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forschungsbericht 1998 - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen ...

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Lehrstuhl für Soziologie und Sozialanthropologie 171<br />

Die durch die „Kulturökonomie“ 4 und neu eingeführte betriebswirtschaftliche Logik bewirkte Verschlan-<br />

kung kultureller Einrichtungen 5 , führt aber auch hier, also in einem der wenigen Hoffnungsbereiche der<br />

Beschäftigung bestenfalls zu einer Verlangsamung des `down sizing´.<br />

4.2 Die Friktion zwischen Publikumsgeschmack und künstlerisch-innovativer Tätigkeit -<br />

Publikumsentwicklung als Lösungsversuch<br />

Diese generell geltende Tendenz führt im Bereich von Kunst, Musik, Theater und Architektur dazu,<br />

daß nur das winzige Marktsegment, genannt „Die Avantgarde“ neue kreative Tätigkeiten und deren<br />

Produkte nachfragt, während die große Mehrheit sich mit millionenfach verkauften Bild- und Tonkon-<br />

serven sowie vorgefertigten und normierten Wohncontainern begnügt. Die Beschäftigung in diesem<br />

kulturell zentralen Bereich wird so mit dem Angebot von Massenware minimiert. Voraussetzung für<br />

diese Vernichtung von Lebens- und Arbeitsmöglichkeiten von künstlerisch innovativen Personen ist<br />

aber die Standardisierung und Entdifferenzierung des Geschmacks und der Bedürfnisse. Will man nun<br />

diesen Prozeß umkehren, dann ist eine Voraussetzung, daß das Publikum auf eine solche Weise an<br />

die neue künstlerische Produktion herangeführt wird, daß es Zugang zu den neuen Werken finden<br />

kann.<br />

4.3 Die Visualisierung des sozio-ökonomischen Wandels<br />

Dieses Ziel kann auf verschiedenen Wegen verfolgt werden. Ein Zugang war auf dem Gebiet der<br />

Kunst die gemeinsame Entwicklung der Konzeption und Durchführung von Ausstellungen. So wird seit<br />

1995 im „Progetto arte“ von Michelangello Pistoletto eine enge Zusammenarbeit von Soziologie mit<br />

bildender Kunst 6 gepflegt. Neben Veranstaltungen im Marstall-Theater in München wurde eine Aus-<br />

stellung über die gesellschaftlichen Folgeprobleme des Jugendkults in der postmodernen Gesellschaft<br />

im Rahmen der 1. Biennale Florenz durchgeführt. Diese Ausstellung fand im Museum für Moderne<br />

Kunst in Prato statt, einer Einrichtung, die von der Textilindustrie der Toskana unterhalten wird.<br />

Die gleiche Thematik wurde in geänderter Form in einer Ausstellung der Wiener Akademie im Sem-<br />

per-Depot der Akademie neu gestaltet.<br />

Als vorläufig letzte Aktivität ist die Mitwirkung bei einer Veranstaltung „simposio mostra-evento“ in der<br />

città dell´ arte in Biella im Sommer <strong>1998</strong> zu erwähnen.<br />

Im Rahmen dieses `Progetto arte´ geht es darum, soziologische Diagnosen von aktuellen gesell-<br />

schaftlichen Prozessen und Problemen so bildhaft zu gestalten, daß sie im Rahmen von künstleri-<br />

schen Ereignissen einem breiten Publikum zugänglich und verständlich werden. Das Publikum soll auf<br />

diese Weise durch den Aktualitätsbezug für die rezente künstlerische Produktion interessiert werden,<br />

andererseits sollen auf diese Weise gesellschaftliche Probleme eingehender durchdacht und auch in<br />

ihren Konsequenzen umfassender reflektiert werden.<br />

4 Vgl dazu z.B. Boris Groys, 1992, Über das Neue. Versuch einer Kulturökonomie, München, Hanser<br />

5 Thomas Heinze, (Hg), Kulturmanagment II, Konzepte und Strategien, Opladen, Westdeutscher Verlag<br />

6 Der Turiner Bildhauer und Konzeptkünstler Michelangello Pistoletto ist Professor an der Wiener Akademie der<br />

Bildenden Künste und Begründer der `città dell arte´ in Biella (Piemont)

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