28.11.2012 Aufrufe

Spaziergang nach Syrakus im Jahre 802 - Igelity

Spaziergang nach Syrakus im Jahre 802 - Igelity

Spaziergang nach Syrakus im Jahre 802 - Igelity

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Brot teuer und schlecht ist, so ich die Dörfer verfallen und elend<br />

und doch die Visitatoren <strong>nach</strong> dem Sacke lugen sehe, da gehe<br />

ich so schnell als möglich meines Weges. Nicht das Predigen der<br />

Humanität, sondern das Tun hat Wert. Desto schl<strong>im</strong>mer, wenn<br />

man viel spricht und wenig tut.<br />

Schon in Paris hatte ich gehört, die Preußen wären in Erfurt,<br />

und wunderte mich jetzt, da ich sie noch nicht hier fand. Diese<br />

Saumseligkeit ist sonst ihre Sache nicht, wenn etwas zu besetzen<br />

ist. Fast sollte man glauben, die langsame Bedächtlichkeit habe<br />

einen pathologisch moralischen Grund. Hier erinnerte mich ein<br />

he<strong>im</strong>licher Ärger, daß ich ein Sachse bin. Ich hielt mir lange Betrachtungen<br />

über die Großmut und Uneigennützigkeit der königlichen<br />

Freundschaften; ich verglich den Verlust des Königs mit<br />

seinem Gewinn; ich überdachte die alten, rechtlichen Ansprüche,<br />

die Sachsen wirklich noch machen konnte und machen mußte.<br />

Wenn Sachsen eine Macht von hunderttausend Mann wäre, so<br />

würde die gewöhnliche Politik das Verfahren rechtfertigen. Jetzt<br />

mag es alles sein, was Du willst, nur ist es nicht freundschaftlich.<br />

Mir deucht, daß man in Dresden doch wohl etwas lebendigere,<br />

wirksamere Maßregeln hätte nehmen können und sollen.<br />

Es war alles vorauszusehen. Die Leipziger werden die Folgen<br />

spüren. Freilich wird man vielleicht die ersten zehn <strong>Jahre</strong> nichts<br />

oder wenig tun, aber man hat doch nun die Kneipzange von<br />

beiden Seiten in den Händen und kann sicher das festina lente<br />

spielen. Politisch muß man <strong>im</strong>mer das Schl<strong>im</strong>mste denken und<br />

glauben; was geschehen kann, wird geschehen. Die Geschichte<br />

und das Naturrecht rechtfertigen diese Max<strong>im</strong>e, in bürgerlichen<br />

Verhältnissen ist man durch Gesetze geschützt; hier sichert<br />

nur Klugheit und Kraft, selten Gerechtigkeit. Der gegenwärtige<br />

Schritt rechtfertigt die Furcht vor dem künftigen. Zutrauen<br />

gibt das nicht. Ich hätte von Berlin in diesen Verhältnissen zu<br />

Dresden solche Resultate nicht erwartet.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!