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Ernst Teichmann, Pfarrer vom Waldfriedhof Halbe

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Bericht 1:<br />

In Storkow/Mark (Postleitzahl: 1233), Kreis Beeskow, Bezirk Frankfurt/Oder,<br />

hat man den Soldatenfriedhof „Am Küchensee“ aus sehr<br />

notwendigen Gründen aufgelöst und die Toten, die alle - bis auf 24<br />

Ausnahmen, die in Einzelgräber gelegt wurden, weil sie privat gepflegt<br />

wurden - namentlich bekannt waren und Einzelgräber mit Namenssteinen<br />

hatten (...) in einem einzigen, verhältnismäßig sehr kleinen Gemeinschaftsgrab<br />

vereinigt, was im Volksmund bezeichnenderweise den<br />

treffenden, aber nicht gerade schönen Beinamen „das Knochenloch“<br />

erhalten hat. Vorgeschlagen wurde damals von mir, diese Kriegsopfer<br />

nach <strong>Halbe</strong> umzubetten, wo sie im Rahmen einer geordneten kommunalen<br />

Gräberbetreuung (staatlich finanziert) auch als Einzelgräber in<br />

flachen Gräberfeldern laufend gepflegt worden wären. Über die Zahl<br />

von 398 (davon nur 8 Unbekannte) hinaus hat man 62 Tote bei Beginn<br />

der Arbeiten nach <strong>Halbe</strong> umgebettet (Grabfeld III, Reihe 10, M 712 =<br />

40 Tote, davon 39 bekannt, 1 unbekannt - Grabfeld III, Reihe 9, M 713<br />

= 8 Tote, unbekannt, und Grabfeld III, Reihe 10, M 714 = 4 Tote, unbekannt).<br />

Sie haben in <strong>Halbe</strong> wenigstens, soweit sie bekannt waren, ihre Namen<br />

auf den Grabsteinen erhalten, und ihre Grabanlagen werden gepflegt.<br />

Wahrscheinlich kam bei dieser etwas unbequemen Arbeit kein anderer<br />

Gedanke mehr auf als der, daß man es „einfacher und billiger“, wenn<br />

auch nicht sehr menschenfreundlich, machen könnte; und damit war<br />

dann auch der Plan fertig, bloß noch ein sehr tiefes Loch zu graben und<br />

die sterblichen Überreste der Toten in ihm wie Abfälle zu versenken.<br />

Obwohl beim Rat der Stadt Storkow/Mark eine Namensliste vorlag,<br />

stellte man einen Gedenkstein auf mit der völlig unrichtigen und irrtümlichen<br />

Beschriftung: „Hier ruhen unbekannte Männer, Frauen und<br />

Kinder, die durch den Zweiten Weltkrieg in Storkow verstarben.“ (...)<br />

Aber die Toten, für die diese Inschrift gilt, liegen auf einem anderen Teil<br />

des Soldatenfriedhofes, als wirklich Unbekannte!<br />

Angehörige aus der Bundesrepublik Deutschland, die die ehemaligen<br />

Gräber <strong>vom</strong> „Friedhof am Küchensee“ besuchen wollten, haben in ihrer<br />

Enttäuschung und Traurigkeit die Absicht geäußert, an ihre Regierung<br />

heranzutreten, um sie um Verhandlungen mit unserer Regierung zu bitten,<br />

daß eine Kupfertafel mit sämtlichen Namen der Toten <strong>vom</strong> Küchensee<br />

gegossen und aufgestellt werden darf, um damit noch etwas gutzumachen,<br />

was in diesem Falle überhaupt noch gutzumachen geht. Ich habe<br />

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