forschungsbericht 1998 - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen ...
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176 Forschungsbericht der WiSo <strong>1998</strong><br />
Die Wirkungen verschiedener Einflußfaktoren lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:<br />
• Teilnehmermerkmale, hier vor allem die Motivation, einzelne arbeitsbezogene Persönlichkeitsva-<br />
riablen wie auch Alter und Berufserfahrung sind relevant für die Steigerung der Kompetenzen;<br />
• Passung zwischen Arbeitsplatz und Lerninhalten, Rückmeldung über den Lernerfolg, Möglichkei-<br />
ten zum Üben und die Anknüpfung an den Wissensstand der Teilnehmer sind besonders relevant<br />
für Lerneffekte im Seminar und die erste Umsetzung des Gelernten nach der Rückkehr an den<br />
Arbeitsplatz;<br />
• Arbeitsbedingungen wie die soziale Unterstützung durch Vorgesetzte und Kollegen, der eigene<br />
Handlungs- und Entscheidungsspielraum, Zeitdruck etc. sind von besonderer Bedeutung für die<br />
Umsetzung und längerfristige Beibehaltung des Gelernten.<br />
Das Modell des Transferprozesses von Baldwin und Ford postuliert aufgrund der empirischen Daten-<br />
lage bis Anfang der 90ger Jahre einen direkten Einfluß der Arbeitsbedingungen auf den Transfer.<br />
Nachweisen konnten wir diesen direkten Einfluß vor allem für den Anstieg objektiver Ergebniskriterien<br />
nachweisen. Ein Haupteffekt der Arbeitsbedingungen auf die Transferkriterien “Umsetzung des Ge-<br />
lernten“ und “Kompetenzsteigerung“ ließ sich nur teilweise feststellen. Moderierte Regressionsanaly-<br />
sen zeigten dann, daß Arbeitsbedingungen differenzierter wirken, sie moderieren den Zusammenhang<br />
zwischen Lernen und Transfer. So setzen beispielsweise Personen, die im Training viel Anwendbares<br />
gelernt haben bei großem Handlungsspielraum am Arbeitsplatz wesentlich mehr um als Personen, die<br />
ebenfalls viel Anwendbares gelernt haben, an ihrem Arbeitsplatz aber nur über geringen Handlungs-<br />
spielraum verfügen. Genau umgekehrt verhält es sich bei Personen, die relativ wenig Anwendbares<br />
im Training gelernt haben, sie setzen bei geringem Handlungsspielraum mehr um als bei hohem<br />
Handlungsspielraum.<br />
Die vorliegende Studie unterstreicht die Bedeutung der Teilnehmermerkmale, der Gestaltung des<br />
Seminars und der Arbeitsbedingungen für den Transferprozeß und bietet eine erste empirische Stütze<br />
für das allgemeine Transferprozeßmodell von Baldwin und Ford unter Berücksichtigung einer Revision<br />
hinsichtlich der Moderatorwirkung der Arbeitsplatzbedingungen.<br />
Allgemein leitet sich aus den Ergebnissen auch eine Reihe an Konsequenzen für die praktische Ges-<br />
taltung von Seminar- und Trainingsmaßnahmen ab. Transferfördernde Maßnahmen sollten an den<br />
verschiedensten Stellen ansetzen: z.B. sollten Trainer und Veranstalter auf eine adäquate Gestaltung<br />
der Maßnahme achten, Personalentwicklungsmaßnahmen sollten gezielt mit den Trainees geplant<br />
werden, Förderung, Feedback und Unterstützung am Arbeitsplatz in erster Linie durch Vorgesetzte im<br />
weiteren aber auch durch Mitarbeiter und Kollegen helfen dem Trainee bei der Umsetzung, langfristi-<br />
gen Beibehaltung und Optimierung des Gelernten.<br />
Literatur:<br />
Zempel, J.; Klöble, U.; Moser, K.: Evaluationsstudie zum Transfer von Seminarinhalten am Arbeits-<br />
platz. Forschungsbericht, <strong>Universität</strong> <strong>Erlangen</strong>-Nürnberg, <strong>1998</strong>.<br />
Zempel, J.; Klöble, U.: Umsetzung von Seminarinhalten am Arbeitsplatz des Maschinenringge-<br />
schäftsführers. Kurzfassung, Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft,<br />
Darmstadt, <strong>1998</strong>.