenhöhle erfolgen. Dann<br />

wird der FMT direkt an die Gehörknöchelchenkette<br />

geklemmt, der Draht liegt in der<br />

Mastoidhöhle und die Empfängerspule wird<br />

in einer unter der Haut gelegenen Tasche<br />

hinter der Ohrmuschel angebracht.<br />

Anpassung nach<br />

der Operation<br />

Der externe Anteil besteht aus einem Mikrophon,<br />

einem Signalprozessor und einer Sendespule.<br />

Er wird außerhalb des Körpers auf<br />

der hinter dem Ohr gelegenen Haut getragen.<br />

Dort wird er durch einen Magneten in seiner<br />

Position gehalten. Die eigentliche Hörgeräteanpassung,<br />

also die Einstellung des Gerätes,<br />

erfolgt dann einige Wochen nach dem<br />

OP-Termin. Nach erfolgter Geräteeinstellung<br />

wird das akustische Signal dann über das<br />

Mikrophon empfangen, in ein elektrisches<br />

Signal umgewandelt, über eine Sendespule<br />

auf die Empfängerspule unterhalb der<br />

Haut übertragen und schließlich durch den<br />

Draht auf den FMT übertragen, der dann die<br />

elektrische Energie wieder in mechanische<br />

Energie in Form von Vibrationen umwandelt.<br />

Die so erzeugten Vibrationen werden auf die<br />

Gehörknöchelchen übertragen und es kommt<br />

zu einer verstärkten Auslenkung der Steigbügelfußplatte,<br />

so dass auch eine verstärkte<br />

Wanderwelle im Innenohr erzeugt wird.<br />

Problemloser Eingriff<br />

Die Operation bei unserem ersten Patienten<br />

verlief völlig problemlos. Der Eingriff ist für<br />

HNO-Chirurgen, die über eine langjährige<br />

Der FMT (floating mass transducer) ist bereits platziert.<br />

Er befindet sich unterhalb des Amboss-Steigbügelgelenks.<br />

Die Empfangsspule liegt unterhalb der Haut hinter<br />

dem Ohr. Sichtbar ist der in einem knöchernen Bett<br />

befindliche Übergang von der Empfangsspule zum – in<br />

der Mastoidhöhle liegenden – Draht.<br />

Fotos/Grafik (3): Klinik für HNO-Heilkunde<br />

Erfahrung in der Mittelohrchirurgie verfügen,<br />

ohne Weiteres durchführbar und entspricht<br />

etwa der OP-Technik, die auch beim Cochlear<br />

Implant zur Anwendung kommt. Wir hoffen, in<br />

der Zukunft noch weiteren Patienten mit derartigen<br />

Hörsystemen helfen zu können.<br />

Prof. Dr. med. habil. Jens Oeken<br />

Klinik für HNO-Heilkunde, Kopf- und<br />

Halschirurgie<br />

<strong>Klinikum</strong> <strong>Chemnitz</strong><br />

G e s u n d h e i t & M e d i z i n 33

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