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Spaziergang nach Syrakus im Jahre 802 - Igelity

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wenig von seinem Element hat, daß er wohl kaum den Nachbarn<br />

auf hundert Schritte in die Runde zu trinken geben kann. Der<br />

Eingang des Gemeindehauses ist von Franzosen besetzt, und<br />

die Bürgerwache steht gar demütig in einem sehr spießbürgerlichen<br />

Aufzuge daneben. Über dem Portal hängt ein nicht unfeines<br />

Bild der Freiheit mit der Umschrift in großen Buchstaben:<br />

»Republica Italiana«; welches erst vor einigen Wochen hingesetzt<br />

war, da man die Zisalpiner in diese Nomenklatur metamorphosiert<br />

hatte.<br />

Vor dem Nationaltheater wurde ich gewarnt, weil man daselbst<br />

durchaus <strong>im</strong>mer die niedrigsten Hanswurstiaden gebe<br />

und zum Intermezzo Hunde <strong>nach</strong> Katzenmusik tanzen lasse.<br />

Hätte ich mehr Zeit gehabt, so hätte ich doch wohl die Schnurrpfeifereien<br />

mit angesehen. Dafür ging ich aber auf das kleine<br />

Theater Da Ruffi und fand es für eine so kleine Unternehmung<br />

allerliebst. Ich kann nicht begreifen, wie die Leute bei einem so<br />

geringen Eintrittsgelde und dem kleinen Raum des Schauspielhauses<br />

den Aufwand bestreiten können. Man gab ein Stück aus<br />

der alten französischen Geschichte, den »Sklaven aus Syrien«,<br />

wo natürlich viel über Freiheit und Patriotismus deklamiert<br />

wurde; aber schon wieder mit vieler Beziehung auf Fürstenwürde<br />

und Fürstenrechte, welches man vielleicht voriges Jahr<br />

noch nicht hätte tun dürfen. Die Donna und der Held waren gut.<br />

Der Dialekt war für mich deutlich und angenehm; die meisten<br />

Schauspieler waren, wie man sagte, Römer, und nur ein Einziger<br />

zischte venetianisch. Nach dem Stück gab man das beliebte<br />

Spiel Tombola, wovon ich vorher gar keinen Begriff hatte und<br />

auch jetzt noch keinen sehr deutlichen bekommen habe, da es<br />

mir an jeder Art Spielgeist fehlt. Es ist eine Art Lotterie aus dem<br />

Stegreif, die für das Publikum auf dem Theater <strong>nach</strong> dem Stükke<br />

mit allgemeiner Teilnahme enthusiastisch gespielt wird. Die<br />

Anstalten waren sehr feierlich; es waren Munizipalbeamten mir

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