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Ernst Teichmann, Pfarrer vom Waldfriedhof Halbe

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Besucher des Friedhofes waren etwas verunsichert, weil die Grabnummern<br />

(wahrscheinlich zwangsweise) oft sehr eng und manchmal auf kleinem<br />

Raum doppelseitig gesteckt wurden. Obwohl ich erklärte, daß nach so langer<br />

Zeit die sterblichen Überreste eines Menschen gering sind, bleiben<br />

Zweifel zurück, zumal auch noch die Anfragen wegen der neuen Grabnummern<br />

hinhaltend oder in den meisten Fällen wie eine geheime Angelegenheit<br />

überhaupt nicht beantwortet wurden (...).<br />

Zu der Friedhofsanlage in Wulkow b. Booßen muß ich sagen: Der<br />

Feldstein ist in Form und Gestaltung gut und angemessen, wenn nicht<br />

auf dem ganzen Rasenfeld nur Nummern gesteckt wären (...). Das macht<br />

nämlich die äußerlich saubere Anlage unpersönlich und problematisch<br />

und erweckt einen trostlosen Eindruck. Einwohner von Wulkow sagen,<br />

daß die Namen der früheren Gefallenen von Wulkow entfernt wurden<br />

und wahrscheinlich überhaupt keine Namenstafeln mehr aufgestellt werden<br />

sollen. Amtliche Briefe aber sagen aus: „Die namentliche Kennzeichnung<br />

ist für das Jahr 1978 vorgesehen“ (...). Wenn das nicht mehr<br />

geschehen soll, frage ich: Warum hat man dann ringsherum Bänke aufgestellt?<br />

Soll die Mutter eines Gefallenen erst einmal mühsam die neue<br />

Grabnummer erfragen und dann (wenn überhaupt) etwa die Antwort erhalten:<br />

„Dein Sohn ist die Nr. 375“? Soll sie sich vor diese Nummer stellen<br />

und sich zum Schluß müde und traurig auf eine dieser Bänke setzen,<br />

die vielen weißen Nummern vor Augen haben und denken: Alle diese Toten<br />

hatten einmal einen Namen, auch mein Sohn, und jetzt ist nicht nur<br />

sein Leben, sondern auch sein Name ausgelöscht worden!<br />

Ich habe zwar schon schlecht gepflegte Grabanlagen gesehen, aber einen<br />

in seinem Ausdruck so trostlosen Friedhof bisher noch nicht gefunden!<br />

Es kann alles schlicht und einfach sein, ich meine sogar: Die Schönheit unseres<br />

<strong>Waldfriedhof</strong>es in <strong>Halbe</strong> mit seinen 22.000 Kriegsopfern liegt gerade<br />

in seiner Schlichtheit und Einfachheit (...). Warum nur in <strong>Halbe</strong>?<br />

Der Friedhof im ehemaligen Gutspark von Wulkow macht entgegen<br />

der Ankündigung des Bezirkes Frankfurt/Oder <strong>vom</strong> 16.8.1976 (...) den<br />

Eindruck, als ob es erst Vorbereitungen zu einer Fertigstellung der Anlage<br />

sind - und das seit 1975. Eine „völlige Übereinstimmung“ zwischen<br />

dem Bezirk und mir kann ich leider nicht feststellen! (...)<br />

Und das Sichausschweigen auf meine letzten Fragen erweckt nun<br />

auch in mir Zweifel, obwohl damit keinem geholfen wäre und ich hier<br />

bloß noch versuchen möchte, dem Friedhof in Wulkow ein vertrauenerweckendes<br />

Gesicht zu erhalten!!, damit nicht auch noch Mißtrauen<br />

und neues Herzeleid unter uns entsteht.<br />

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