28.11.2012 Aufrufe

Spaziergang nach Syrakus im Jahre 802 - Igelity

Spaziergang nach Syrakus im Jahre 802 - Igelity

Spaziergang nach Syrakus im Jahre 802 - Igelity

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Von dem Wiener Theaterwesen kann ich Dir nicht viel Erbauliches<br />

sagen. Die Gesellschaft des Nationaltheaters ist abwechselnd<br />

in der Burg und am Kärntner Tore und spielt, so gut sie<br />

kann. Das männliche Personal ist nicht so arm als das weibliche;<br />

aber Brockmann steht doch so isoliert dort und ragt über die andern<br />

so sehr empor, daß er durch seine Überlegenheit die Harmonie<br />

merklich stört. Die andern, unter denen zwar einige gute<br />

sind, können ihm nicht <strong>nach</strong>arbeiten, und so geht er oft zu ihnen<br />

zurück; zumal da auch seine schöne Periode nun vorbei ist. Man<br />

gab eben das Trauerspiel »Regulus«. Ich gestehe Dir, daß es mir<br />

ungewöhnlich viel Vergnügen gemacht hat, vielleicht schon deswegen,<br />

weil es einen meiner Lieblingsgegenstände aus der Geschichte<br />

behandelte. Ich halte das Stück für recht gut gearbeitet,<br />

soviel ich aus einer einzigen Vorstellung urteilen kann, wo ich<br />

mich aber unwillkürlich mehr zum Genuß hingab, als vielleicht<br />

zur Kritik nötig war. Es sind allerdings mehrere kleine Verzeichnungen<br />

in den Charaktern; aber das Ganze hat doch durchaus<br />

einen festen, ernsthaften, nicht unrömischen Gang; die Sprache<br />

ist meistens rein und edel, und ich war zufrieden. Zum Meisterwerke<br />

fehlt ihm freilich noch manches; aber Apollo gebe uns<br />

nur mehrere solche Stücke, so haben wir Hoffnung, auch jene<br />

zu erhalten. Es wird mir noch lange einen großen Genuß gewähren,<br />

Brockmann in der Rolle des Regulus gesehen zu haben.<br />

Der weibliche Teil der Gesellschaft, der auf den meisten Theatern<br />

etwas arm zu sein pflegt, ist es hier vorzüglich, und man ist<br />

genötigt, die Rolle der ersten Liebhaberin einer Person zu geben,<br />

die mit aller Ehre Äbtissin in Quedlinburg oder Gandershe<strong>im</strong><br />

werden könnte. Die Dame ist gut, auch gute Schauspielerin; aber<br />

nicht mehr für dieses Fach.<br />

Die Italiener sind verhältnismäßig nicht besser. Man trillerte<br />

sehr viel und singt sehr wenig. Der Kastrat Marchesi kombabusiert<br />

einen Helden so unbarmherzig in seine eigene verstümmelte

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!