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forschungsbericht 1998 - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen ...

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Lehrstuhl für Statistik und empirische Wirtschaftsforschung 101<br />

Im wesentlichen kann man zwei unterschiedliche Formen der betrieblichen Marktforschung erkennen.<br />

Diese Formen sollen im folgenden als Modell 1 (zentrale Marktforschung) und Modell 2 (dezentrale<br />

Marktforschung) kurz umrissen werden.<br />

Modell 1: Zentrale Marktforschung zeichnet sich dadurch aus, daß sie meist von einer Stabsstelle<br />

durchgeführt wird. Probleme des Managements werden an diese Stelle getragen, die danach mit den<br />

externen Marktforschungsinstituten in Verhandlungen tritt. Kleine Studien werden auch selbst ausge-<br />

führt. Die Vermittlung der Information geschieht größtenteils (noch) über Präsentation und Berichts-<br />

bände. In wenigen Fällen dienen Datenbanksysteme, die für alle Entscheider erreichbar sind, eben-<br />

falls dieser Vermittlungsaufgabe. Die Funktion der zentralen Marktforschung liegt hauptsächlich in der<br />

Verwaltung von Marktforschungsstudien. Daher ist auch das Personal eher für Projektmanagement<br />

ausgebildet. Zwar wird häufig die Vermittlungsrolle zwischen Marketing und Marktforschungsinstitut in<br />

den Vordergrund gestellt, doch erweist sich diese Stellung nicht selten als kontraproduktiver Informa-<br />

tionsfilter. Unternehmen mit zentraler Marktforschung sind häufig streng hierarchisch organisiert, was<br />

sich in der Marktforschungsabteilung im Kleinen fortführt.<br />

Modell 2: Demgegenüber findet sich im dezentralen Modell die Marktforschungsaufgabe direkt in der<br />

Linie wieder. Hier ist der Produktmanager selbst für die Beschaffung der relevanten Information ver-<br />

antwortlich, d.h. er verhandelt auch selbst mit den Instituten. Dies erfordert von ihm eine stärkere me-<br />

thodische Kenntnis, was sich auch in der Stellenbeschreibung wiederfindet. Aufgaben der Studien-<br />

verwaltung werden an das Institut delegiert. Nicht zuletzt deshalb war in diesem Modell ein stärkeres<br />

Vertrauensverhältnis zu den Marktforschungsinstituten zu verspüren. Da die Marktforschungsfunktion<br />

direkt am Ort der Entscheidung anfällt, wird wesentlich seltener auf das Instrument der Präsentation<br />

zurückgegriffen. Dagegen sind moderne EDV-Systeme fast immer anzutreffen. Das dezentrale Modell<br />

ist im wesentlichen in kleineren Unternehmen und in Unternehmen mit flachen Hierarchien zu beo-<br />

bachten.<br />

Vor- und Nachteile: Während Befürworter des ersten Modells darauf hinweisen, daß die zentrale Er-<br />

füllung der Marktforschungsaufgabe Redundanzen vermeidet und die Manager entlastet, verweisen<br />

die Befürworter des zweiten Modells auf den unmittelbaren Einbezug der Information in den Entschei-<br />

dungsprozess. Beide Aussagen konnten bestätigt werden. Zentrale Marktforschungen forschen nicht<br />

selten an den Erfordernissen der Entscheider vorbei. Zwar treffen sie in den Präsentationen auf inte-<br />

ressierte Zuhörer, diese entscheiden danach aber häufig aufgrund anderer Sachverhalte. Die dezen-<br />

tralen Marktforscher sind dagegen oft durch das Tagesgeschäft so eingespannt, daß es ihnen an der<br />

nötigen Zeit mangelt, über prinzipielle Bezüge ihres Handelns nachzudenken.<br />

Aus Sicht der Wissenschaft kann keines der Modelle in jeder Situation ausgezeichnet werden. Unter-<br />

nehmen, die stark im Marketinggedanken verankert sind, ist eher zu einer dezentralen Struktur zu<br />

raten, da ihre Manager mit den Informationen geeignet umgehen können. Unternehmen hingegen, die<br />

sich erst nach und nach dem Markt öffnen, würde dieses Modell sicher überfordern. Hier hat eine<br />

zentrale Marktforschung auch die Aufgabe einer „Entwicklungshilfe“.<br />

Die empirische Studie ist selbstverständlich nur eine erste Annäherung an das Thema. In weiteren<br />

Schritten soll versucht werden, auch theoretische Überlegungen in diese Problemstellung einfließen<br />

zu lassen. Ziel ist es letztlich, die Prozesse und Strukturen der betrieblichen Marktforschung dahinge-<br />

hend zu optimieren, daß sie ihrem oben genannten Auftrag besser gerecht werden kann.

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