28.11.2012 Aufrufe

Spaziergang nach Syrakus im Jahre 802 - Igelity

Spaziergang nach Syrakus im Jahre 802 - Igelity

Spaziergang nach Syrakus im Jahre 802 - Igelity

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

versteckt ihre kleine, boshafte, neidische Seele kaum verbergen.<br />

Nur dem Knaben Ismael wäre vielleicht jetzt schon etwas mehr<br />

von dem kühnen Trotze zu wünschen, der ihn in der Folge so<br />

vorteilhaft auszeichnete. Es kann mit der Volksbildung nicht<br />

wohl weiter gedeihen, solange man noch dieses Buch als göttliche<br />

Norm der Moral aufdringt und jedes Jota desselben mit<br />

Theopneustie stempelt. Es enthält so vielen schiefen Sinn, so viele<br />

Unsittlichkeiten in Beispielen und Vorschriften, daß ich oft<br />

mit vieler Überlegung zu sagen pflege, der H<strong>im</strong>mel möge mich<br />

vor Davids Frömmigkeit und Salomons Weisheit behüten. Man<br />

windet sich aus Betrachtungen hierüber ebenso schlecht wie bei<br />

der Vergebung der Sünden. Wenn man das Ganze als ein Gewebe<br />

menschlicher Torheiten und Tugenden, als einen Kampf<br />

der erwachenden Vernunft mit den despotischen und hierarchischen<br />

Kniffen nähme, so wäre das Gemälde unterhaltend genug<br />

und als das älteste Dokument der Menschenkunde heilig; aber<br />

wozu dieses dem Volke, das davon nichts brauchen kann? Das<br />

Papsttum hat vielleicht keinen glücklichern Einfall gehabt, als<br />

dem Volke dieses Buch zu entziehen; wenn man ihm nur etwas<br />

reineres und besseres dafür gegeben hätte. Die Legenden der<br />

Heiligen aber und die Ausgeburten des Aberglaubens aus dem<br />

Mittelalter sind freilich noch viel schl<strong>im</strong>mer. Was den ersten<br />

heiligen Geboten der Vernunft widerspricht, das kann kein heiliger<br />

Geist als Wahrheit stempeln.<br />

Von Bologna aus nahm ich meinen Tornister wieder auf die<br />

Schulter und pilgerte durch die große, schöne Ebene herüber<br />

<strong>nach</strong> Mailand. In Modena gefiel mir’s sehr wohl, ohne daß ich<br />

den erbeuteten E<strong>im</strong>er sah. Die Stadt ist reinlich und lebendig<br />

und lachend, die Wirtshäuser und Kaffeehäuser sind gut und<br />

billig. Ein ganzes Dutzend Tambours schlugen den Zapfenstreich<br />

durch die ganze Stadt, ohne daß ein einziges Bajonett<br />

dabeigewesen wäre. In der neuen Republik ist man wenigstens

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!