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Ernst Teichmann, Pfarrer vom Waldfriedhof Halbe

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Benachrichtigung der Angehörigen ein, oft gegen die Verschleppungstaktik<br />

zuständiger DDR-Behörden. Über die WASt im Westteil Berlins sowie<br />

die Gräberfürsorge der Evangelischen Kirche, die in engem Kontakt<br />

zum VDK standen, suchte der <strong>Pfarrer</strong> an die Informationen zu gelangen,<br />

die ihm von staatlicher Seite verwehrt wurden. In einem mehrseitigen<br />

Beitrag für die Friedhofskommission in <strong>Halbe</strong> - ein Gremium, welches erst<br />

1964 zur Begleitung des Friedhofs gegründet und das leider nur einige<br />

Jahre Bestand hatte - resümierte <strong>Teichmann</strong> Mitte der sechziger Jahre die<br />

Anlage und Entwicklung des <strong>Waldfriedhof</strong>s kritisch. Mängel sah er nicht<br />

nur im nachlassenden Pflegezustand, sondern besonders im redlichen<br />

Umgang mit den Namen der Toten während der anhaltenden Zubettungen<br />

von Kriegsgräbern nach <strong>Halbe</strong>. Anläßlich des 25. Jahrestages des<br />

Kriegsendes wandte sich <strong>Pfarrer</strong> <strong>Teichmann</strong> im April 1970 an die Angehörigen<br />

von Gefallenen aus dem <strong>Halbe</strong>r Kessel. Der Brief sollte in alle<br />

Teile Deutschlands versandt werden und die Angehörigen einladen, der<br />

Toten und des Kriegsendes an den Gräbern von <strong>Halbe</strong> zu gedenken.<br />

Die Hinterbliebenen in ihrem Schmerz und ihrer Trauer lagen dem<br />

<strong>Pfarrer</strong> auf besondere Weise am Herzen. Zu vielen Menschen, ob aus<br />

Ost- oder Westdeutschland, Österreich, Ungarn und der ČSSR, entstanden<br />

enge und herzliche Bande. An sie schrieb <strong>Ernst</strong> <strong>Teichmann</strong> im Laufe<br />

der Jahre tausende Briefe, empfing im Pfarrhaus <strong>Halbe</strong> hunderte Besucher.<br />

Die Jahresbilanz für 1979 umfaßte allein 1.117 „Briefe, die Gräberfürsorge<br />

betreffend“, also Postsendungen an Angehörige und zuständige<br />

Stellen. Im gleichen Jahr betreuten er und seine Familie auf dem<br />

<strong>Waldfriedhof</strong> bzw. im Pfarrhaus mehr als 150 Besucher. Zwei Eintragungen<br />

aus dem Gästebuch des Hauses: „Nach vielen Jahren besuchte ich<br />

als Überlebende der letzten Schlacht bei <strong>Halbe</strong> die Grabstellen meiner gefallenen<br />

Mitmenschen zum ersten Male. Besten Dank der Familie <strong>Teichmann</strong><br />

für ihre freundliche Aufnahme. Das nächste Mal bringe ich alle<br />

meine Angehörigen mit“, schrieb eine Frau aus Leipzig. Eine Besucherin<br />

aus Mannheim notierte: „Zum zweiten Male war ich am Grab meines lieben<br />

Sohnes und holte mir seelischen Frieden. Im Hause <strong>Teichmann</strong> wurde<br />

mir soviel Liebe und Fürsorge geschenkt, daß ich mit tiefer Dankbarkeit<br />

abreise.“ <strong>Ernst</strong> <strong>Teichmann</strong>s Anteilnahme und Fürsorge gehörte allen<br />

Bestatteten und ihren Hinterbliebenen.<br />

Innerhalb eines Berichts anläßlich des 20jährigen Bestehens des <strong>Waldfriedhof</strong>s<br />

setzte sich der <strong>Pfarrer</strong> Anfang der siebziger Jahre für die von der<br />

Wehrmachtsjustiz hingerichteten und in <strong>Halbe</strong> bestatteten Soldaten ein.<br />

Staatliche Stelle der DDR reagierten zunächst auf <strong>Teichmann</strong>s Hinweise<br />

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