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Cornelia Domaschke / Daniela Fuchs-Frotscher / Günter Wehner

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großes Interesse an der Verschleierung der genauen Umstände hatte, die zur Anlage<br />

der jeweiligen Arsenale und zu den Modalitäten ihrer Verwahrung bei den<br />

als »vertrauenswürdig« erachteten Personen geführt hatten. Die Dunkelziffer der<br />

nicht entdeckten Waffen, Ausrüstungsgegenstände und Munition, so darf gemutmaßt<br />

werden, war sicherlich hoch.<br />

Ein Nazi wählt sich seinen Richter aus –<br />

zum Antisemitismus in Schlesien<br />

Es ist weitgehend bekannt, dass der Antisemitismus zu den konstitutiven Bestandteilen<br />

der Ideologie und Politik der politischen Rechten in der Weimarer Republik<br />

gehörte. 51 Auch in Schlesien, wo die Breslauer jüdische Gemeinde zu den größten<br />

in Deutschland zählte, waren Juden und ihre Einrichtungen häufig die Zielscheibe<br />

antisemitischer Propaganda sowie gewalttätiger Aktionen.<br />

Dass die Justiz auch in diesen Fällen – ähnlich wie bei den Verfahren gegen<br />

Personen, die Waffen und Munition versteckt hatten – größtmögliches Verständnis<br />

und äußerste Milde an den Tag legte, verdeutlicht der Fall des Fritz Waldmann.<br />

Im Zeitraum von August bis Dezember 1929 kursierte in schlesischen Ortschaften,<br />

besonders in den Kreisen Oels, Trebnitz und Guhrau, ein von der NSDAP<br />

vertriebenes antisemitisches Flugblatt. Verfasser dieses massenhaft vertriebenen<br />

Pamphletes war der Organisations- und Propagandaleiter des Bezirks Ostgrenze-<br />

Mitte der Nazipartei, Fritz Waldmann. Die vom Oberstaatsanwalt in Breslau inkriminierten<br />

Passagen des Flugblattes lauteten:<br />

»Der Jude ist auch ein Mensch, so salbadert der rote Bonze, wenn er gezwungenermaßen<br />

einmal über die Judenfrage sprechen muss, über die er sonst gerne<br />

herumgeht, wie die Katze um den heißen Brei. Wer hat das angezweifelt? Der<br />

Floh ist auch ein Tier! aber gewiss kein angenehmes, eben so wenig, wie der<br />

Jude ein angenehmer Mensch ist. Und eben so wenig, wie man den Floh hütet<br />

und beschützt, weil er uns beißt und zwickt, und uns das Blut aussaugt, eben so<br />

wenig hüten und beschützen wir den Juden, denn er beißt und zwickt uns und<br />

saugt wie ein Vampir den letzten Blutstropfen aus unseren Adern.« 52<br />

51 Siehe Walter Mohrmann: Antisemitismus. Ideologie und Geschichte im Kaiserreich und in der Weimarer Re-<br />

Siehe Walter Mohrmann: Antisemitismus. Ideologie und Geschichte im Kaiserreich und in der Weimarer Republik,<br />

Berlin-DDR 1972, S. 88 ff.; Werner Jochmann: Gesellschaftskrise und Judenfeindschaft in Deutschland<br />

1870–1945, 2. Aufl., Hamburg 1991, S. 99 ff. u. 171 ff.; Dirk Walter: Antisemitische Kriminalität und Gewalt.<br />

Judenfeindschaft in der Weimarer Republik, Bonn 1999; <strong>Cornelia</strong> Hecht: Deutsche Juden und Antisemitismus in<br />

der Weimarer Republik, Bonn 2003.<br />

52 GSt PK, I. HA, Rep. 84a, Nr. 54721, Bl. 3 f.<br />

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