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Ernst Teichmann, Pfarrer vom Waldfriedhof Halbe

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Andacht am Ewigkeitssonntag auf dem Friedhof in Schlepzig, Kr. Lübben: 14<br />

Wir haben uns hier vor den Gräbern der Kriegsopfer zu einem Augenblick<br />

des Gedenkens und der Besinnung zusammengefunden und hören<br />

miteinander für diese Stunde das Wort aus dem Römerbrief Kap. 12, 18:<br />

„Ist es möglich, soviel an Euch ist, so habt mit allen Menschen Frieden!“<br />

Liebe Gemeinde! So oft ich über Euren Gottesacker hier gegangen<br />

bin, habe ich mich gefreut, mit welcher Liebe Ihr die Gräber Eurer Familienangehörigen<br />

geschmückt und gepflegt habt. Ich möchte diesen<br />

Satz noch einmal etwas anders, aber auch mit Liebe sagen: So oft ich<br />

über Euren Friedhof gegangen bin, war ich etwas traurig, weil im Gegensatz<br />

zu Euren gepflegten Gräbern die Grabstätte unserer hier in<br />

Schlepzig Gefallenen ungepflegt und verlassen war. Mit dem heutigen<br />

Tag wird Euch diese Gedenk- und Mahnstätte in der Hoffnung übergeben,<br />

daß sie nun auch mit Liebe von Euch gepflegt wird. Wir wollen<br />

(und können auch nicht) an dieser Stelle von Helden reden, sondern<br />

von Menschen, die Soldaten sein und sterben mußten, während ihre<br />

Familien zu Hause auf ihre Heimkehr gewartet haben. Auch in Schlepzig<br />

haben viele Familien vergeblich auf die Heimkehr ihrer Männer und<br />

Söhne gewartet. Während wir hier in Liebe ihrer gedenken, mahnen sie<br />

und alle Kriegsopfer uns, für den Frieden zu leben. Denn unsere Welt<br />

von heute ist schon wieder <strong>vom</strong> Lärm der Panzer und Flugzeuge erfüllt<br />

und von der Angst, ein neuer und viel grausamerer Atomkrieg könnte<br />

uns und die ganze Welt sinnlos vernichten.<br />

Vielleicht werdet Ihr jetzt fragen: Was können und sollen wir denn hier<br />

tun? - Das Bibelwort, das ich eben verlesen habe, will uns eine Antwort<br />

geben und eine Wegweisung für uns sein, wenn es uns sehr eindringlich<br />

sagt: „Soviel an Euch ist, habt mit allen Menschen Frieden!“ Es wird oft -<br />

und ich meine sogar viel zu oft - <strong>vom</strong> Frieden geredet. Wir sollten vielmehr<br />

in Frieden miteinander leben. Das sollte schon in unseren Familien, in unserer<br />

Nachbarschaft und in unserer Gemeinde anfangen und im praktischen<br />

Leben und Wirken der Politiker in aller Welt nicht aufhören.<br />

Wenn dieser Augenblick hier nicht nur eine Gedenkstunde, sondern<br />

auch ein Tag der Besinnung mit dem Blick auf unsere Zukunft und auf<br />

die Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder sein soll, dann müssen wir<br />

dieses Wort tief in unseren Herzen hören. D.h.: Es muß um Jesu Christi<br />

willen auch heute und hier etwas geschehen und praktisch beginnen,<br />

wenn es nicht eine verlorene Stunde sein soll nämlich: daß Nachbarn,<br />

die im Streit miteinander leben und sich aus dem Wege gehen,<br />

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