Klinoskop 3/2010 - Klinikum Chemnitz
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„Es ist toll, wenn mir Patienten, die ich vor 20 Jahren<br />
behandelt habe, heute ihre eigenen Kinder vorstellen“<br />
20 Jahre <strong>Chemnitz</strong>er Elternverein für krebskranke Kinder<br />
Gemeinsam haben Mitglieder, Familien<br />
erkrankter Kinder und ehemalige Patienten<br />
am 26. Juni das 20-jährige Bestehen des<br />
Elternvereins krebskranker Kinder mit einem<br />
Familienfest gefeiert. Seit 1990 betreuen<br />
Vorstand und ehrenamtliche Mitglieder Kinder<br />
und deren Familien auf ihrem Weg von<br />
der schrecklichen Diagnose, über die oft<br />
lange währende Behandlungszeit zurück ins<br />
Leben.<br />
Die schwierige Diagnose<br />
und die Hilfe<br />
Auch Jessica Rudolph und ihre Familie haben<br />
auf dem Sportplatz des CFC am Neubauernweg<br />
mitgefeiert. Ein halbes Jahr<br />
nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus<br />
trat Jessica beim Familienfest wieder<br />
mit ihrer Kindertanzgruppe aus Sayda auf.<br />
Zu Beginn des vergangenen Jahres wurde<br />
bei der heute Elfjährigen eine Krebserkrankung<br />
festgestellt. Ihre Tochter hatte sich im<br />
Sportunterricht wehgetan, erklärt Mutter<br />
Peggy Rudolph. Beim anschließenden Röntgen<br />
wurde ein Tumor im Bein entdeckt. Nach<br />
der Zufallsdiagnose verbrachte Jessica ein<br />
Jahr in der Kinder-Onkologie der Klinik für<br />
Kinder- und Jugendmedizin im <strong>Klinikum</strong><br />
<strong>Chemnitz</strong>. Gleich zu Beginn der Behandlung<br />
hatte Oberarzt André Hofmann, selbst Vorstandsmitglied<br />
des Vereins, der Familie den<br />
Elternverein empfohlen. „Damals hatte ich<br />
dafür den Kopf noch zu voll“, erinnert sich<br />
Peggy Rudolph. Ihr Mann sei dann zum wöchentlichen<br />
Mittagessen in das Elternhaus<br />
nahe der Klinik gegangen. „Es hat geholfen,<br />
sich mit Menschen zu unterhalten, die das<br />
Gleiche durchgemacht haben“, erzählt Maik<br />
Rudolph.<br />
Ich bin krank<br />
Aber auch die betroffenen Kinder selbst erhalten<br />
über die Jugendgruppe und die Gruppe<br />
für junge Erwachsene ab 18 Jahren die<br />
Möglichkeit, sich mit Gleichaltrigen über<br />
ihre Erfahrungen auszutauschen. Jessica<br />
hat sich in ihrer Zeit im Krankenhaus mit<br />
Tina Friede, der Leiterin der Ü18-Gruppe,<br />
angefreundet. „In der Gruppe muss man<br />
sich nicht erklären, Außenstehende reagieren<br />
anders wenn man sagt: Ich bin krank“,<br />
erklärt die 20-jährige Tina die besondere<br />
Verbundenheit der Jugendlichen. Sie selbst<br />
gilt fünf Jahre nach ihrer Erkrankung an<br />
Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich sprach auf dem abendlichen Festakt im <strong>Chemnitz</strong>er Schlossberg-<br />
Museum. Foto: Elternverein<br />
Lymphknotenkrebs als geheilt.<br />
Gründungsmitglied Ingrid Krause, die bis zu<br />
ihrer Pensionierung im Jahr 2008, Oberärztin<br />
auf der Kinderkrebsstation war, erinnert<br />
sich noch wie vor 20 Jahren alles begann:<br />
Den Anstoß zur Gründung des Vereins gaben<br />
Stationsärzte, Schwestern und Eltern. Mit<br />
einer überwältigenden Resonanz auf den<br />
Aufruf einer betroffenen Mutter gründeten<br />
rund 200 Eltern, Mediziner und Freiwillige<br />
noch am Tag ihrer ersten Zusammenkunft<br />
den Verein.<br />
So weit gekommen<br />
Krause ist begeistert, wie sich der Verein<br />
seit damals entwickelt hat und dieser<br />
Prozess nach vor nie stehengeblieben ist.<br />
Durch den medizinischen Fortschritt nehmen<br />
Nachsorge und die Reintegration der<br />
Jugendlichen glücklicherweise einen immer<br />
größeren Stellenwert in der Vereinstätigkeit<br />
ein. An diesem sonnigen Nachmittag findet<br />
Krause kaum Zeit etwas zu trinken. Immer<br />
wieder wird sie von ehemaligen Patienten in<br />
Gespräche verwickelt. Sie freut sich: „Es ist<br />
toll, wenn mir ehemalige Patienten, die ich<br />
vor 20 Jahren behandelt habe, heute ihre eigenen<br />
Kinder vorstellen.“<br />
Bei der abendlichen Festveranstaltung im<br />
Schlossbergmuseum <strong>Chemnitz</strong> war auch<br />
Die Kindertanzgruppe Mini-Dance-Company aus Sayda<br />
kurz vor ihrem Auftritt. In ihrer Mitte: Jessica Rudolph<br />
(mit Mütze), ein halbes Jahr nach ihrem Krankenhausaufenthalt<br />
tanzt sie wieder mit. Foto: Seidel<br />
Stanislaw Tillich zu Gast. „Der Verein wurde<br />
gegründet, um Menschen Hilfe zu geben,<br />
die Hilfe brauchen“, wurde der Sächsische<br />
Ministerpräsident in der Freien Presse zitiert.<br />
„Wir hatten damals Träume, aber wir<br />
hatten keine Ahnung… Ich hätte niemals<br />
geglaubt, dass wir so weit kommen“, so der<br />
Gründungsvorsitzende Günter Spielvogel im<br />
gleichen Medium. Schöner und einfacher<br />
kann man es nicht ausdrücken.<br />
Anna-Maria Reinhold/red