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Cornelia Domaschke / Daniela Fuchs-Frotscher / Günter Wehner

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das Konzentrationslager Sachsenhausen gesperrt. Er ist dort am 11. Oktober 1944<br />

mit dreiundzwanzig Kampfgefährten erschossen worden.<br />

Bereits in den ersten Tagen der NS-Diktatur verlor die schlesische SAP ihren<br />

wichtigsten Funktionär, den prominenten Breslauer Arbeiterführer Dr. jur. Ernst<br />

Eckstein. Der beliebte Rechtsanwalt war Vorsitzender der SPD in Breslau und<br />

gehörte 1931 zu den Gründungsmitgliedern der SAP in Deutschland. Unter seiner<br />

Leitung als Vorsitzender der Bezirksleitung Mittelschlesien stieg die SAP in<br />

Schlesien zur zweitgrößten Bezirkseinheit nach der SAP in Sachsen auf. Der Breslauer<br />

Arbeiterfunktionär wurde bereits in der Nacht des Reichstagsbrandes am<br />

27./28. Februar 1933 verhaftet und starb nach unmenschlichen Misshandlungen<br />

am 8. Mai 1933. Die Ermordung Ecksteins blieb nicht ohne Folgen für die braunen<br />

Machthaber. In breit angelegten Flugblattaktionen wurden die Breslauer Bürger<br />

über den Mord informiert und aufgeklärt. Diese illegale Propagandaarbeit lenkte<br />

das Augenmerk der Gestapo auf die Akteure. Im Juli 1933 kam es zu umfangreichen<br />

Verhaftungen von SAP-Mitgliedern, die den Nachfolger von Ernst Eckstein,<br />

August Enderle, zur Emigration zwangen. Durch seine Flucht entstand zwar eine<br />

weitere Lücke in den Reihen der Breslauer SAP, aber es kam nicht zu dem von<br />

der Gestapo erhofften Stillstand des antifaschistischen Widerstandes in der Stadt.<br />

Vorsichtig gingen die verbliebenen SAP-Mitglieder daran, sich erneut illegal zu<br />

sammeln. Aus Sicherheitsgründen wurden nur die weitgehend unbekannten ehemaligen<br />

Parteimitglieder in die illegalen Dreiergruppen aufgenommen. Bekannte<br />

Funktionäre wurden in legale Organisationen, z. B. Sport- und Musikvereine, eingeschleust,<br />

um dort politisch zu wirken. Die illegale Arbeit wurde auf das Herstellen<br />

und Verbreiten von Druckschriften konzentriert. Die selbst hergestellten<br />

Flugschriften wurden vorwiegend in Breslau, Liegnitz und Brieg verbreitet. Unter<br />

Leitung des Funktionärs Walter Fabian konnten die Breslauer Antifaschisten aus<br />

der SAP auch die Verbindung zur illegalen Reichsleitung der SAP in Berlin aufnehmen.<br />

Nach monatelangen Recherchen gelang es der Gestapo, im August 1933<br />

einen Teil der illegalen SAP-Gruppe aufzudecken und zu verhaften.<br />

Dazu zählten: Bernhard Kollei, Gerhard Schwarz, Walter Rosenstein, Karl<br />

Dachale, Emil Marquardt, Georg und Reinhold Schuler, Alfred Oder, Friedrich<br />

Simon, Walter Gerlach, Emilie Rollnik, Wilhelm Schäfer, Marie Hartig und Karl<br />

Kretschmer – alle aus Breslau.<br />

Im Folgenden wird die Anklage anhand eines längeren Zitats ausführlich dargestellt;<br />

am 20. Dezember 1933 klagte der Generalstaatsanwalt des Oberlandesgerichts<br />

in Breslau auf Hochverrat<br />

»Gegen<br />

1. den Schriftsetzer Bernhard Kollei aus Breslau, Forckenbeckstr. 7, geb. am<br />

15. Aug. 1913 hier in Untersuchungshaft,<br />

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