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Cornelia Domaschke / Daniela Fuchs-Frotscher / Günter Wehner

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In der Nacht vom 2. zum 3. Dezember 1930 wurde das Schloss Jäschkowitz,<br />

18 Kilometer südöstlich von Breslau gelegen, von Polizei-Einheiten gestürmt;<br />

etwa 300 der hier angetroffenen ca. 400 Angehörigen der »Sturm-Abteilungen«<br />

der NSDAP (SA) wurden vorläufig festgenommen und in das Polizeipräsidium<br />

nach Breslau verbracht. Bei der Erstürmung des Schlosses wurden anscheinend<br />

vom Schlossturm aus auch mehrere Schüsse auf die Polizei abgegeben. 29 Der zuständige<br />

Breslauer Oberstaatsanwalt berichtete noch am 3. Dezember dem preußischen<br />

Justizminister: »Die Nationalsozialisten, die offenbar zu einem Propagandamarsch,<br />

zum Teil uniformiert, feldmarschmäßig ausgerüstet und bewaffnet waren,<br />

hatten im Schlosse des Gutspächters von Oelffen Unterkunft bezogen. Die Polizei<br />

hat dort eine Menge von Waffen, darunter einige scharf geladene Karabiner, ferner<br />

Pistolen, Handgranaten, Munition sowie Hieb- und Stichwaffen aller Art vorgefunden<br />

und beschlagnahmt.« 30 Am darauf folgenden Tag ergänzte und präzisierte<br />

die Strafverfolgungsbehörde ihren Bericht dahingehend, dass die Räumlichkeiten<br />

im Schloss offenbar kasernenartig hergerichtet waren. Insgesamt habe die Polizei<br />

»3 Militärgewehre, 3 Karabiner, 2 Jagdgewehre, 3 Teschings, 21 Revolver und<br />

Pistolen, 2 Schreckschusspistolen, 2 Leuchtpistolen, 3 Handgranaten, 3 Übungshandgranaten,<br />

517 Stück Militärpatronen, 80 Gewehrpatronen, 362 Stück Pistolen-<br />

und Revolvermunition, 1 Sprengkapsel, 22 Seitengewehre, 55 Dolche und<br />

Messer, 36 Gummiknüppel und Totschläger, 6 Schlagringe« 31 sichergestellt. Es<br />

seien außerdem 700 Stahlhelme aufgefunden worden.<br />

Zwei Fragen waren in dieser Sache zunächst zu klären: Weshalb waren zu diesem<br />

Zeitpunkt derartig viele SA-Männer im Schloss Jäschkowitz untergebracht?<br />

Und vor allem: Woher stammten die beschlagnahmten Waffen?<br />

Bei den Befragungen der Staatsanwaltschaft Breslau behaupteten die Nazis,<br />

dass sie darüber informiert worden seien, in der Nacht vom 2. zum 3. Dezember<br />

von Kommunisten »in ihren Wohnungen ausgehoben« zu werden. Am Vorabend<br />

der Zusammenkunft des Reichstages sollte damit ein Signal gegeben werden, um<br />

»Unruhen« anzuzetteln. 32 Auch der Gutspächter von Oelffen sagte aus, ihm seien<br />

Gerüchte zu Ohren gekommen, denen zufolge durch »linksradikale Kreise Gefahren<br />

für die persönliche Sicherheit und das Leben junger Nationalsozialisten« 33<br />

bestanden hätten. Bekannt sei ihm, dass vom Reichsbanner, der Wehrorganisation<br />

der SPD, Bedrohungen für die NSDAP und den Stahlhelm ausgingen. 34 Er habe<br />

29 Eine entsprechende Meldung verbreitete die »Schlesische Volkszeitung«, Nr. 282, 20.6.1931: »Das ›Schlachtfest‹<br />

im Schloss Jäschkowitz«, deren Ausgabe sich in den Akten befindet. Siehe ebenda, Bl. 102.<br />

30 Ebenda, Bl. 1.<br />

31 Ebenda, Bl. 2 ff.<br />

32 Ebenda, Bl. 44 f.<br />

33 Ebenda, Bl. 4.<br />

34 Ebenda, Bl. 28.<br />

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