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Spaziergang nach Syrakus im Jahre 802 - Igelity

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hier ganz gewiß getan haben, und ich war unterdessen mit meinen<br />

Konjekturen bei der Entstehung dieser Grüfte. Hier und da<br />

lagen in den Einschnitten der Zellen noch Skelette und zuweilen<br />

ganze große Haufen von Knochen, wie man sagte, von der Zeit<br />

der großen Pest. Die römischen Katakomben habe ich nicht gesehen,<br />

weder nahe an der Stadt noch in Rignano, weil mich verständige<br />

Männer und Kenner versicherten, daß man dort sehr<br />

wenig zu sehen habe und es nun ganz ausgemacht sei, daß das<br />

Ganze weiter nichts als Puzzolangruben gewesen, die <strong>nach</strong> und<br />

<strong>nach</strong> zu dieser Tiefe und zu diesem Umfang gewachsen. Das ist<br />

begreiflich und das wahrscheinlichste.<br />

Die heilige Klara hat das reichste Nonnenkloster in der Stadt<br />

und eine wirklich sehr prächtige Kirche, wo auch die Kinder des<br />

königlichen Hauses begraben werden. Die Nonnen sind alle aus<br />

den vornehmsten Familien, und man hat ihre Torheit und ihr<br />

Elend so glänzend als möglich zu machen gesucht. Mein alter<br />

Genuese, der ein großer Hermeneute in der Kirchengeschichte<br />

ist, erzählte mir bei dieser Gelegenheit ein Stückchen, das seinen<br />

Exegetentalenten keine Schande macht, und dessen Würdigung<br />

ich den Kennern überlasse. Die heilige Klara war eine Zeitgenossin<br />

des heiligen Franziskus und des heiligen Dominikus; und<br />

man gibt ihr Schuld, sie habe beide insbesondere glauben lassen,<br />

sie sei jedem ausschließlich mit sehr feuriger christlicher Liebe<br />

zugetan. Dieses tut ihr in ihrer Heiligkeit weiter keinen Schaden.<br />

Jeder der beiden Heiligen glaubte es für sich und war selig, wie<br />

das zuweilen auch ohne Heiligkeit zu gehen pflegt. Dominikus<br />

war ein großer, starker, energischer Kerl, ungefähr wie der Moses<br />

des Michel Angelo in Rom, und sein Nebenbuhler Franziskus<br />

mehr ein ätherischer, sent<strong>im</strong>entaler Stutzer, der auch seine Talente<br />

zu gebrauchen wußte. Nun sollen auch die heiligen Damen<br />

zu verschiedenen Zeiten verschiedene Qualitäten lieben. Der<br />

handfeste Dominikus traf einmal den brünstigen Franziskus

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