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Klinoskop 3/2010 - Klinikum Chemnitz

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es durch Sponsoring möglich ist. Theater<br />

braucht Geld, und man begibt sich durch<br />

das „freie Geld“ oder Sponsoren in eine<br />

größere Abhängigkeit als durch den Staat.<br />

Der lässt uns ja alle Freiheiten, das ist<br />

auch das Einmalige und das Wunderbare<br />

im deutschsprachigen Theatersystem.<br />

Mit Castorf schon mal ein Bier trinken<br />

gewesen?<br />

Oh ja, in Mexiko. Wir waren zusammen auf<br />

einem Gastspiel, und man hat sich immer<br />

getroffen. Ich schätze ihn als einen ganz<br />

großen Regisseur – nach wie vor, auch wenn<br />

er im Moment vielleicht etwas kriselt, aber<br />

man sollte nicht alles glauben, was in der<br />

Berliner Kritik steht.<br />

Warum hat er Sie nie in die Volksbühne<br />

eingeladen, bei ihm was zu machen?<br />

Es gab mal einen Versuch… Aber ich glaube,<br />

die Volksbühne wäre nicht mein Haus.<br />

Es ist schon gut, dass es Häuser gibt, wo<br />

ich nicht unbedingt arbeiten will und die<br />

ich trotzdem hochgradig schätze.<br />

Im Großraum L. A. sollen rund 200.000<br />

Schauspieler gemeldet sein. Wann hat<br />

Berlin diese Zahl erreicht?<br />

Ich hoffe, dass diese Zahl in Berlin nie erreicht<br />

wird, weil dann die meisten Schauspieler<br />

als Bedienungen in den Lokalen<br />

arbeiten und sich unmöglich aufführen<br />

würden (Thalheimer lacht).<br />

Sie selbst können es sich leisten, auf das<br />

Dasein als Bühnenschauspieler zu verzichten.<br />

Was müsste kommen, um wieder in die<br />

studierte Profession einzusteigen?<br />

Meine Lust müsste wieder kommen, noch<br />

mal auf die Bühne zu gehen.<br />

Dann vielleicht eine französische Filmproduktion<br />

– etwas mit Daniel Autieul, das<br />

würde gehen?<br />

Ja, das würde gehen.<br />

Wer inszeniert, nimmt Rache – in Abwandlung<br />

des Zitats „Wer schreibt, nimmt<br />

Rache“ von Gregor von Rezzori.<br />

Sagen wir mal so: Egal, welche künstleri-<br />

sche Arbeit man macht, man tut das nie<br />

aus einem Glücksgefühl heraus, sondern<br />

eher aus einem Schmerz. Für den Schmerz,<br />

den man empfindet – so verstehe ich seinen<br />

Satz – für diesen Schmerz möchte man sich<br />

rächen.<br />

Mal bei einem dieser üblichen Interviews<br />

mit „Warum haben Sie das gemacht?“<br />

gelogen oder etwas ausgedacht, um seine<br />

Ruhe zu haben?<br />

Nein, gelogen nie. Aber ich habe Interviews<br />

abgebrochen, bin aufgestanden und weggegangen.<br />

Aber zum größten Teil langweilen<br />

mich Interviews, wenn man sie gibt und<br />

wenn man sie liest. Das ist ja so enttäuschend<br />

im Feuilleton, wie dumm doch die<br />

meisten Journalisten sind.<br />

Warum gibt es keine Theatergroßkritiker<br />

mehr in Deutschland?<br />

Stadelmaier würde ich schon als Großkritiker<br />

bezeichnen.<br />

Aber Personalien wie Polgar oder Kerr<br />

erscheinen doch heute undenkbar?<br />

Das wohl. Ich kann’s nicht erklären. In der<br />

Kritik ist vieles traurig.<br />

Trotzdem mal eine Rezension geliebt,<br />

irgendwann, ein Text, der Ihnen etwas<br />

bedeutete – warum auch immer?<br />

Über „Liliom“ damals, einige.<br />

Findet man mal jemanden, der Stücke von<br />

Yasmina Reza als unwitzig, als geradezu<br />

debil empfindet?<br />

Ja, mich. Ich bin da angstfrei. Kleingeistiges<br />

Bürgertum sind diese Stücke.<br />

Warum soll selbst im Burgtheater in der<br />

Saison zu 2011 ein neues Stück von Yasmina<br />

Reza aufgeführt werden?<br />

Erfolg macht korrumpierbar.<br />

Junge Frauen werfen sich gern kalkuliert<br />

an die Macher heran. Welchen Platz nimmt<br />

dieses Rollenspiel im Theater ein?<br />

Bei mir gar keins. Da bin ich absolut<br />

resistent.<br />

7. Sponsorenlauf für das <strong>Chemnitz</strong>er Hospiz<br />

Der Hospiz- und Palliativdienst <strong>Chemnitz</strong> e. V. lädt alle Interessierten<br />

zum 7. Sponsorenlauf mit anschließendem Vereinsfest am 27. August<br />

<strong>2010</strong> ein. Start ist 16.30 Uhr im Hospizhof am Am Karbel 61. Die<br />

Läufer sollten bitte eine Dreiviertelstunde vor dem Start am Ort sein.<br />

Angelika Schmieder und Carmen Rakutt<br />

Koordinatorinnen<br />

Allein zu sein heißt, ganz man selbst zu<br />

sein, offenbarte sich Fellini. Sie sind sicher<br />

ein Typ fürs Alleinsein.<br />

Ich bin gern allein. Aber das hat damit zu,<br />

dass ich in meinem Beruf ständig mit vielen<br />

Menschen zusammen bin und mich mit ihnen<br />

einlassen muss und das auch möchte.<br />

Und da ist man dann auch mal gern allein.<br />

Ihr Lieblingskünstler in der bildenden<br />

Kunst – lebend und tot.<br />

Beuys. Beuys.<br />

Enthält das Vergangene irgendeine Lehre<br />

für die Zukunft?<br />

Immer. Ohne Vergangenheit keine Zukunft,<br />

und ohne Vergangenheit wird man immer<br />

dieselben Fehler machen. Ohne Gestern<br />

kein Morgen. So einfach.<br />

Nach Berlin, dem Dramaten in Stockholm,<br />

jetzt Paris und demnächst dem Burgtheater<br />

käme an sich London oder etwas in<br />

dieser Art. Kann es jetzt überhaupt noch<br />

weitergehen?<br />

Jetzt kommt Kopenhagen, Stockholm<br />

kommt wieder, New York als Gastspiel. Es<br />

ist eine schöne Bereicherung für mich, einmal<br />

im Jahr ein Schauspiel im Ausland zu<br />

inszenieren.<br />

Gibt es mehr Geld als in Deutschland?<br />

Nein. Man verdient aus Gründen der steuerlichen<br />

Situation wohl ein klein wenig besser,<br />

aber das Interessante ist letztlich die<br />

Arbeit an bestimmten Häusern.<br />

Warum verschanzen sich in aller Regel<br />

ehemals erfolgreiche Intendanten in ihren<br />

Theatern wie in einem Gefechtsunterstand?<br />

Aus Angst, unbedeutend zu werden.<br />

Könnte Ihnen das auch mal widerfahren?<br />

Ich hoffe nein. Aber es kann jedem<br />

passieren.<br />

Interview: Uwe Kreißig<br />

Eine Version des Interviews mit Michael<br />

Thalheimer erschien am 25. Juni <strong>2010</strong> in der<br />

Freien Presse. Wir danken für die freundliche<br />

Kooperation.<br />

Interessierte Läufer, Sponsoren und Helfer melden sich bitte an:<br />

Tel. 0371/5601511 oder per<br />

Mail: ambulant@hospiz-chemnitz.de<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.hospiz-chemnitz.de<br />

P e r s o n e n & Fa k t e n<br />

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