Cornelia Domaschke / Daniela Fuchs-Frotscher / Günter Wehner
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für einen ständigen Aufenthalt. Ein Teil deklarierte eine polnische Herkunft, um<br />
die Staatsbürgerschaft zu erhalten und bleiben zu können. Einige junge Frauen<br />
heirateten Polen und blieben.<br />
1948 lebten noch 3.000 Deutsche in der Stadt. Viele von ihnen verzichteten<br />
nach der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik auf die polnische<br />
Staatsbürgerschaft und entschieden sich für die Ausreise. Schwierigkeiten mit der<br />
Ausreise hatten oftmals Deutsche, die in Einheiten der Roten Armee und in den<br />
von ihnen besetzten Betrieben beschäftigt waren. Nicht selten wurden sie im ersten<br />
Jahr nach dem Krieg wie absolut rechtlose Menschen behandelt. Sie hatten keine<br />
polnischen Dokumente und unterstanden praktisch nicht der polnischen Macht.<br />
Noch nach Jahren war dieser Umstand zu spüren. Der Autor, der im Staatsarchiv<br />
in Wroclaw gearbeitet hat, kam mit solchen Personen in Berührung, die keinerlei<br />
Dokumente besaßen, die ihre mehrjährige Arbeitszeit bestätigten. Diese Personen<br />
tauchten in keinen polnischen Verzeichnissen auf – und von den Russen wurden<br />
ihnen keine Dokumente ausgestellt.<br />
Die in Wroclaw eintreffenden Polen stammten aus verschiedenen Regionen.<br />
In der polnischen Gesellschaft hielt sich die Meinung über eine östliche, Lemberger<br />
Herkunft der gegenwärtigen Einwohner Wroclaws, weil nach Niederschlesien<br />
Transporte mit Umsiedlern vor allem aus dem südöstlichen Grenzgebiet und auch<br />
aus der Stadt Lwow kamen. Sie waren eine sehr auffällige Gruppe, mit einem<br />
charakteristischen, singenden Akzent. Sie organisierten die Universität und die<br />
Technische Hochschule, ebenso das kulturelle Leben der Stadt. Im Wesentlichen,<br />
so belegen es Forschungen, die Anfang 1948 durchgeführt wurden, hatten die sogenannten<br />
inneren Emigranten den größten Anteil an der Besiedlung der Stadt. Sie<br />
kamen aus Gebieten, die sich 1945 in den Grenzen Polens befanden. Sie stellten<br />
73,2 Prozent der Einwohner Wroclaws, die Umsiedler aus östlichen Grenzgebieten<br />
20,5 Prozent. Den Rest bildeten Autochthone, darunter Deutsche und Remigranten<br />
aus Frankreich, Belgien sowie aus Westfalen und dem Rheinland. Unter den<br />
Migranten stellten Ankömmlinge aus der Wojewodschaft Poznan die größte Gruppe,<br />
etwa 15 Prozent (aus der Warschauer Wojewodschaft kamen 14 Prozent).<br />
Die Umsiedler aus den polnischen Ostgebieten, selbst Vertriebene, konnten<br />
die Situation der Deutschen verstehen, hatten Mitleid mit ihnen, so dass ihre gegenseitigen<br />
Beziehungen nicht selten durch Sympathie geprägt wurden. Sie halfen<br />
sich gegenseitig, behinderten während der Aussiedlung beim Zusammenpacken<br />
der Habe einander nicht. Besondere Abneigung gegenüber Deutschen, vor allem<br />
in den ersten Monaten, hegten Ankömmlinge aus Großpolen 42 , die während der<br />
Okkupation viel Unrecht und Aussiedlung erleiden mussten.<br />
42 Während der Okkupation in Warthegau geändert.<br />
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