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Cornelia Domaschke / Daniela Fuchs-Frotscher / Günter Wehner

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Kommissionsgeschäften. In ihnen verkauften Deutsche, die sich auf die Abreise<br />

aus der Stadt vorbereiteten, ihr bewegliches Vermögen, um Lebensmittel kaufen zu<br />

können. In den Jahren 1945 und 1946 gelang es vielen Händlern, wertvolle Waren<br />

von bedeutendem Wert zu erwerben, in dem sie die Zwangslage der Abreisenden<br />

ausnutzten und Waren wesentlich unter ihrem Wert ankauften. Die auf diese Weise<br />

gekauften Güter veräußerten sie anschließend in Zentralpolen. Viele Geschäfte<br />

waren sogenannte Gemischtwarenläden, die sowohl mit Industrieartikeln als auch<br />

mit Lebensmitteln handelten. Den Umfang der Entwicklung des Handels belegt<br />

die Tatsache, dass Anfang Oktober 1945 in Wroclaw 160 Geschäfte existierten,<br />

Ende 1946 waren es zehnmal mehr, davon 1.250 Lebensmittelgeschäfte. Nach der<br />

Ausreise der Mehrzahl der Deutschen verschwanden viele Kommissionsgeschäfte,<br />

da ihre Versorgungsquellen versiegt waren (Mitte 1946).<br />

Die Wroclawer Geschäfte besaßen im ersten Nachkriegsjahr kaum Schaufenster.<br />

Weil Glas fehlte, wurden Vitrinen und Schaufenster oft mit Sperrholz verkleidet.<br />

Erst im September 1945 entschieden die Behörden, dass die gesamte Produktion<br />

der Walbrzycher Glashütte für Wroclaw bestimmt wurde, damit Fenster und<br />

Vitrinen verglast werden konnten.<br />

Neben den Geschäften wurden sehr schnell die bestehenden Warenhäuser in<br />

Betrieb genommen. Das erste dieses Typs wurde im Oktober 1945 in der ulica<br />

Swidnicka eröffnet. Mit der Zeit kamen weitere hinzu. In den Geschäften und<br />

Magazinen gab es eine Warenfülle. Eine andere Sache war, dass die Preise die<br />

Möglichkeiten eines durchschnittlichen Brotessers oft weit überschritten. Zwei<br />

Faktoren begünstigten die schnelle Entwicklung der Dienstleistungen: die große<br />

Anzahl von Werkstätten – ausgerüstet mit Maschinen, Einrichtungen und Rohstoffen<br />

–, die meistens waren von ihren bisherigen Besitzern verlassen worden und<br />

zum anderen die Gründung der Bank des Vereins der Erwerbsgesellschaften, deren<br />

Hauptziel darin bestand, das Handwerk, den Handel sowie die Kleinindustrie zu<br />

finanzieren. Dank dieser konnten schon 1945 Wäschereien, Uhrmacher, Apotheker,<br />

Glaser, Schneider, Schuster, Friseure, Schornsteinfeger, Leute vom Bau u. a.<br />

ihre Arbeit aufnehmen. Schnell bildeten sich auch Handwerkszünfte. 26<br />

Ende Juni 1945 öffneten Restaurants, Bars und Hotels. Sie entstanden in so<br />

großer Zahl, dass die Stadtverwaltung keine Konzessionen mehr vergeben konnte,<br />

da es einfach zu viele gastronomische Einrichtungen gab. Die Presse bemängelte,<br />

dass in den Lokalen zu viel Wodka getrunken wurde, der als Auslöser für Verbrechen<br />

angesehen wurde.<br />

26 Im Dezember 1946 waren in Wroclaw 185 Schuster-, 136 Schneider-, 116 Friseur- und 44 Uhrmacherbetriebe<br />

tätig. Außerdem boten Handwerker folgende Dienste an: Stempelherstellung, Sanitärinstallationen, Gas-, Klempner-,<br />

Dachdecker-, Buchbinderarbeiten, Fahrradreparaturen, Produktion von Prothesen, Foto-, Vulkanisierarbeiten,<br />

Kosmetik u.v.m.<br />

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