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Ernst Teichmann, Pfarrer vom Waldfriedhof Halbe

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Bei seinem ersten Besuch im Sommer 1947 suchte <strong>Ernst</strong> <strong>Teichmann</strong> mit<br />

Hilfe Ortsansässiger in den Gärten, Wäldern und Feldern Hinweise auf<br />

Kriegsgräber. Er begann sich mit verschiedenen in der Kriegsgräberfürsorge<br />

erfahrenen Institutionen in Verbindung zu setzen, gleichzeitig die<br />

Grabstätten zu markieren, zu numerieren und zu kartieren. Viele Bürgerinnen<br />

und Bürger, auch Heranwachsende, aus <strong>Halbe</strong> und Umgebung<br />

gingen dem <strong>Pfarrer</strong> dabei zur Seite. In den folgenden drei Jahren fuhr er<br />

immer wieder nach <strong>Halbe</strong> und setzte dort seine Arbeit fort. Sie stellte einen<br />

wesentlichen Grundstock für die Anlage des <strong>Waldfriedhof</strong>s dar.<br />

Nachdem die Entscheidung der Landesregierung für die Anlage des<br />

Friedhofs gefallen war, und die Evangelische Kirche beschlossen hatte,<br />

die freie Gemeindepfarrstelle in <strong>Halbe</strong> mit <strong>Ernst</strong> <strong>Teichmann</strong> zu besetzen,<br />

zog er mit seiner Familie im Sommer 1951 in das Pfarrhaus ein.<br />

Seine Familie war inzwischen größer geworden: 1948 wurde die zweite<br />

Tochter Friedegard geboren. Ebenfalls zogen seine Schwiegereltern<br />

mit in das Pfarrhaus.<br />

Die Kirche und das Pfarrhaus waren bei den Kämpfen im April 1945<br />

stark zerstört worden. In der ersten Zeit war die Familie mit Aufräum- und<br />

Instandsetzungsarbeiten beschäftigt. Am 1. November 1951 begannen<br />

die Umbettungen zum <strong>Waldfriedhof</strong>, und diese verlangten zugleich <strong>Teichmann</strong>s<br />

volles Engagement. Neben seiner Tätigkeit als Gemeindepfarrer in<br />

<strong>Halbe</strong> und stellvertretender Superintendent während der sechziger Jahre,<br />

galt seine Aufmerksamkeit von Anfang an den Kriegstoten in <strong>Halbe</strong> und<br />

deren Angehörigen. Die seelsorgerische Betreuung der Hinterbliebenen<br />

sah er als seine zentrale Aufgabe als Geistlicher in einem Ort mit dieser<br />

großen Kriegsgräberstätte an. Für viele Überlebende des Krieges, die vor<br />

allem mit dem Wiederaufbau ihrer eigenen Existenz, oft nach Flucht und<br />

Vertreibung, beschäftigt waren, ist das Engagement <strong>Ernst</strong> <strong>Teichmann</strong>s<br />

nicht immer verständlich gewesen. Sie verstanden manchmal nicht seine<br />

Beharrlichkeit bei der Bergung und Umbettung der Toten, die Akribie, die<br />

er darauf verwandte, alle Indizien, die zur Identifizierung eines Toten<br />

führen könnten, gewissenhaft zu sichern. Später, in den sechziger Jahren,<br />

war es seine Mahnung an die Gemeinde, die sandsteinernen Grabplatten<br />

zu reinigen, da die Witterung zu einer Zerstörung der Schrift beitrug<br />

und der Friedhofspflege die notwendige Aufmerksamkeit zu widmen. Die<br />

Kritik des damaligen Bürgermeisters kam prägnant in dessen Formel zum<br />

Ausdruck: ‚Während sich der <strong>Pfarrer</strong> um die Toten bemühe, wäre er ein<br />

Bürgermeister der Lebenden‘. Dabei wurde verkannt, daß für die Angehörigen<br />

der Vermißten und Toten, die seelsorgerische Betreuung auf-<br />

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