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Hänsel: Für eine bewusste ethisch-moralische Werteerziehung<br />

Der Erwachsene, <strong>de</strong>r Zeuge eines gewalttätigen Verhaltens eines Kin<strong>de</strong>s o<strong>de</strong>r Jugendlichen<br />

wird, muss daher unter allen Umstän<strong>de</strong>n dagegen Stellung beziehen <strong>und</strong> Wie<strong>de</strong>rgutmachung<br />

for<strong>de</strong>rn; <strong>de</strong>nn die fehlen<strong>de</strong> Stellungnahme <strong>und</strong> ein Maßnahmenverzicht wer<strong>de</strong>n<br />

vom jungen Menschen als Zustimmung zu seiner Tat interpretiert. Ein Erzieher, <strong>de</strong>r<br />

Gewalt zulässt, missachtet ein gr<strong>und</strong>legen<strong>de</strong>s Menschenrecht. Auch muss das Opfer einer<br />

Gewalttat durch das entschie<strong>de</strong>ne Einschreiten <strong>de</strong>s Erziehers erleben, dass die Tat<br />

verurteilt, es selbst geschützt wird <strong>und</strong> Genugtuung erfährt. Ein Gewalttäter, <strong>de</strong>r „ungeschoren"<br />

davonkommt, also erfolgreich Gewalt angewen<strong>de</strong>t hat, lernt außer<strong>de</strong>m durch<br />

diese Verstärkung, dass Gewalt sich lohnt, <strong>und</strong> wird sie wie<strong>de</strong>r anwen<strong>de</strong>n. Muss er sich<br />

dagegen mit seiner Tat auseinan<strong>de</strong>r setzen, einen echten Weg zur Wie<strong>de</strong>rgutmachung<br />

entwickeln, so fühlt er sich in sein Opfer ein <strong>und</strong> baut eine Hemmschwelle gegen erneute<br />

Gewaltanwendung auf.<br />

4. In all <strong>de</strong>n Fällen in jüngster Zeit, in <strong>de</strong>nen Jugendliche o<strong>de</strong>r junge Männer zu Mör<strong>de</strong>rn<br />

wur<strong>de</strong>n, haben die Täter vorher intensiv visuelle Gewalt konsumiert. Der so genannte<br />

Wissenschaftsstreit über die Wirkungen <strong>de</strong>r Mediengewalt ist ein Mythos. Es gibt ihn<br />

nicht, es gibt nur mächtige Interessenverbän<strong>de</strong>, <strong>de</strong>nen es gelingt, in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />

die einschlägigen Ergebnisse immer wie<strong>de</strong>r in Zweifel zu ziehen: „Es existiert eine Bildungslücke<br />

zwischen <strong>de</strong>n Forschungs-Ergebnissen über die Wirkungen <strong>de</strong>r Fernseh-<br />

Gewalt <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Kenntnissen darüber in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit <strong>und</strong> unter Praktikern. Diese<br />

Bildungslücke kann charakterisiert wer<strong>de</strong>n als Kenntnismangel, Fehleinschätzung <strong>und</strong><br />

Verständnis-Mangel für die Anwendung <strong>de</strong>r Forschungsergebnisse auf das Problem <strong>de</strong>r<br />

Jugend-Gewalt. Die Film- <strong>und</strong> Fernseh-Industrie (...) nehmen von <strong>de</strong>n Forschungsergebnissen<br />

keine Kenntnis; sie ignorieren sie. Sie greifen sie an; sie verdrehen <strong>und</strong> verfälschen<br />

sie sogar in ihren Sendungen. Sie kommen mit ihrer Haltung durch. Denn die<br />

Macht steht auf ihrer Seite, <strong>und</strong> die Gesellschaft ist in ihrer Meinung zwiespältig <strong>und</strong> gespalten."<br />

(SCHNEIDER, S. 147)<br />

In Wirklichkeit kommen verschie<strong>de</strong>ne Langzeit- <strong>und</strong> Laborstudien seit Jahrzehnten zu übereinstimmen<strong>de</strong>n<br />

Ergebnissen: Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Jugendliche, die Gewaltdarstellungen im<br />

Fernsehen, Vi<strong>de</strong>o, Computerspiel sehen, sind unempfindlicher gegenüber Gewalt, nehmen<br />

Gewalt als selbstverständlicher hin, neigen mehr zu aggressivem <strong>und</strong> <strong>de</strong>linquentem<br />

Verhalten <strong>und</strong> sind auch als Erwachsene aggressiv bis kriminell (BANDURA, LEFKOVITZ<br />

et al., HUESMANN, GLOGAUER, LUKESCH, WEISS). Beson<strong>de</strong>rs die Computerspiele<br />

wirken brutalisierend, <strong>de</strong>sensibilisierend <strong>und</strong> konditionieren auf das Töten hin, beson<strong>de</strong>rs<br />

dann, wenn ein Jugendlicher durch einen Verlust an Werten <strong>und</strong> eine ungünstige Umgebung<br />

schon belastet ist (GROSSMAN). Auch nach <strong>de</strong>n Erkenntnissen <strong>de</strong>r sozialen Lernpsychologie<br />

ist dieser Zusammenhang zwingend: Kin<strong>de</strong>r beobachten ihre Bezugspersonen<br />

<strong>und</strong> i<strong>de</strong>ntifizieren sich mit ihnen, nehmen sie zum Vorbild <strong>und</strong> ahmen sie nach (Mo<strong>de</strong>ll-Lernen).<br />

Dass Lernmo<strong>de</strong>lle nicht nur reale Personen, son<strong>de</strong>rn auch Figuren aus Film<br />

<strong>und</strong> Fernsehen sind, ist seit <strong>de</strong>n Forschungen von BANDURA in <strong>de</strong>n 70er Jahren bekannt.<br />

Nach Erfurt wer<strong>de</strong>n aufgeklärte Eltern, Lehrer <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re verantwortungsbewusste Bürger<br />

unserer Gesellschaft ihre Kin<strong>de</strong>r, ihr Kostbarstes, diesem zunehmen<strong>de</strong>n Verrohungsprozess<br />

durch die Medien nicht mehr ausliefern wollen <strong>und</strong> sich gemeinsam überlegen,

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