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Spaziergang nach Syrakus im Jahre 802 - Igelity

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den fetten Boden Italiens weiter. Überall war der Segen des H<strong>im</strong>mels<br />

mit Verschwendung über die Gegend ausgeschüttet, und<br />

überall war in den Hütten die jämmerlichste Armut. Vermutlich<br />

war dies noch mit eine Folge des Krieges. Nicht weit von Montselice<br />

kehrte ich zu Mittage an der Straße in einem Wirtshause<br />

ein, das nicht die schl<strong>im</strong>mste Miene hatte, und fand nichts,<br />

durchaus nichts als etwas Wein. Ich wartete eine halbe Stunde<br />

und wollte viel zahlen, wenn man mir aus den be<strong>nach</strong>barten<br />

Häusern nur etwas Brot schaffen könnte. Aber das war unmöglich;<br />

man gab mir aus Gutmütigkeit noch einige Bissen schlechte<br />

Polenta, und ich mußte damit und mit meinem Schluck Weins<br />

weitergehen.<br />

Vor Rovigo setzte ich über die Etsch und trat in das Zisalpinische.<br />

Der kaiserliche Offizier jenseits des Flusses, der meinen<br />

Paß mit aller Schwerfälligkeit der alten Bocksbeutelei sehr lange<br />

revidierte, machte mir bange, daß ich diesseits bei dem französischen<br />

Kommandanten wohl Schwierigkeiten finden würde. Als<br />

ich zu diesem kam, war alles gerade das Gegenteil. Er war ein<br />

freundlicher, jovialischer Mann, der mir den Paß, <strong>nach</strong> einem<br />

flüchtigen Blick auf mich und auf den Paß, ohne ihn zu unterschreiben,<br />

zurückgab. Ich machte ihm darüber meine Bemerkung,<br />

daß er nicht unterschriebe. »Vous n’en avez pas besoin,«<br />

sagte er. »Vous venez de l’autre côté?« — »Je viens de Vienne et<br />

je m’en vais par Ferrare à Ancone.« — »N’<strong>im</strong>por-te,« versetzte<br />

er; »allez toujours. Bon voyage!« Die Höflichkeit des Franzosen,<br />

die ich gegen die Nichthöflichkeit des Präsidenten in Wien und<br />

des Polizeiherrn in Venedig hielt, tat mir sehr wohl. Rovigo war<br />

die erste eigentlich italienische Stadt für mich, denn Triest und<br />

Venedig und die übrigen Örter hatten alle noch so etwas Nordisches<br />

in ihrer Erscheinung, daß es mir kaum einfiel, ich sei<br />

schon in Italien. Weder hier noch in Lagoscuro noch in Ferrara<br />

fragte man mich weiter <strong>nach</strong> Pässen, ob ich gleich überall starke

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