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Gutzeit u. a.: Konzepte zur Hochbegabtenför<strong>de</strong>rung<br />

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dafür im Einzelfall schulpsychologisch überprüft wer<strong>de</strong>n müssen. Eine Einschulung in die<br />

zweite Klasse ist allerdings ausgeschlossen.<br />

Zeigt sich schon am Beginn o<strong>de</strong>r während <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>schulzeit, dass die Passung zwischen<br />

intellektuellem Potential <strong>und</strong> schulischer Anfor<strong>de</strong>rung fehlt, kann nach <strong>de</strong>n Bestimmungen <strong>de</strong>r<br />

Volksschulordnung (§ 27 VSO) eine Beschleunigung <strong>de</strong>s Lernstoffs durch Überspringen in die<br />

nächste Jahrgangsstufe erfolgen. Nach Überprüfung <strong>de</strong>r Voraussetzungen (schulpsychologische<br />

Diagnostik) kann <strong>de</strong>r Schulleiter <strong>de</strong>n Antrag <strong>de</strong>r Eltern auf Überspringen einer Jahrgangsstufe<br />

befürworten, wenn zu erwarten ist, dass <strong>de</strong>r Schüler nach Reife <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen gewachsen ist.<br />

Das Überspringen kann in <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>schule in beson<strong>de</strong>rs begrün<strong>de</strong>ten Fällen auch ein zweites<br />

Mal genehmigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Nach <strong>de</strong>r Entscheidung für das Überspringen hat <strong>de</strong>r Schüler ein Anrecht auf Hospitation in<br />

<strong>de</strong>r nächsthöheren Klasse.<br />

Die mögliche Beschleunigung durch Überspringen beim Übertritt ans Gymnasium, d. h. von<br />

Jahrgangsstufe 3 <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>schule in die Eingangsklasse (Jgst. 5) <strong>de</strong>s Gymnasiums erfor<strong>de</strong>rt<br />

eine ganz beson<strong>de</strong>rs sorgfältige Beratung <strong>und</strong> individuelle För<strong>de</strong>rung, da hier bei höheren<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Konfrontation mit einer an<strong>de</strong>ren Schulart mit Schwierigkeiten gerechnet<br />

wer<strong>de</strong>n muss. An<strong>de</strong>rerseits wird diese Möglichkeit durch die Schulordnung <strong>de</strong>r Gymnasien<br />

geför<strong>de</strong>rt, da mit <strong>de</strong>r Befürwortung <strong>de</strong>s Überspringens die Aufnahmevoraussetzungen ins<br />

Gymnasium – <strong>und</strong> damit die Eignungsbestätigung - schon erfüllt sind.<br />

In <strong>de</strong>r Zeit vor <strong>und</strong> nach <strong>de</strong>m Überspringen braucht <strong>de</strong>r Schüler in beson<strong>de</strong>rem Maße die emotionale<br />

Unterstützung, Wertschätzung <strong>und</strong> Anregung von Eltern <strong>und</strong> Lehrern; <strong>de</strong>nn es gilt<br />

dann, Schulstoff nachzuarbeiten <strong>und</strong> sich in die neue Klasse einzugewöhnen. Erfahrungsgemäß<br />

wird das Überspringen als Herausfor<strong>de</strong>rung gut akzeptiert <strong>und</strong> bewältigt, vor allem wenn<br />

nach <strong>de</strong>r Überprüfung entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Voraussetzungen das Kind, Schule <strong>und</strong> Familie beraterisch<br />

begleitet wur<strong>de</strong>n.<br />

Überspringen von Klassen wur<strong>de</strong> lange Zeit als <strong>de</strong>r Königsweg <strong>de</strong>r Hochbegabtenför<strong>de</strong>rung<br />

in <strong>de</strong>r Regelschule, insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>schule, gesehen, solange an<strong>de</strong>re Möglichkeiten<br />

sich kaum anboten. Wenn Kin<strong>de</strong>r in die Gr<strong>und</strong>schule eintreten, die bereits rechnen, lesen<br />

<strong>und</strong> vielleicht sogar schreiben können, dann ist es naheliegend, dass die Lösung selbstverständlich<br />

zu sein scheint, dass diese Kin<strong>de</strong>r in eine Klasse eintreten, die ihrem Leistungsstand<br />

entspricht. Lei<strong>de</strong>r bringt diese Lösung jedoch in manchen Fällen nur kurzfristig Erleichterung<br />

für die gelangweilten Kin<strong>de</strong>r, da die Herausfor<strong>de</strong>rung nach <strong>de</strong>r ersten Zeit <strong>de</strong>s Springens<br />

bald erneuter Langeweile weichen kann. Die Lernschritte sind weiter zu klein, die emotionale<br />

Integration in die Gruppe <strong>de</strong>r älteren Kin<strong>de</strong>r gelingt nicht o<strong>de</strong>r Teilleistungen, wie z. B.<br />

flüssiges Schreiben, das guter Entwicklung <strong>und</strong> Übung <strong>de</strong>r Feinmotorik bedarf, führt zu Frustrationserlebnissen.<br />

Erschwerend kann in solchen Fällen auch sein, wenn Lehrer keine Übergangszeit<br />

gewähren o<strong>de</strong>r einer solchen Versetzung aus verschie<strong>de</strong>nen Erwägungen heraus<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich ablehnend gegenüberstehen. Fazit aus diesen Erfahrungen ist, dass ein Automatismus<br />

<strong>de</strong>s Überspringens abzulehnen ist. Vielmehr muss eine differenzierte Diagnose<br />

unter Einbeziehung <strong>de</strong>s gesamten Umfel<strong>de</strong>s im Sinne systemischen Vorgehens empfohlen<br />

wer<strong>de</strong>n.

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