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Cornelia Domaschke / Daniela Fuchs-Frotscher / Günter Wehner

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neuen kommunistischen Politik war die Ablehnung jeglicher Zusammenarbeit mit<br />

der Sozialdemokratie. Hatte es in der Vergangenheit durchaus gemeinsame Aktivitäten<br />

gegeben – etwa beim Volksentscheid zur Fürstenenteignung im Sommer<br />

1926 –, bekämpfte die KPD nun die SPD als »Hauptfeind«. Zudem beendete die<br />

Partei ihre Mitarbeit in den Freien Gewerkschaften und baute mit der Revolutionären<br />

Gewerkschafts-Opposition (RGO) eine eigene Arbeitnehmerorganisation auf.<br />

Der »rechte« Parteiflügel um den ehemaligen Parteivorsitzenden Heinrich Brandler<br />

kritisierte diesen Kurs massiv und warnte davor, dass sich die Partei isolieren<br />

würde. 34 Außerdem wandte er sich, ähnlich wie die linke Opposition, gegen die<br />

zunehmende Unterordnung der KPD unter die Interessen der KPdSU. 35<br />

Die Parteiführung reagierte abermals mit Parteiausschlüssen und Funktionsenthebungen.<br />

Auch diesmal regte sich Widerstand, wofür der Bezirk Schlesien<br />

ein anschauliches Beispiel ist. Als Hausen als politischer Leiter abgesetzt wurde,<br />

stellte sich laut »Gegen den Strom« die »überwältigende Mehrheit der Breslauer<br />

Funktionäre […] auf den Boden der Opposition und lehnte die Funktionsenthebung<br />

des Gen[ossen] Hausen ab«. 36<br />

Das berichtete auch ein Mitglied der Bezirksleitung: »Tagtäglich finden von<br />

der Opposition unter aktiver Unterstützung von Genossen, die noch Mitglieder der<br />

Partei sind, einberufene Versammlungen statt«, schrieb das Mitglied an das Zentralkomitee<br />

in Berlin. »Besonders stark ist der Einfluss der Opposition in Breslau<br />

selbst. Dort ist die reguläre Parteiarbeit, bisher wenigstens, in den Bezirken Nord,<br />

Süd, Zentrum lahm gelegt.« 37 Auch aus den Städten Landeshut und Gottesberg<br />

(heute: Kamienna Gora und Boguszow) ist ein starker Einfluss der Opposition<br />

überliefert, 38 ebenfalls aus Sagan, Jauer, Penzig und dem Unterbezirk Langenbielau<br />

(Zagan, Jawor, Piensk und Bielawa) 39 sowie der Stadt Liebau (Lubawka),<br />

über die die Bezirksleitung berichtete: »Die Hausengruppe hat hier einen ihrer festesten<br />

Plätze. Die Ortsgruppe ist oppositionell.« 40 Dafür hatten die Rechtskommu-<br />

34 Siehe Bergmann: Gegen den Strom, S. 152-156.<br />

35 Allerdings war die KPO weitaus zurückhaltender in ihrer Kritik an den Entwicklungen in der Sowjetunion. Noch<br />

1936 rechtfertigte sie den Schauprozess gegen Grigori Sinowjew als einen »Akt der berechtigten Abwehr gegen<br />

ein konterrevolutionäres Komplott«. Erst als Anfang 1937 auch dem »rechten« Nikolai Bucharin der Prozess<br />

gemacht wurde, änderte die KPO ihre Position. Vgl. Tjaden: KPO, S. 336; siehe auch Hartmut Beseler: Die<br />

Haltung der KPO zur Sowjetunion hinsichtlich ihrer inneren Systementwicklung, Außenpolitik und Politik im<br />

Rahmen der Kommunistischen Internationale, Berlin 1981.<br />

36 Gegen den Strom. Mitteilungsblatt der KPD, Ortsgr. Breslau (Opposition), Nr. 1, 17.11.1928.<br />

37 Bericht über die Lage der Partei, der R.H., der IAH in Schlesien und Stand der Opposition, [1929], SAPMO<br />

BArch, RY 1, I 3/7/14, Bl. 259-262, hier Bl. 259. Siehe auch Bezirksleitung Schlesien der KPD an das ZK der<br />

KPD, 05.01.1929, SAPMO BArch, RY 1, I 3/7/17, Bl. 179-182.<br />

38 Bezirksleitung Schlesien der KPD an das ZK der KPD, 18.10.1928, SAPMO BArch, RY 1, I 3/7/17, Bl. 145-147,<br />

hier Bl. 145.<br />

39 Bezirksleitung Schlesien der KPD an das ZK der KPD, 05.01.1929, SAPMO BArch, RY 1, I 3/7/17, Bl. 179-182,<br />

hier Bl. 181.<br />

40 Ebenda, Bl. 179.<br />

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