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forschungsbericht 1998 - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen ...

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188 Forschungsbericht der WiSo <strong>1998</strong><br />

ren der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Nähe von Ländern, Indikatoren des sozioökono-<br />

mischen Entwicklungsstandes und der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Macht wurden als<br />

mögliche erklärende Faktoren der wechselseitigen Beachtung von Ländern in der Auslandsberichter-<br />

stattung untersucht. Der Beachtungsgrad für ein Land wurde als Anteil von Beiträgen über dieses<br />

Land an der gesamten Auslandsberichterstattung gemessen.<br />

Im Ergebnis zeigt sich, daß die Beachtung von Ländern in hohem Maße durch die Struktur internatio-<br />

naler Beziehungen determiniert ist. Die wirtschaftliche, miltitärische und wissenschaftliche Macht eines<br />

Landes erweist sich dabei als besonders mächtige Determinante. Sie wurde rechnerisch als gemein-<br />

samer Faktor der Höhe des Bruttoinlandsprodukts, des Verteidigungsetats und der Anzahl wissen-<br />

schaftlicher Publikationen p.a. operationalisiert. In den Nachrichtenmedien der meisten Länder steht<br />

daher die real einzige Supermacht USA auch als Nachrichtensupermacht auf Rang eins der Beach-<br />

tungsskala. In der weiteren Rangfolge spiegelt sich dann weitgehend die Bedeutsamkeit von anderen<br />

Ländern als Handelspartner für das Heimatland des berichtenden Mediums wider. Die Intensität öko-<br />

nomischer Beziehungen, gemessen als anteiliges gemeinsamen Handelsvolumen, ist also ein min-<br />

destens ebenso wichtiger weiterer Nachrichtenfaktor. Historisch gesehen haben sich schließlich die<br />

Verbindungen zur öffentlichen Verbreitung von Nachrichten häufig im Sog von Verbindungen zur Ü-<br />

bermittlung (nicht-öffentlicher) Wirtschaftsinformation entwickelt. Wie eng die Übermittlung von Ge-<br />

schäftsinformation mit Auslandsnachrichten in Massenmedien zusammenhängt, zeigt sich aktuell an<br />

der weltgrößten Nachrichtenagentur. Der weitaus größte Teil der globalen Aktivitäten von Reuters<br />

entfällt auf Wirtschafts- und Finanzdienste.<br />

Zwar weisen einige nationale Mediensysteme Besonderheiten hinsichtlich Determinanten der Beach-<br />

tung anderer Länder auf, doch wirken die skizzierten Mechanismen der Nachrichtenselektion praktisch<br />

welweit in allen Nachrichtensystemen. Dies kann als Folge der allgemeinen und nachrichtensystem-<br />

spezifischen Globalisierung gelten. So ließ sich die Beachtung anderer Länder durch die Medien aus<br />

nahezu allen betrachteten Ländern sehr weitgehend durch Macht und ökonomische Nähe erklären.<br />

Die Präsenz Deutschlands in den Nachrichten ausländischer Medien hängt besonders stark mit der<br />

Intensität wirtschaftlicher Beziehungen zu den Heimatländern dieser Medien zusammen. Wenn man<br />

weiß, wie groß der Anteil von Deutschland am Außenhandel eines Landes ist, kann man ziemlich<br />

genau vorhersagen, wie groß der Anteil von Nachrichtenbeiträgen über Deutschland in der Auslands-<br />

berichterstattung der Medien dieses Landes ist. Die Themenstruktur der Berichterstattung ausländi-<br />

scher Medien über Deutschland ist dadurch gekennzeichnet, daß Deutschland vor allem im Kontext<br />

der Themen “Sport” und “Wirtschaft” berichtet wird. Diese Themenbezüge kommen nicht nur am häu-<br />

figsten vor - der Anteil der Themen Sport und Wirtschaft an der Berichterstattung über Deutschland<br />

liegt auch weit über den entsprechenden Anteilen in der gesamten Auslandsberichterstattung, ist auch<br />

im Vergleich mit anderen westlichen Industrienationen hoch.<br />

Betrachtet man für das deutsche Mediensystem die Ergebnisse von 1995 im Vergleich zur Vorläufer-<br />

studie von 1979, so zeigen sich zwar keine spektakulären Unterschiede aber einige interessante Ten-<br />

denzen. Der Wandel der thematischen und regionalen Themenschwerpunkte zwischen 1979 und<br />

1995 spiegelt weitgehend weltweite geopolitische Veränderungen wider. So stieg in allen Medien der<br />

Anteil der Berichterstattung über Ost- und Mitteleuropa, während über den Mittleren Osten weniger

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