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Spaziergang nach Syrakus im Jahre 802 - Igelity

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muß der Hof eben nicht außerordentlich geliebt sein, denn ich<br />

habe oft gehört, daß man nie so schlechtes Wetter auf der Insel<br />

gehabt als die vier <strong>Jahre</strong>, solange der Hof hier sei.<br />

Die Polizei scheint hier nicht sehr genau zu sein oder berechnet<br />

Dinge nicht, die es doch wohl verdienten. Vor einigen Tagen<br />

führte man auf einer breiten Gasse öffentlich ein Banditendrama<br />

auf. Es war sogar Militärwache dabei, um Ordnung zu<br />

halten, und die ganze Gasse war gedrängt voll Zuschauer. Die<br />

Schauspieler arbeiteten gräßlich schön, und der Held hätte dem<br />

Handwerk Ehre gemacht. Freilich wird er mit poetischer Gerechtigkeit<br />

wohl <strong>im</strong> Stücke seine Strafe erhalten, aber dergleichen<br />

Szenen, wo noch so viel natürliche heroische Kraft und Deklamation<br />

ist, sind zu blendend, um in Unteritalien auf öffentlichen<br />

Plätzen unter dem größten Zulauf gegeben zu werden. Man zahlt<br />

nichts, jeder tritt hin und schaut und n<strong>im</strong>mt was und wie viel er<br />

will. Haben doch sogar Schillers Räuber einmal Unfug bei uns<br />

angerichtet. Auf diese Weise kommt man dem siedenden Blute<br />

nicht wenig entgegen. Auch ist das Messer noch ebensosehr <strong>im</strong><br />

Gebrauch und vielleicht noch mehr als vor zwanzig <strong>Jahre</strong>n. Ich<br />

hatte vor einigen Tagen ein Schauspiel davon. Ich ging den Morgen<br />

aus; ein Kerl schoß blutig an mir vorbei und anderer mit<br />

dem Dolche hinter ihm her. Es sammelte sich Volk, und in einigen<br />

Minuten war einer erstochen und der Mörder verwundet<br />

entlaufen. Die Wache, welche nicht weit davon stand, tat, als ob<br />

sie gar nichts zu tun hätte. »Sie haben einen erschlagen« klingt<br />

in Sizilien und Unteritalien nicht härter als bei uns, wenn man<br />

sagt »es ist einer berauscht in den Graben gefallen.« Nur gegen<br />

die Fremden scheinen sie aus einer alten religiösen Sitte noch<br />

einige Ehrfurcht zu haben. Sie erstechen sich untereinander bei<br />

der geringsten Veranlassung, hörte ich einen kundigen wahrhaften<br />

Mann urteilen; aber ein Fremder ist heilig. Ich möchte mich<br />

freilich nicht zu sehr auf meine fremde Heiligkeit verlassen, aber

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