forschungsbericht 1998 - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen ...
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46 Forschungsbericht der WiSo <strong>1998</strong><br />
4. Ausführlicher Bericht von einem ausgewählten Forschungsprojekt:<br />
„Zinsen im innerbetrieblichen Rechnungswesen“<br />
Bearbeiter: Prof. Dr. Wolfgang Männel<br />
Im Rahmen des Forschungsprojektes wurde das Rechnen mit kalkulatorischen Zinsen kritisch analy-<br />
siert. Diese traditionelle Vorgehensweise sollte aufgegeben werden. Die diesbezüglichen Empfehlun-<br />
gen der Kostenrechnungsliteratur beruhen vor allem auf der unreflektierten Übernahme der einschlä-<br />
gigen Regelungen des öffentlichen Preisrechts. Schließlich ist auch das vom Streben nach größtmög-<br />
licher Kalkulationsgenauigkeit geprägte Differenzieren nach Kostenstellen und Kostenplätzen ein<br />
Grund für das Rechnen mit kalkulatorischen Zinsen. Dies führt jedoch zwingend zu einer Divergenz<br />
zwischen interner Betriebsergebnisrechnung und der externen Gewinn- und Verlustrechnung, in der<br />
nur die pagatorischen Fremdkapitalzinsen als Aufwand angesetzt werden dürfen. Die daraus resultie-<br />
rende Ergebnisdivergenz erschwert ein durchgängiges Ergebniscontrolling, dem im Hinblick auf das<br />
Streben nach einer ergebnisorientierten Unternehmensführung große Bedeutung zuzumessen ist.<br />
Bei der Ermittlung des unternehmensbezogen gebundenen Kapitals wird traditionell vom betriebsnot-<br />
wendigen Vermögen ausgegangen. Dabei wird vom Vermögen eines Unternehmens das nicht be-<br />
triebsnotwendige Vermögen in Abzug gebracht. Das zu verzinsende Kapital ergibt sich nach Abzug<br />
des nicht zinspflichtigen Abzugskapitals. Die Verzinsung fortgeschriebener Vermögenswerte ist jedoch<br />
betriebswirtschaftlich deshalb nicht sinnvoll, da diese die Kapitalbindung nicht repräsentieren können.<br />
Näherungsweise kann die Kapitalbindung im Umlaufvermögen durch die produktionsfortschrittsbezo-<br />
gene Fortschreibung der auf Roh- und Hilfsstoffe sowie in Arbeit befindlichen Aufträge, Halb- und<br />
Fertigfabrikate abstellenden Bestandsrechnung erfolgen. Für die Bestimmung der anlagenspezifi-<br />
schen Kapitalbindung muß der Beziehungszusammenhang zwischen externem und internem Rec h-<br />
nungswesen beachtet werden. Denkbar ist, daß die bilanziellen Abschreibungen den tagesneuwert-<br />
orientierten kalkulatorischen Abschreibungen hinterherhinken. Dies bewirkt, daß nicht Abschreibungs-<br />
gegenwerte in Höhe der kalkulatorischen Abschreibungen im Unternehmen verbleiben. Andererseits<br />
kann auch der Fall eintreten, daß im externen Rechnungswesen aus bilanzpolitischen Gründen auf<br />
Grund der Verwendung kürzerer Abschreibungsnutzungsdauern und anderer Abschreibungsmetho-<br />
den (degressive Abschreibung) eine schnellere Rückführung des für einzelne Anlagegegenstände<br />
investierten Kapitals erfolgt, als es sich aus der kalkulatorischen Anlagenrechnung ergibt. Unter Be-<br />
rücksichtigung dieser Zusammenhänge wird deutlich, daß letztlich die bilanziellen Restbuchwerte das<br />
durch einzelne Anlagegegenstände noch gebundene, über die Umsatzerlöse noch nicht wieder liqui-<br />
ditätswirksam zurückgewonnene Kapital bestimmen.<br />
Es sollte darauf verzichtet werden, die Zinsen rein gesamtkapitalbezogen zu ermitteln. Für die Ermitt-<br />
lung kostenorientierter Preise im öffentlichen Preisrecht nach den Leitsätzen für die Preisermittlung<br />
auf Grund von Selbstkosten (LSP) wurde diese Vorgehensweise deshalb gewählt, um eine von der<br />
tatsächlichen Kapitalstruktur unabhängige Zinskostenbestimmung bei unterschiedlichen öffentlichen<br />
Auftragnehmern zu erreichen. Diese Vorgehensweise macht für am Markt agierende Unternehmen,<br />
für die die Eigenkapitalverzinsung das maßgebende Rentabilitätsziel darstellt, keinen Sinn. Da für