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Klinoskop 3/2010 - Klinikum Chemnitz

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Impressionen aus dem schönen wie schwierigen Land<br />

Ruanda und aus dem Alltag der Schumanns.<br />

Fotos (6): privat<br />

genheit zu erfahren. Andernfalls, weiß Thomas<br />

Schumann, werden Kinder, die infolge<br />

des Völkermordes Mitte der 1990er Jahre<br />

oder durch Aids und Tuberkulose ihre Eltern<br />

verloren haben, zwar häufig von anderen<br />

Familienangehörigen aufgenommen, jedoch<br />

meist als billige Arbeitskräfte ausgenutzt.<br />

Ein Sterben in Würde<br />

Weitere Angebote sind Kinyarwanda-Unterricht<br />

für Analphabeten, Englisch-Unterricht,<br />

Schulungen für Trauma-Bewältigung<br />

und Ausbildung zum Seelsorger für andere<br />

traumatisierte Menschen. Geplant ist zudem,<br />

mehr Betreuer für die Waisenkinder<br />

anzustellen, so dass die Arbeit in kleineren<br />

Gruppen stattfinden kann. In einem noch<br />

zu errichtenden Gebäude soll ein Bereich<br />

für Schwerkranke und Sterbende ohne Verwandtschaft<br />

eingerichtet werden, um ihnen<br />

ein Sterben in Würde zu ermöglichen. Außerdem<br />

sind Unterkünfte für eine Kurzzeitunterbringung<br />

in Notsituationen geplant.<br />

Betroffene sollen hier drei bis zehn Tage<br />

bleiben können, um sich zum Beispiel vom<br />

ersten Schock der HIV-Diagnose oder einer<br />

Vergewaltigung erholen und neu orientieren<br />

zu können.<br />

Skepsis zu Beginn<br />

Als sein Sohn ihm von dem Entschluss erzählt<br />

habe, nach Ruanda zu gehen, seien<br />

er und seine Frau zunächst nicht besonders<br />

begeistert gewesen, gibt Lothar Schumann<br />

zu. „Wir haben ihm keine Steine in den Weg<br />

gelegt oder ihm davon abgeraten. Kinder<br />

haben ein Recht darauf, ihr eigenes Leben<br />

zu leben. Aber skeptisch waren wir schon.“<br />

Zumal klar war, dass die Familie für ihren<br />

drei Jahre währenden Aufenthalt einige<br />

Brücken hinter sich abbrechen würde.<br />

Die Schumanns haben ihre Wohnung in<br />

Oelsnitz im Erzgebirge aufgelöst. Auch ihre<br />

Arbeit am <strong>Klinikum</strong> <strong>Chemnitz</strong> ruht für diese<br />

Zeit. Aber als eine Unterbrechung der Karriere<br />

sieht Thomas Schumann das nicht:<br />

„Bei dieser Arbeit hier lernt man viel dazu:<br />

Personalplanung, Personalführung, Weiterbildung,<br />

Organisation der Arbeitsabläufe,<br />

Dokumentation, Sprachkenntnisse und eine<br />

große Portion Lebenserfahrung“, zählt der<br />

Krankenpfleger auf. Seine Eltern sehen dieses<br />

Projekt heute auch mit anderen Augen:<br />

„Eine tolle Sache“, sagt Vater Lothar. Davon<br />

haben sie sich kürzlich bei einem sechswöchigen<br />

Besuch in Ruanda selbst überzeugen<br />

können.<br />

Rückkehr 2012<br />

Die Rückkehr nach Deutschland liegt<br />

zwar mit August 2012 noch in weiter Ferne.<br />

Dennoch wissen die Schumanns jetzt<br />

schon, worauf sie sich am meisten freuen:<br />

„Auf unsere Familie, die Freunde und die<br />

christliche Gemeinde“, sagt Thomas Schumann.<br />

Denn in Ruanda sei ihnen bewusst<br />

geworden, wie wichtig und schön es doch<br />

ist, die gleiche Sprache zu sprechen, um<br />

einerseits Missverständnisse zu vermeiden<br />

oder auszuräumen, und andererseits den<br />

für das Wohlbefinden so wichtigen geistigen<br />

Austausch zu bekommen. Und doch sei<br />

der Familie klar: „Wenn wir wissen, dass es<br />

Gottes Weg für uns ist, würden wir uns wieder<br />

für einen humanitären Einsatz melden.“<br />

Sandra Czabania<br />

Die Organisation Christliche Fachkräfte<br />

international (CFI) mit Sitz in Stuttgart<br />

ist bei ihrer Arbeit auf Spenden angewiesen.<br />

Wer möchte, kann mit einem Beitrag<br />

die Oelsnitzer Familie Schumann direkt<br />

unterstützen:<br />

CFI, EKK eG Filiale Stuttgart, BLZ 520 604<br />

10, Kontonummer 415 901, Verwendungszweck:<br />

Familie Schumann.<br />

Mehr Informationen im Internet unter<br />

www.gottes-liebe-weltweit.de<br />

Ruanda und der Völkermord<br />

Ruanda ist ein dicht bevölkerter Binnenstaat<br />

in Ostafrika. Wegen seiner in weiten<br />

Teilen hügeligen Landschaft wird es<br />

auch „Land der 1000 Hügel“ genannt. Die<br />

Hauptstadt ist Kigali. Die Landessprachen<br />

sind Englisch, Französisch und Kinyarwanda.<br />

Auf 26.500 Quadratkilometern leben<br />

rund 9 Millionen Einwohner. Von 1884 bis<br />

1916 war Ruanda eine deutsche Kolonie.<br />

1962 erhielt es seine Unabhängigkeit von<br />

Belgien. Als das wohl einschneidendste<br />

geschichtliche Ereignis des Landes in der<br />

jüngsten Vergangenheit gilt der Völkermord<br />

der Hutu-Mehrheit an der Tutsi-Minderheit.<br />

So wurden von April bis Juli 1994 innerhalb<br />

von etwa 100 Tagen zwischen 800.000 und<br />

1.000.000 Million Menschen gezielt umgebracht.<br />

Unter den Folgen leidet das Land<br />

bis heute.<br />

K u l t u r & S o z i a l e s<br />

61

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