24.11.2012 Aufrufe

Cornelia Domaschke / Daniela Fuchs-Frotscher / Günter Wehner

Cornelia Domaschke / Daniela Fuchs-Frotscher / Günter Wehner

Cornelia Domaschke / Daniela Fuchs-Frotscher / Günter Wehner

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

190<br />

Die Ereignisse sprechen nur scheinbar für die Ungläubigen, in Wirklichkeit sprechen<br />

sie für uns, wie ich bewiesen habe. Wenn die Antichristen uns heut von<br />

allen Seiten ankündigen, dass nach dem Kriege – der übrigens gar nicht mehr<br />

aufhören wird, bis dies alles geschehen ist – eine Revolution gegen die Pfaffen<br />

kommt, dann können wir nur sagen: Wenn euch das Beispiel Spaniens nicht genügt,<br />

dann müsst ihr die Konsequenzen ziehen!<br />

Es ist jedenfalls ein schlimmes Zeichen für den Unglauben, wenn sein Auftreten<br />

und sein Sturz bereits vor mehr als 100 Jahren angekündigt worden ist.<br />

[…]<br />

Der Angeklagte Scholl erhielt von einem katholischen Geistlichen(,) z. Zt.<br />

Schütze(n), Alois Stigler(,) der im Dorf im Quartier lag, im April 1941 je ein Stück<br />

der beiden Schriften. Gegen Stigler hat der Oberreichsanwalt beim Volksgerichtshof<br />

das Verfahren eingestellt, da ihm nicht mit hinreichender Sicherheit<br />

nachgewiesen werden konnte, dass er bei der Weitergabe der Schriften des<br />

Cierpke mit dem Vorsatz gehandelt hat, hochverräterische Bestrebungen zu<br />

fördern oder herabwürdigende Äußerungen gegen die nationalsozialistische<br />

Staatsführung einem weiteren Personenkreis zugänglich zu machen.<br />

Stigler hatte dem Angeklagten Scholl schon vorher von Cierpke erzählt und ihm<br />

berichtet, dass es sich um einen Menschen handle, der sehr merkwürdige Träume<br />

habe. Als er ihn sodann wieder einmal aufsuchte, brachte er ihm die beiden<br />

Schriften zum Lesen mit. Scholl hat die Schriften durchgelesen. Wie er angibt,<br />

kamen ihm bei der Lektüre derselben Bedenken darüber, dass der Inhalt der<br />

Schriften für den Verfasser gefährlich sei. Als er sodann gelegentlich nach Schebitz<br />

zu dem ihm seit Jahren befreundeten Mitangeklagten, dem Pfarrer Bänsch,<br />

fuhr, nahm er die Schriften auf die Reise mit und übergab sie diesem zur Lektüre,<br />

er erklärte dabei, er halte die Schriften für etwas sehr Sonderbares, gab auch<br />

in kurzen Worten eine Inhaltsübersicht über die Schriften. Nach den Angaben<br />

des Angeklagten Bänsch verhielt sich Scholl zu dem Inhalt der Schrift aber nicht<br />

ablehnend.<br />

Bänsch las die Schriften ebenfalls durch. Sie interessierten ihn so stark, dass er<br />

sie teilweise abschrieb, mit der Überschrift versah:<br />

»Das Schicksal der protestantischen Kirche und katholischen Religion, in<br />

Deutschland schließlich«<br />

sowie folgenden Zusatz machte:<br />

»Das sind Gedanken eines Hellsehers, die er aufgrund von 9 Gesichten von Februar<br />

1939 bis Januar 1941 entworfen hat (Blut über Ländern, Truppen marschieren,<br />

Polen, Tyroler, Russen, Deutsche.)«<br />

Er machte die Schrift auch seiner in Schebitz wohnhaften, nicht mit angeklag-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!