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Spaziergang nach Syrakus im Jahre 802 - Igelity

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wert wurden. Ich machte mir ein gutes Feuer von Ulmenreisig<br />

und Weinreben, las eine Rhapsodie aus dem Homer und schlief<br />

so ruhig wie in der Nachbarschaft des Leipziger Paulinums. Es<br />

war meine Gewohnheit, des Morgens aus dem Quartier auf gut<br />

Glück zum Frühstück auszugehen und mich an das erste beste<br />

Wirtshaus an der Straße zu halten. Die Gegend war paradiesisch<br />

links und rechts, aber zu essen fand sich nichts. Hinter Macerata<br />

geht der Weg links <strong>nach</strong> Abruzzo ab, und ich geriet in große<br />

Versuchung, mich dort hinunter <strong>nach</strong> Fermo und Bari zu schlagen.<br />

Bloß mein Versprechen in Ancona hielt mich zurück. Ich<br />

bat die guten Bruttier um Verzeihung für mein Mißtrauen und<br />

meinen Unglauben und wanderte fürbaß. Der Hunger fing an,<br />

mir ziemlich unbequem zu werden, als ich rechts am Wege ein<br />

ziemlich schmutziges Schild erblickte und <strong>nach</strong> einem Frühstück<br />

fragte. Da war nichts als Klage über Brotmangel. Endlich fand<br />

sich, da ich viel bat und viel bot, doch noch Wein und Brot. Das<br />

Brot war schlecht, aber der Wein desto besser. Ich war nüchtern,<br />

hatte schon viel Weg gemacht, war warm und trank in großen<br />

Zügen das Rebengeschenk, das wie die Gabe aus Galliens Kampanien<br />

perlte und wie Nektar herunterglitt. Ich trank reichlich,<br />

denn ich war durstig, und als ich die Kaupone verließ, war es, als<br />

schwebte ich davon, und als wäre mir der Geist des Gottes sogar<br />

in die Fersen gefahren. So viel erinnere ich mich, ich machte<br />

Verse, die mir in meiner Seligkeit ganz gut vorkamen. Schade,<br />

daß ich nicht Zeit und St<strong>im</strong>mung hatte, sie aufzuschreiben; so<br />

würdest Du doch wenigstens sehen, wie mir Lyäus dichten hilft,<br />

denn meine übrige Arbeit ist sehr nüchtern. Die Feldarbeiter<br />

betrachteten mich aufmerksam, wie ich den Weg dahinschaukelte;<br />

und ich glaubte, ich tanzte die Verse ab. Da fragte mich<br />

ganz traulich-pathetisch ein Eseltreiber: »Volete andare a cavallo,<br />

Signore?« Ich sah seine Kavallerie an, rieb mir zweifelnd die Augen<br />

und dachte: Sonst macht wohl der Wein die Esel zu Pferden,

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