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Cornelia Domaschke / Daniela Fuchs-Frotscher / Günter Wehner

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Die schlesische Stadt Breslau war also einer der Geburtsorte der KPO und<br />

wurde zu einer ihrer Hochburgen. Doch bis heute existiert keine systematische<br />

Untersuchung der kommunistischen Opposition in der Region – ebenso ist die<br />

Geschichte der schlesischen KPD vor 1933 wenig erforscht. 5 Dieser Beitrag versucht,<br />

die Entwicklung der dortigen kommunistischen Opposition in ihren Grundzügen<br />

darzustellen.<br />

Ein geteilter Bezirk<br />

Der KPD-Bezirk Schlesien blickte auf eine bewegte Geschichte zurück. Die Region<br />

hatte sich schon früh zu einem wichtigen Industriestandort entwickelt, vor<br />

allem für die Leinenproduktion. Dementsprechend existierte dort im 19. Jahrhundert<br />

eine kampfbereite und selbstbewusste Arbeiterbewegung. Zu dieser Zeit war<br />

Schlesien, so Arno Herzig, »die unruhigste Provinz Preußens«, wofür der Weberaufstand<br />

von 1844 nur das berühmteste Beispiel ist. 6<br />

Doch im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts erlebte Schlesien einen deutlichen<br />

Niedergang, vor allem nachdem 1922 große Teile des oberschlesischen Industriegebiets<br />

an Polen gegangen waren. Die Wirtschaft der Region verlor durch die<br />

neue Randlage erheblich an Kraft und Bedeutung, was vor allem die Einwohner<br />

der an der Oder liegenden Ortschaften zu spüren bekamen. Nur zeitweilig konnten<br />

Hilfsprogramme wie der Dawes-Plan die Situation mildern. Vor allem die 1929<br />

beginnende Weltwirtschaftskrise machte sich in Schlesien deutlich bemerkbar und<br />

führte zu einer Radikalisierung der Bevölkerung, von der hauptsächlich die Nazis<br />

profitierten. 7<br />

Zu Beginn der Weimarer Republik wurde Schlesien geteilt. Fortan bildeten<br />

zwei preußische Provinzen das Gebiet. Der größere Westteil mit der Hauptstadt<br />

Breslau hieß nun Niederschlesien, aus dem bisherigen Regierungsbezirk Oppeln<br />

im Osten wurde die Provinz Oberschlesien. Strukturell unterschieden sich die beiden<br />

Gebiete deutlich voneinander. Niederschlesien war eher landwirtschaftlich<br />

geprägt und eine Hochburg der Sozialdemokratie, die bis 1932 stets den Oberprä-<br />

5 Siehe Helmut Neubach: Parteiengeschichte, in: Joachim Bahlcke (Hg.): Historische Schlesienforschung. Methoden,<br />

Themen und Perspektiven zwischen traditioneller Landesgeschichtsschreibung und moderner Kulturwissenschaft,<br />

Köln u. a. 2005, S. 267-292, hier S. 277; Klaus Woinar: Die Organisation der KPD in Oberschlesien<br />

(1933–1938), in: <strong>Cornelia</strong> <strong>Domaschke</strong> u. a. (Hg.): Nationalsozialismus und antifaschistischer Widerstand<br />

in Schlesien. In memoriam Fred Löwenberg, Berlin 2009, S. 113-122, hier S. 113. Einige Fakten zur KPD in<br />

Oberschlesien hat Ulrich Eumann in seiner Sozialgeschichte der Partei zusammengetragen. Er vergleicht dort<br />

Oberschlesien mit vier weiteren KPD-Bezirken: Ulrich Eumann: Eigenwillige Kohorten der Revolution. Zur<br />

regionalen Sozialgeschichte des Kommunismus in der Weimarer Republik, Frankfurt a. M. 2007.<br />

6 Arno Herzig: Wirtschafts- und Sozialgeschichte, in: Joachim Bahlcke (Hg.): Historische Schlesienforschung,<br />

S. 159-184, hier S. 176.<br />

7 Ebenda, S. 173.<br />

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