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Cornelia Domaschke / Daniela Fuchs-Frotscher / Günter Wehner

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<strong>Daniela</strong> <strong>Fuchs</strong>-<strong>Frotscher</strong><br />

Zwischen antifaschistischem Widerstand<br />

und Heimatverlust –<br />

die Breslauer Familie Löwenberg<br />

Die Löwenbergs waren zwei ungleiche Brüder – ginge man nur nach Äußerlichkeiten<br />

und Temperament. Ferdinand, genannt Fred, geboren 1923 1 , war ein Energiebündel<br />

und Organisationstalent, spontan und redegewandt. Seine Extrovertiertheit<br />

diente ihm oft als Schutzmantel, um bestimmte Erlebnisse im tiefsten Innern<br />

zu verschließen. Der zwei Jahre jüngere Martin ist dagegen ruhig und zurückhaltend,<br />

seine Äußerungen überlegend und abwägend. Die Brüder waren bis zum<br />

Tode von Fred im Jahre 2004 einander eng verbunden. Martin sagt über Fred: »Er<br />

war der beste Bruder! Überall hat er mich mit hin geschleppt.« 2 Ein Leben lang haben<br />

beide unermüdlich gegen Rassismus und Antisemitismus gekämpft. In vielen<br />

Schülergesprächen und Vorträgen haben sie über ihre Erlebnisse gesprochen und<br />

besonders über die Gefahren, die von Neonazis ausgehen, aufgeklärt.<br />

Eine kurze Kindheit<br />

Die Eltern der beiden Brüder, Katharina, geborene Scheer und Julius Löwenberg,<br />

waren Sozialdemokraten und hatten sich bei gemeinsamer politischer Arbeit<br />

Anfang der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts kennengelernt. Während der<br />

Reichstagswahlen von 1924 und 1929 konnte die SPD eine solide Mehrheit in<br />

Niederschlesien erringen, bevor auch hier der braune Mob Einzug hielt. Bei den<br />

Reichstagswahlen im Juli 1932 erreichte die NSDAP in Breslau bereits 43,5 Prozent<br />

der Stimmen. Am 5. März 1933 errang die Nazipartei die absolute Mehrheit<br />

in der Stadt. Diese entwickelte sich schon zu Beginn der Hitlerdiktatur zu einer<br />

ihrer Hochburgen. 3<br />

Der aus Posen stammende Julius Löwenberg war Postschaffner im Innendienst.<br />

Diese verbeamtete Stellung verdankte er seinem Frontkämpfereinsatz im Ersten<br />

1 Urzad Miejski Wroclawia, Urzad Stanu Cywilnego: Auszug aus dem Geburtenregister Breslaus Nr. 623/1923/V –<br />

Löwenberg, Ferdinand Hermann.<br />

2 Interview der Autorin mit Martin Löwenberg am 22. und 23. Juli 2009 in München.<br />

3 Norman Davies / Roger Moorhouse: Breslau. Die Blume Europas. Die Geschichte einer mitteleuropäischen Stadt,<br />

München 2002 / 2005, S. 417 f.<br />

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