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Hänsel: Für eine bewusste ethisch-moralische Werteerziehung<br />

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entieren, wenn wir eine Generation heranziehen wollen, die einmal konstruktiver Gestalter<br />

eines friedfertigen <strong>und</strong> mitmenschlichen Gemeinwesens sein soll. Deshalb müssen<br />

die Gesellschaft als Ganzes <strong>und</strong> je<strong>de</strong>r Einzelne sich bewusst entschei<strong>de</strong>n, welche Werte<br />

vermittelt wer<strong>de</strong>n.<br />

2. Falsche Theorien in <strong>de</strong>n 70er Jahren haben beson<strong>de</strong>rs in Deutschland zu falschen<br />

Schlussfolgerungen <strong>und</strong> einem falschen Erziehungsansatz geführt: Jegliche Selbstkontrolle<br />

von Affekten, so die Annahme, führe zur Aufstauung von Aggressionen, die irgendwann<br />

„explodieren" wür<strong>de</strong>n. Das „Herauslassen" von Aggressionen war <strong>de</strong>shalb<br />

Teil <strong>de</strong>s damals aufkommen<strong>de</strong>n „emanzipatorischen“ Erziehungsprogramms <strong>und</strong> die sogenannten<br />

Sek<strong>und</strong>ärtugen<strong>de</strong>n wie Fleiß, Anstand <strong>und</strong> Gemeinschaftssinn wur<strong>de</strong>n als<br />

Wegbereiter von Auschwitz aus <strong>de</strong>m Wertekatalog <strong>de</strong>r Erzieher verbannt. In Wirklichkeit<br />

erleichtert die Orientierung an solchen Werten das menschliche Zusammenleben. Sie<br />

entsprechen <strong>de</strong>r Menschenwür<strong>de</strong> <strong>und</strong> <strong>de</strong>m tiefen Wunsch <strong>de</strong>s Menschen, einen Beitrag<br />

zum Gemeinwohl zu leisten <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren wohl zu tun. Sie verbin<strong>de</strong>n die Menschen miteinan<strong>de</strong>r.<br />

Ein Ergebnis <strong>de</strong>r Empathieforschung war, dass das Mitgefühl mit <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren<br />

Menschen ein zentraler Bestandteil <strong>de</strong>r Hemmschwelle gegen gewalttätiges Verhalten<br />

ist.<br />

Die Überbetonung <strong>de</strong>r sogenannten Selbstverwirklichung, <strong>de</strong>s Spaßhabens als Lebensziel<br />

in <strong>de</strong>r Fun-Gesellschaft hat bei vielen Heranwachsen<strong>de</strong>n zu Egozentrik <strong>und</strong> mangeln<strong>de</strong>r<br />

Berücksichtigung <strong>de</strong>r Belange an<strong>de</strong>rer Menschen geführt. „Das Entstehen solcher<br />

(narzisstischer) Persönlichkeiten wird durch eine Gesellschaft geför<strong>de</strong>rt, die stark ichbetont<br />

ist <strong>und</strong> die eine Erziehung, die moralische Gr<strong>und</strong>sätze setzt, mit autoritärer Bevorm<strong>und</strong>ung<br />

verwechselt." (FÜLLGRABE, in: SZ v. 29.04.02) In <strong>de</strong>r Erziehung muss <strong>de</strong>r<br />

Schwerpunkt <strong>de</strong>shalb wie<strong>de</strong>r auf an<strong>de</strong>re Ziele gelegt wer<strong>de</strong>n, nämlich darauf, die Fähigkeit<br />

<strong>de</strong>s jungen Menschen zu sozialer Anteilnahme, Verantwortung <strong>und</strong> Einsatzbereitschaft<br />

für das Gemeinwohl herauszubil<strong>de</strong>n <strong>und</strong> zu stärken.<br />

3. Es gehört selbstverständlich zur Aufgabe <strong>de</strong>s Erziehers, <strong>de</strong>m Heranwachsen<strong>de</strong>n Grenzen<br />

zu setzen. Durch die Bef<strong>und</strong>e <strong>de</strong>r Forschungen zu <strong>de</strong>n Entwicklungsbedingungen<br />

positiven Sozialverhaltens, insbeson<strong>de</strong>re die Ergebnisse <strong>de</strong>r Erziehungsstilforschung,<br />

wissen wir heute, welcher Erziehungsstil einen hohen Grad an Kooperationsfähigkeit,<br />

Hilfsbereitschaft, Fre<strong>und</strong>lichkeit <strong>und</strong> Sicherheit beim Kind hervorbringen kann. Diesen<br />

Erziehungsstil nennt die Entwicklungspsychologin BAUMRIND „autoritativ": Gemeint<br />

sind elterliche Erziehungspraktiken, die durch Wärme <strong>und</strong> Zuneigung, aber auch durch<br />

wirksame Kontrollmechanismen gekennzeichnet sind, die auf Härte <strong>und</strong> körperliche<br />

Strafen verzichten, aber konsequent argumentative Durchsetzungsstrategien einsetzen,<br />

die Einhaltung von vereinbarten Regeln kontrollieren, bei Fehlverhalten einschreiten sowie<br />

das Kind durch Vorbild <strong>und</strong> Einbeziehung in positive soziale Aktivitäten anleiten. Zur<br />

Überraschung mancher Anhänger <strong>de</strong>r sogenannt anti-autoritären Erziehung wur<strong>de</strong> festgestellt,<br />

dass <strong>de</strong>r permissive, gewähren-lassen<strong>de</strong> Erziehungsstil bei Kin<strong>de</strong>rn zu <strong>de</strong>m<br />

gleichen unkameradschaftlichen, unkooperativen <strong>und</strong> aggressiven Verhalten führte wie<br />

<strong>de</strong>r vernachlässigen<strong>de</strong> <strong>und</strong> autoritäre Erziehungsstil.

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