Cornelia Domaschke / Daniela Fuchs-Frotscher / Günter Wehner
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Durch die wachsenden Spannungen im Jahr 1938 und der im Oktober 1938<br />
erfolgten Annexion des Sudetengebietes wurden viele Kurierlinien zu illegalen<br />
schlesischen Gruppen unterbrochen.<br />
In einem Fernschreiben meldete die Stapostelle Breslau den Rückzug des<br />
»marxistischen Grenzabschnittleiters Franz Bögler, alias Hertel aus Braunau<br />
(Broumov) ČSR« und die Festnahme der kommunistischen Instrukteurin Hildegard<br />
Gurgeit im September 1938. In Oels (Olesnica) wurde am 20. Mai 1939<br />
der Reiter Waldemar Kubus vom 6. Kavallerie-Regiment wegen kommunistischer<br />
Zersetzungstätigkeit verhaftet.<br />
In Westoberschlesien, wie in anderen Reichsgebieten mit polnischer Bevölkerung,<br />
wurde »die deutsche Abwehrarbeit gegenüber dem polnischen Volkstum innerhalb<br />
der Reichsgrenzen« im Verlaufe des I. Quartals des Jahres 1939 verstärkt.<br />
Ortsnamen wurden »verdeutscht«, in Ämtern und Läden wurden Schilder mit Texten<br />
wie »Deutscher sprich deutsch!!« angebracht. Polnische Versammlungen und<br />
Veranstaltungen wurden aufgelöst, polnische Schulen geschlossen. In einer für<br />
den 17. Mai 1939 festgelegten »Volkszählung« als »Schlag gegen das Polentum«<br />
gekennzeichneten Propagandaaktion sollte sich die Bevölkerung zum »deutschen<br />
Volkstum« bekennen. Dieser gesteigerten Diskriminierung »setzten sich die Polen<br />
mit allen Widerständen in ihrem Volkstumskampf mit größter Intensität entgegen…,«<br />
so die Einschätzung des 1. Vierteljahresberichtes 1939 des RSHA.<br />
2.<br />
Widerstand gegen Faschismus und Krieg<br />
in Schlesien/Oberschlesien in der Zeit des Zweiten Weltkrieges<br />
bis zur Befreiung (September 1939 bis Winter/Frühjahr 1945)<br />
Am 1. September 1939 begann mit dem Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg.<br />
Schlesien und Oberschlesien waren unmittelbares Aufmarsch- und Kriegsgebiet.<br />
In der Zeit des militärischen Erfolges, eines nationalistischen Taumels, war illegale<br />
antifaschistische Arbeit besonders schwer. Zusätzlich führte der »Deutsch-<br />
Sowjetische Nichtangriffsvertrag« vom 23. August 1939 und die ihn begleitende<br />
Nazi-Propaganda zu Lähmungen. Inwieweit die 7-seitige »Erklärung des ZK<br />
der KPD zum Abschluss des Nichtangriffspaktes zwischen der Sowjetunion und<br />
Deutschland« vom 25. August 1939 Antifaschisten in Schlesien erreichte, geht aus<br />
den Gestapoquellen nicht hervor. In einer Analyse »Die III. Internationale und ihre<br />
Tätigkeit in Deutschland während des gegenwärtigen Krieges« vom 15. Mai 1940<br />
wurde ausgeführt: »Wenn … eine bemerkenswerte Tätigkeit der III. Internationale<br />
in Deutschland seit langem nicht mehr beobachtet wurde, so darf damit nicht angenommen<br />
werden, dass sie so gering ist, um ihr keine Beachtung mehr zu schen-<br />
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