Cornelia Domaschke / Daniela Fuchs-Frotscher / Günter Wehner
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Erstmalig erwähnt wurde der Ort 1203, wie das nach dem ältesten Wappen von<br />
1433 (mit der Unterschrift Sigillum civitatis auriensis) nachgestaltete modernere<br />
Wappen des Bürgermeisters ausweist. Es zeigt einen nach links gerichteten kampflustigen<br />
silbernen Stier auf grünem, festem Erdreich stehend. Seit 1312 besaß Auras<br />
nachweislich Stadtrecht. Seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts war sein<br />
Wahrzeichen ein als Wasserburg in eigenartiger Dreiecksform angelegtes Schloss,<br />
das aber bis ins 19. Jahrhundert mit dem dazu gehörigen Gutsbesitz und etwa<br />
700 Bewohnern als sogenanntes Burglehn nicht zur Stadt gehörte. Auras-Burglehn<br />
wurde erst am Ende des 19. Jahrhunderts und endgültig in der Weimarer Republik<br />
in die Stadt eingemeindet. 3 Über die Jahrhunderte wechselten die zahlreichen<br />
adligen Besitzer des Schlosses 4 und des dazu gehörigen Dominiums, das offiziell<br />
Auras-Fischergasse hieß. Der letzte Eigentümer war der »Herr von Auras«,<br />
Hans Georg Maria Karl Joachim Hentschel von Gilgenheimb (1885–1945), der,<br />
katholischen Glaubens, in der Auraser Kirche des Sankt Michael für seine Familie<br />
eine »Stammbank« direkt vor der Kanzel besaß. 5 Das Städtchen hatte es wegen<br />
der geringen Einwohnerzahl nach der preußischen Städtereform von 1808 schwer,<br />
sich als selbständiges Gemeinwesen zu behaupten. Auras galt bis ins 19. Jahrhundert<br />
nur als sogenannte Mediatstadt, 6 hatte keine eigene Gerichtsbarkeit, sondern unterstand<br />
der jeweiligen adligen Herrschaft derer vom Burglehn und zählte mithin<br />
zum platten Land. In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts sollte Auras sein<br />
Stadtrecht sogar ganz verlieren, was die Stadtverordnetenversammlung nur mit<br />
Mühe und Not verhindern konnte. Erst viel später, als aus dem deutschen Auras<br />
das polnische Uraz geworden war, musste der Ort das Stadtrecht aufgeben. 7 Das<br />
Schloss, das im Frühjahr und Sommer 1945, also nach Kriegsende, noch vollkommen<br />
intakt war (wir haben im Sommer 1946 als Jugendliche darin noch Verstecken<br />
gespielt und den intakten Fahrstuhl zwischen Küche und Speisesaal benutzt),<br />
wurde erst in den folgenden Jahrzehnten dem Verfall preisgegeben und ist heute<br />
völlig zerstört.<br />
Das große Plus von Auras war seine Lage an der Oder. Fluss-Schifffahrt,<br />
Schiffseigner wie Schiffer, eine Schiffsbauwerft mit ihren Schiffbauern sowie Arbeiter<br />
zur Flussregulierung, sogenannte Strombauarbeiter, bildeten seit dem 19.<br />
Jahrhundert einen Großteil der arbeitenden Bevölkerung von Auras. Nach den An-<br />
3 Dokumentiert in: GStA PK, I. HA Rep. 77 Tit. 2962 Nr. 5: Der Gemeindebezirk der Stadt Auras (1851–<br />
15.6.1922).<br />
4 Den Besitzerwechsel bis 1900 verzeichnet Juhnke: Wohlau, S. 264.<br />
5 Zu der speziellen Linie der v. Gilgenheimbs, eines alten verzweigten schlesischen Adelsgeschlechts, siehe Gothaisches<br />
Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser, Teil B, 31. Jg. 1939, S. 242-244 und Teil B, Bd. I,<br />
1954, S. 165 f.<br />
6 Siehe Juhnke: Wohlau, S. 264.<br />
7 Siehe Klaus Ullmann: Schlesien-Lexikon, Mannheim 1985, S. 24 f.<br />
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