Cornelia Domaschke / Daniela Fuchs-Frotscher / Günter Wehner
Cornelia Domaschke / Daniela Fuchs-Frotscher / Günter Wehner
Cornelia Domaschke / Daniela Fuchs-Frotscher / Günter Wehner
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Walter Schmidt<br />
Widerstand in Auras / Oder, Kreis Wohlau<br />
1933 bis 1945<br />
Eine Geschichte des kleinen Städtchens an der Oder, zumal der neuesten Zeit,<br />
existiert noch nicht. Sie zu schreiben dürfte angesichts der äußerst schmalen<br />
Quellenlage auch sehr schwer sein. Allzu viel ist durch die Kriegseinwirkungen<br />
unwiederbringlich verloren gegangen. Was hier versucht wird, muss bescheiden<br />
bleiben. Die folgende Darstellung will den Widerstand von einzelnen Bewohnern<br />
der Kleinstadt gegen die Naziherrschaft nachzeichnen. Grundlage ist das wenige<br />
überlieferte Material, das einige Quellen und sporadische Publikationen bieten,<br />
eigene biographische Untersuchungen über drei Einwohner von Auras, die der<br />
Naziherrschaft widerstanden haben, schließlich eigene Erinnerungen an den Ort<br />
meiner Kindheit und Jugend und solche von Bekannten und Freunden, die heute<br />
das achte Lebensjahrzehnt erreicht oder gar schon überschritten haben, also in der<br />
zu behandelnden Zeit dem Kindesalter noch nicht entwachsen waren. Folglich<br />
sind es meist nur mehr bruchstückhafte, episodische Erinnerungen aus Erzählungen<br />
der Eltern, die im Gedächtnis der Kinder haften blieben und so auf uns gekommen<br />
sind.<br />
Auras, etwa 20 km nördlich von der schlesischen Hauptstadt Breslau am rechten<br />
Oderufer, am Anfang des großen Oderknies nach Westen gelegen, war die nach<br />
ihrer Bevölkerungszahl kleinste der insgesamt sechs Städte (Wohlau, Steinau,<br />
Winzig, Dyhernfurth, Köben, Auras), die 1932 unter Einschluss des Kreises Steinau<br />
zum gebildeten Groß-Kreis Wohlau gehörten. 1 Das Landstädtchen zählte 1933<br />
1.719 und 1939 1.639 Einwohner, von denen etwa drei Fünftel evangelisch und zwei<br />
Fünftel katholisch waren. Auras hatte ein 1847 umgebautes Rathaus, 2 das die letzten<br />
Kriegseinwirkungen unbeschadet überlebte, eine katholische und eine evangelische<br />
Kirche sowie eine katholische und eine evangelische Schule, die 1940/41 zu<br />
einer einheitlichen nichtkonfessionellen Schule zusammengelegt wurden.<br />
1 Hierzu siehe Richard Juhnke: Wohlau. Geschichte des Fürstentums und des Kreises, Würzburg 1965, S. 105 f.,<br />
264 f., 342, 449, 450; Franz Josef von Gilgenheimb: Kleine Chronik über Auras Kreis Wohlau; Stadt Auras, hg.<br />
von Pfarrer Hoppe, Wiesbaden 1950; Handbuch der historischen Stätten. Schlesien, Stuttgart 1977, S. 8; Heinrich<br />
Bartsch: Die Städte Schlesiens, Frankfurt a. M. 1983, S. 41 f.; Paul Urbanski: Auras in Zahlen und Fakten, o.O.,<br />
O.J.; Klaus Ullmann: Schlesien-Lexikon, Mannheim 1985, S. 24 f.<br />
2 Dazu gibt es eine preußische Akte. GStA PK, I.HA Rep. 77 Tit. 2962 Nr. 4: Das Rathaus von Auras.<br />
165