Cornelia Domaschke / Daniela Fuchs-Frotscher / Günter Wehner
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als Zwangsarbeiter hierher verschleppt worden waren. Viele dieser Zivilisten,<br />
durch den Krieg demoralisiert, waren Anstifter von Verbrechen, besonders gegen<br />
Deutsche, die sie als Verursacher des Krieges ansahen. Daher nahmen sie sich das<br />
Recht, sich an ihnen zu rächen. Die polnischen Behörden beschwerten sich darüber<br />
bei der russischen Kommandantur. Im Januar-Bericht des Stadtpräsidenten<br />
lesen wir: »Das Verhältnis zur Roten Armee ist weiterhin von Misstrauen geprägt.<br />
Ursache dafür ist in hohem Maße der Stand der Sicherheit und die Unsicherheit in<br />
Bezug auf Hab und Gut und Leben während der Nacht, aber auch am Tag gegenüber<br />
den Taten der Marodeure, aber auch gegenüber denen von Soldaten der Roten<br />
Armee. Ein wesentlicher Anstieg dieser Vorfälle ist in den Stadtteilen VI Karlowice<br />
(Karlowitz), VII Psie Pole (Hundsfeld) und besonders in VIII Lesnica (Lissa)<br />
zu verzeichnen. Überall steht dies im Zusammenhang mit den dort befindlichen<br />
Lagern für Zivilisten und sowjetischen Soldaten.« 10<br />
Besonders furchtbare Verbrechen stellten die Massenvergewaltigungen während<br />
und am Ende des Krieges dar. Als Sieger nahmen sich sowjetische Soldaten<br />
das Recht, Frauen zu vergewaltigen, unabhängig von Alter und Nationalität.<br />
Auch Polinnen wurden vergewaltigt, wenn sie das Pech hatten, ohne männliche<br />
Begleitung auf die Sieger zu treffen. In einem der Berichte der Wojewodschaftsmiliz<br />
über Vergewaltigungen heißt es: »Die genannten Verbrechen verübten Bürger<br />
russischer Nationalität vor allem an Frauen deutscher Nationalität. In einem<br />
Fall vergewaltigte ein Soldat der Roten Armee ein 9-jähriges Mädchen deutscher<br />
Nationalität.« 11<br />
Nicht selten tauchten gemischte polnisch-sowjetische Banden auf. Eine von<br />
ihnen wurde im Februar 1946 gefasst. Drei Polen wurden vor das Standgericht<br />
gestellt und zum Tode verurteilt. Zwei ihrer russischen Kumpane wurden den sowjetischen<br />
Behörden mit dem Ziel einer Verurteilung übergeben.« 12 Verbrechen<br />
wurden auch von Offizieren der Roten Armee begangen. Beispielsweise ermordeten<br />
zwei Offiziere den ersten polnischen Bürgermeister von Pieszyce (Peterswaldau),<br />
als er sie beim Stehlen ertappte. 13 Im Dezember 1945 überfiel im Kreis<br />
Boleslawiec (Bunzlau) eine Gruppe von Soldaten unter Führung von Offizieren<br />
ein Haus, das von Deutschen und Polen bewohnt wurde. Beim Eintreffen einer<br />
Milizabteilung kam einer der Angreifer ums Leben. Ein Leutnant wurde verhaftet,<br />
10 Tätigkeitsbericht der Gesellschaftspolitischen Abteilung der Stadtverwaltung für den Monat Januar 1946, Archiwum<br />
Panstwowe we Wroclawiu, Zespol Akt Urzedu Wojewodzkiego Wroclawskiego, Sign. VI/31./weiter AP<br />
UWW/.<br />
11 Situationsbericht vom 1.IX. bis zum 30.IX.1946, Archiwum Komendy Policji we Wroclawiu, Zespol Akt Komendy<br />
Wojewodzkiej Milicji Obywatelskiej z lat 1945–1990, Sign. 147/51, Band II.<br />
12 Siehe T. Tulaszewicz: Trzy wyroki smierci w sadzie doraznym. Wladze przystepuja do bezlitosnego tepienia<br />
bandytyzmu, in: Pionier 16 lutego. Unbekannt ist, was mit den Russen geschah.<br />
13 Marek Ordylowski: Z problemow zycia codziennego na Ziemiach Odzyskanych w latach 1945–1950 na przykladzie<br />
Dolnego Slaska, in: Dzieje Najnowsze, Rocznik XXXIV/2002/, Nr. 1, S. 127.<br />
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