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Hänsel: Für eine bewusste ethisch-moralische Werteerziehung<br />
2. Sind Anstand, Rücksichtnahme, Zuverlässigkeit, Leistungsbereitschaft, Fleiß, Verantwortungs-<br />
<strong>und</strong> Gemeinschaftssinn noch erstrebenswerte Tugen<strong>de</strong>n, die wir <strong>de</strong>r Jugend<br />
vermitteln sollten? O<strong>de</strong>r stehen sie im Wi<strong>de</strong>rspruch zum Ziel <strong>de</strong>r "Selbstverwirklichung"<br />
<strong>und</strong> führen nur zu blin<strong>de</strong>r Unterordnung unter autoritäre Strukturen?<br />
3. Soll man Kin<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> Jugendlichen Grenzen setzen? O<strong>de</strong>r sollen sie durch Ausprobieren<br />
selbst an ihre Grenzen stoßen? Sollten also Erzieher einschreiten, wenn Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong><br />
Jugendliche ihre Konflikte mit Gewalt „lösen" wollen? O<strong>de</strong>r sollte man auf „Selbstregulierung"<br />
vertrauen?<br />
4. Tut es jungen Menschen gut, Abend für Abend auf allen Kanälen Gewalttaten in sämtlichen<br />
Variationen anzuschauen? O<strong>de</strong>r wirkt sich dieser Einfluss schädlich auf ihre Entwicklung<br />
aus <strong>und</strong> sollte <strong>de</strong>shalb unterb<strong>und</strong>en wer<strong>de</strong>n?<br />
Die Uneinigkeit in <strong>de</strong>r Gesellschaft über diese Fragen hat <strong>de</strong>r heranwachsen<strong>de</strong>n Generation<br />
in <strong>de</strong>n letzten Jahrzehnten nicht zum Vorteil gereicht: Eine Zunahme <strong>de</strong>r Gewaltbereitschaft,<br />
<strong>de</strong>s Drogenmissbrauchs, <strong>de</strong>s Nihilismus waren die Folge. Eine breite gesellschaftliche Diskussion<br />
tut Not, an <strong>de</strong>ren En<strong>de</strong> ein Konsens stehen muss, um <strong>de</strong>r Jugend wie<strong>de</strong>r Orientierung<br />
<strong>und</strong> Halt geben zu können. Diese Diskussion muss geführt wer<strong>de</strong>n ohne Tabuisierung<br />
<strong>und</strong> Abstempelung an<strong>de</strong>rer Meinungen <strong>und</strong> muss sich u. a. an <strong>de</strong>n vielen wertvollen Forschungsergebnissen<br />
<strong>de</strong>r Entwicklungspsychologie, beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r Bindungs- <strong>und</strong> Erziehungsstilforschung<br />
sowie <strong>de</strong>n Forschungen zu <strong>de</strong>n Bedingungen prosozialen Verhaltens <strong>und</strong><br />
an <strong>de</strong>r Medienwirkungsforschung orientieren.<br />
Antworten aus <strong>de</strong>r Perspektive <strong>de</strong>r personalen Psychologie<br />
1. Die personale Psychologie hat uns wertvolle, in <strong>de</strong>r pädagogisch-psychologischen Praxis<br />
bewährte Bef<strong>und</strong>e geliefert, wie die Menschen ihr Zusammenleben verbessern können.<br />
Gemäß <strong>de</strong>m Menschenbild <strong>de</strong>r personalen Psychologie ist <strong>de</strong>r Mensch ein Wesen<br />
<strong>de</strong>r Natur, gleich an Wür<strong>de</strong> <strong>und</strong> Rechten geboren, we<strong>de</strong>r durch seine Triebe (biologistisches<br />
Menschenbild) noch durch die gesellschaftlichen Verhältnisse (materialistisches<br />
Menschenbild) <strong>de</strong>terminiert. Er ist fähig, zwischen bekömmlichen <strong>und</strong> schädlichen, ges<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> kranken, positiven <strong>und</strong> negativen Ten<strong>de</strong>nzen im Leben zu unterschei<strong>de</strong>n<br />
<strong>und</strong> so Werte zu setzen, Kultur zu schaffen, eine Ethik zu entwickeln. Die Fähigkeit hierzu<br />
bil<strong>de</strong>t sich beim Menschen im Laufe seines Lebens durch die Erziehung heraus. Die<br />
seelisch-geistige Entwicklung <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s vollzieht sich vom ersten Tag an im sozialen<br />
Wechselspiel mit seinen ersten Beziehungspersonen in <strong>de</strong>r Familie <strong>und</strong> später mit <strong>de</strong>n<br />
Personen seiner näheren <strong>und</strong> weiteren Umgebung. Gewissensbildung, ethisches Verhalten<br />
<strong>und</strong> sittliches Empfin<strong>de</strong>n nehmen hier ihren Anfang. Sie haben ihre Wurzeln in<br />
<strong>de</strong>r Empathie, welche sich in <strong>de</strong>r positiven Bindung <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s an seine ersten Bezugspersonen<br />
entwickelt. Aber auch im späteren Leben <strong>de</strong>s Jugendlichen müssen diese<br />
Werthaltungen in einem aufrichtigen zwischenmenschlichen Austausch mit seinen Eltern<br />
<strong>und</strong> Lehrern aktiv gelebt <strong>und</strong> bestätigt wer<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong> bei einem Versagen <strong>de</strong>s Jugendlichen<br />
in einer Lebensaufgabe kann ein Einbruch im Selbstwertgefühl zu einem Abdriften<br />
in irritiertes Geltungs- <strong>und</strong> Machtstreben führen, wenn wir ihm nicht <strong>helfen</strong>, echte, gemeinschaftsverträgliche<br />
Lösungen zu fin<strong>de</strong>n. Wir Erzieher dürfen es nicht <strong>de</strong>m Zufall überlassen,<br />
an welchen Werten <strong>und</strong> Vorbil<strong>de</strong>rn sich unsere Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Jugendlichen ori-