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Ernst Teichmann, Pfarrer vom Waldfriedhof Halbe

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zuläßt, ist jetzt im Voranschlag das letzte und beste, was wir noch daraus<br />

machen können. Auch für diesen Vorschlag bin ich dem Bezirk<br />

Frankfurt/Oder von mir aus und im Namen der Angehörigen der auf<br />

dem Stadtfriedhof in Storkow/Mark bestatteten Kriegsopfer dankbar.<br />

Nur bei Wulkow/Booßen habe ich aus meinen eigenen Erfahrungen<br />

und aus sehr mitmenschlichen Gründen große Bedenken! Da der Bezirk<br />

Frankfurt/Oder von seinem ursprünglichen Plan (lt. Schreiben <strong>vom</strong><br />

15.7.77), Namenstafeln für das Jahr 1978 anfertigen zu lassen, was in<br />

der gedachten Form sicher sehr schwer durchführbar gewesen wäre,<br />

abgekommen ist, nun aber der „Einfachheit halber“ nur noch eine seelenlose<br />

Numerierung gelten lassen wollte, habe ich, wie ich meine, berechtigte,<br />

Bedenken angemeldet, weil ich an viele Menschen denke, die<br />

heute noch sehr traurig sind und mit ihren Gedanken immer noch und<br />

mit sehr viel Liebe die Gräber ihrer Männer, Söhne und Väter suchen.<br />

Als Beweis dafür möchte ich gleich den Besuch einer 79 Jahre alten Ehefrau<br />

mit ihren 3 Kindern und 1 Schwiegertochter erwähnen, die am Gesprächstag<br />

(31.10.80) wieder einmal unsere Gäste waren, und andere,<br />

die gerade eine Woche vorher ebenfalls bei uns waren (ebenfalls 5 Gäste).<br />

So könnte ich rückschauend noch viele Gäste und Besucher aufzählen,<br />

die in diesem Jahr und in allen Jahren bei uns waren. Manche<br />

kommen in jedem Jahr regelmäßig wieder. Unsere Gäste- und Hausbücher<br />

stehen Ihnen als Anschauungsmittel jederzeit zur Verfügung.<br />

Und alle, die noch den Grabstein „Unbekannt“ vor sich sahen, weil<br />

eine Entschlüsselung der Erkennungsmarke erst viel später erfolgte, baten<br />

immer wieder sehr herzlich um eine namentliche Beschriftung des<br />

Grabsteines, was ihnen auch, das möchte ich besonders dankbar erwähnen,<br />

gewährt wurde. Das wiederholt sich immer wieder und ist<br />

auch verständlich. Sollte das nun in Wulkow anders sein? Sind es nicht<br />

die gleichen Menschen mit der gleichen persönlichen Last aus unserer<br />

unglücklichen Vergangenheit? Ich wollte unsere Gäste am 31.10.80 so<br />

nicht auch noch mit ins Gespräch hineinziehen, sonst hätten unsere<br />

staatlichen Vertreter gleich an Ort und Stelle die unmittelbare Reaktion<br />

auf diese Frage testen können.<br />

Der Bezirk Frankfurt/Oder argumentiert dagegen, daß ihnen keiner<br />

bisher gesagt hätte: Sie vermißten die Namenstafeln! Das ist schon aus<br />

den genannten Gründen und den Umständen nach nicht überzeugend,<br />

zumal alle meine Erfahrungen entgegengesetzt, und ich denke<br />

für Nachdenkliche auch glaubwürdig, sind. In Wulkow waren ja aus<br />

sehr verständlichen Gründen (...) noch nicht viele Angehörige auf dem<br />

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