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Spaziergang nach Syrakus im Jahre 802 - Igelity

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sonst vieles, was mich hingezogen hätte. Aber reine Moralität<br />

ist das erste, was ich von dem Manne fordere, den ich zu sehen<br />

wünschen soll. Vielleicht tut man dem strengen, etwas finsteren<br />

Künstler auch etwas zuviel; desto besser für ihn und für uns<br />

alle! Sein Sohn hatte die Höflichkeit, mich in das Atelier seines<br />

Vaters zu führen, wo Brutus der Alte steht, ein herrliches Trauerstück.<br />

Man nennt es hier nur die Reue des Brutus, und ich begreife<br />

nicht, wie man zu dieser Idee gekommen ist. Die Leichen<br />

der jungen Menschen werden eben vorbeigetragen, der weibliche<br />

Teil der Familie unterliegt dem Gewicht des Schmerzes, die<br />

Mutter wird ohnmächtig gehalten. Diese Gruppierung ist schön<br />

und pathetisch. Der alte Patriot sitzt entfernt in der Tiefe seines<br />

Kummers, er fühlt ganz die Verwaisung seines Hauses. Dies ist,<br />

<strong>nach</strong> meiner Meinung, die ganze Deutung des Stücks. Reue ist<br />

nicht auf seinem Gesichte und kann, soviel ich weiß, <strong>nach</strong> der<br />

Geschichte nicht darauf sein. Diese Arbeit hat mir besser gefallen<br />

als die Sabinerinnen, welche in einem abgelegenen Saale für<br />

36 Sols Entrée gezeigt werden. Ich weiß nicht, ob David es nötig<br />

hat, sich Geld zahlen zu lassen; aber die Methode macht weder<br />

ihm noch der Nation Ehre. Ich hatte nichts gezahlt, weil mich<br />

sein Sohn führte. Es tut mir in seine und jedes guten Franzosen<br />

Seele leid, daß die Kunst hier so sehr merkantilisch ist. Über das<br />

Stück selbst schweige ich, da ich <strong>im</strong> ganzen der Meinung der andern<br />

deutschen Beurteiler bin.<br />

In Versailles war ich zwe<strong>im</strong>al; einmal allein, um mich umzusehen,<br />

das zweitemal in Gesellschaft mit Landsleuten, als<br />

die Wasser sprangen. In Paris sah man alles unentgeltlich, und<br />

überall war zuvorkommende Geselligkeit. In Versailles war<br />

durchaus eine Begehrlichkeit, die gegen die Pariser Humanität<br />

sehr unangenehm abstach. Ich zahlte einem Lohnlakai für zwei<br />

Stunden einen kleinen Taler; darüber murrte er und verlangte<br />

mehr. Ich gab dem Mann in den ehemaligen Z<strong>im</strong>mern des

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