Cornelia Domaschke / Daniela Fuchs-Frotscher / Günter Wehner
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Er wisse nur noch nicht, ob Roosevelt oder Stalin der Hauptsieger sein würden.<br />
Als Fischer meinte, die Niederlage sei für uns aber sehr schlimm, beruhigte ihn<br />
Schmidt, auch die Russen hätten Facharbeiter nötig, und meinte weiter, der Führer<br />
sei wortbrüchig geworden, er habe Russland angegriffen, genau wie Polen,<br />
und Russland habe gar nicht die Absicht gehabt, Deutschland zu überfallen.<br />
Der Kanonier <strong>Günter</strong> Fischer hat auf uns heute in der Hauptverhandlung den<br />
besten Eindruck gemacht. Er ist intelligent, er ist offen, er hat ein sehr gutes Gedächtnis<br />
(denn er sagt heute noch so aus wie seinerzeit vor der Polizei, und zwar<br />
auch in Einzelheiten). Er redet kein Wort zu viel. Ihm muss man glauben. Ohne<br />
jeden Grund will Schmidt ihn damit abtun, dass er unehrlich sei.<br />
Übrigens passt das, was Schmidt zu Fischer gesagt hat, auch ganz zu dem, was<br />
er anderen Arbeitsdienstmänner damals sagte.<br />
So bekundet der jetzige Panzerjäger, damalige Arbeitsdienstmann Josef<br />
Schwan, auch ihm habe Schmidt öfters gesagt, Deutschland werde den Krieg<br />
verlieren, und zwar weil das Volk Revolution machen werde; fast jeden Tag habe<br />
er etwas gegen den Nationalsozialismus gesagt.<br />
Und der Grenadier Fritz Wallasch, ebenfalls damals Arbeitsdienstmann, bekundet,<br />
auch ihm habe Schmidt seinerzeit gesagt, er zweifle am Siege Deutschlands,<br />
die wenigen Lebensmittel würden das Volk kaputt machen. Auch habe er<br />
erklärt, unsere Rundfunknachrichten seien nicht wahr und vorausgesagt, noch<br />
ein Winter und unser Volk werde kaputt gehen. Er habe sehr viel vom Kommunismus<br />
gesprochen, und er – Wallasch – habe den festen Eindruck gehabt, dass<br />
Schmidt ihn in seiner festen nationalsozialistischen Haltung habe wankend machen<br />
wollen.<br />
Schmidt hat auf alles das nicht viel zu erklären gehabt. Auf die Frage des Vorsitzers,<br />
wie er denn innerlich stehe, antwortete er, er sei völkischer Sozialist. Damit<br />
wollte er zwar zugeben, dass er nicht Nationalsozialist ist, aber doch sein wahres<br />
Wesen verstecken. Das kann er aber nicht. Denn er hat selbst zugegeben, folgenden<br />
Gedichtentwurf verfasst zu haben:<br />
»Soweit habt Ihrs gebracht, ein ganzes Volk zu Sklaven gemacht.<br />
In Eurer Selbstsucht, Gemeinheit und Niedertracht<br />
dass Ihr ein ganzes Volk dem Moloch Krieg geopfert<br />
in Eurem Dünkel, Eurer Dummheit.«<br />
Gefragt, wen er damit gemeint habe, antwortete er heute in der Hauptverhandlung,<br />
darüber wolle er seine Erklärung zurückhalten.<br />
Ein für immer ehrloser Wicht, wer unseren jungen deutschen Arbeitsdienstmännern<br />
Zweifel in die Brust legt, ihren Siegglauben zu erschüttern unternimmt, sie<br />
verhetzt. Das sind gerade solche Zersetzungspropagandisten unserer Kriegsfeinde,<br />
wie diese sie sich wünschen (§ 5 KSSVO.; § 91b StGB.). Wühlmäusen<br />
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