Cornelia Domaschke / Daniela Fuchs-Frotscher / Günter Wehner
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nisten großen Zulauf im Jugendverband und in Vorfrontorganisationen wie dem<br />
Roten Frontkämpferbund 41 und der Roten Hilfe. 42<br />
Anstelle Hausens hatte das ZK Ernst Wollweber als Politischen Leiter des Bezirks<br />
eingesetzt. (Wollweber hat in den 1950er Jahren das Ministerium für Staatssicherheit<br />
in der DDR geleitet.) Doch schon damals zeigte er seine Fähigkeiten im<br />
Umgang mit Oppositionellen: Gestützt auf die Mehrheit in der Bezirksleitung stieß<br />
er im lokalen Parteiorgan »Arbeiterzeitung« eine Kampagne gegen die Rechtskommunisten<br />
an. 43 Auch andernorts verschärften Partei- und Kominternführung<br />
den Kampf gegen die Opposition. Führende KPD-Mitglieder warfen den Rechtskommunisten<br />
vor, sie seien »vom Standpunkt des Opportunismus zum Standpunkt<br />
des Liquidatorentums und des Parteiverrats« herabgesunken. 44<br />
Mitte Dezember trat das Präsidium des Exekutivkomitees der Kommunistischen<br />
Internationale (EKKI) zusammen. Stalin erklärte, das »Treiben der Rechten«<br />
in der KPD könne »nicht länger geduldet werden«. Er forderte »eiserne<br />
revolutionäre Disziplin« und den unnachgiebigen Kampf gegen die »sozialdemokratischen<br />
Gefahren in der KPD«. 45 Schon während seiner Tagung statuierte das<br />
EKKI-Präsidium ein Exempel und schloss die ZK-Kandidaten Erich Hausen und<br />
Heinrich Galm aus der KPD und aus der Komintern aus. Eine eigens einberufene<br />
Kommission unter Führung von Walter Ulbricht warf Hausen ideologische Fehler<br />
und Disziplinbrüche vor. Als seine schlimmste Verfehlung galt, dass er die Oppositionszeitschrift<br />
»Gegen den Strom« herausgab. 46<br />
Zudem veröffentlichte das EKKI-Präsidium einen »Offenen Brief«, in dem<br />
es vor der »rechten Gefahr« in der KPD warnte. Die Oppositionellen wurden als<br />
»Agentur des Reformismus in der kommunistischen Partei« verunglimpft, die die<br />
»Bildung einer neuen opportunistischen Partei« anstrebten. Dem ZK der KPD gab<br />
die Kominternführung freie Hand für den Ausschluss führender Oppositioneller. Daraufhin<br />
mussten in den folgenden Wochen unter anderem Heinrich Brandler, August<br />
Enderle, Paul Frölich, August Thalheimer und Jacob Walcher die Partei verlassen 47<br />
– allesamt Kampfgefährten Rosa Luxemburgs in der Vorkriegssozialdemokratie.<br />
Die aus der KPD Gedrängten ließen sich jedoch nicht einschüchtern und organisierten<br />
sich unabhängig von den Parteistrukturen. Ende Dezember 1928 führ-<br />
41 Bezirksleitung Schlesien der KPD an das ZK der KPD, 18.10.1928, SAPMO BArch, RY 1, I 3/7/17, Bl. 145-147,<br />
hier Bl. 145.<br />
42 Bericht über die Lage der Partei, der R.H., der IAH in Schlesien und Stand der Opposition, [1929], SAPMO<br />
BArch, RY 1, I 3/7/14, Bl. 259-262, hier Bl. 261.<br />
43 Siehe Weber: Wandlung, Bd. 1, S. 211.<br />
44 Zit. nach Weber: Wandlung, Bd. 1, S. 213.<br />
45 »Gen. Stalin im Präsidium des EKKI zum Offenen Brief an die Mitglieder der Kommunistischen Partei<br />
Deutschlands über die rechte Gefahr«, in: Die Rote Fahne, 04.01.1929.<br />
46 Siehe Weber: Wandlung, Bd.1, S. 217.<br />
47 Siehe ebenda, S. 218 f.<br />
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