forschungsbericht 1998 - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen ...
forschungsbericht 1998 - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen ...
forschungsbericht 1998 - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
132 Forschungsbericht der WiSo <strong>1998</strong><br />
nologien vorhanden. Imitation und damit die Diffusion von Neuerungen führen also nur teilweise<br />
zu einheitlichen Technologien.<br />
• Innovationen werden sowohl von kleinen als auch von großen Unternehmen hervorgebracht. Das<br />
Zusammenspiel der Unternehmen im Innovationsprozeß wird dabei wesentlich durch das techno-<br />
logische Regime, die technologischen Möglichkeiten und die Appropriierungsbedingungen<br />
beeinflußt. Daneben wird die Rolle von unternehmensspezifischen Fähigkeiten im Innovationspro-<br />
zeß deutlich.<br />
Die stilisierten Fakten zeigen auf vielfältige Weise den Wettbewerbsprozeß über die Zeit auf. Bezüg-<br />
lich der gefundenen Regelmäßigkeiten sind jedoch drei Einschränkungen zu berücksichtigen. Zum<br />
einen gibt es zwar für einige der betrachteten Größen (Zahl der Unternehmen, Ein- und Austritte,<br />
Technologie) Langzeitstudien, die tatsächlich die Dynamik entlang der Phasen eines Industrielebens-<br />
zyklus verdeutlichen, daneben gibt es aber Größen (Marktanteile, Wachstum der Unternehmen, Kon-<br />
zentration, Zusammenhang zwischen Unternehmen und Innovation) die bislang nur für kurze Zeiträu-<br />
me untersucht wurden. Letztere Größen zeigen demnach immer nur 'Ausschnitte' des Gesamtprozes-<br />
ses, jedoch ohne das jeweilige Phänomen im Gesamtzusammenhang der Evolution einer Industrie zu<br />
sehen. Beispielsweise gibt es die (theoretisch begründete) Vermutung, daß die Fluktuation der Markt-<br />
anteile in einzelnen Phasen des Lebenszyklus unterschiedlich ist und im Zeitablauf abnimmt – indes<br />
gibt es dafür keinen empirischen Nachweis. Gleichsam läßt sich der Innovationsprozeß und die Rolle<br />
der Unternehmen durch die technologischen Möglichkeiten und die Appropriierungsbedingungen cha-<br />
rakterisieren. Naheliegend ist die wiederum theoretische Überlegung, daß sich im Zeitablauf sowohl<br />
die technologischen Möglichkeiten als auch die Appropriierungsbedingungen systematisch verändern<br />
– diesbezüglich gibt es jedoch bislang keine empirische Evidenz.<br />
Zweitens muß immer klar sein, daß alle Regelmäßigkeiten lediglich stilisierte Fakten sind: sie gelten<br />
nicht mit der Kraft naturwissenschaftlicher Gesetzmäßigkeiten. Auch ist wohl nicht zu erwarten, daß<br />
eine einzige Industrie alle beschriebenen Phänomene aufweist. Ziel der vorherigen Kapitel war es, die<br />
typische Dynamik in Industrien herauszuarbeiten, also diejenigen Prozesse zu beschreiben, die in<br />
einer Vielzahl von Industrien zu beobachten sind. An verschiedenen Stellen wurde dabei offensicht-<br />
lich, daß es industriespezifische Faktoren gibt, welche die Dynamik beeinflussen und damit den einen<br />
oder anderen Prozeß hervortreten lassen oder aber dominieren. Auch ist zu bedenken, daß die ve r-<br />
wendeten empirischen Untersuchungen lediglich den Wettbewerb in dezentral organisierten Volks-<br />
wirtschaften des späten 19. sowie des 20. Jahrhunderts beleuchten. Darüber hinaus weisen die unter-<br />
suchten Industrien 'Ähnlichkeiten' auf – so sind bspw. für Produkte und Prozesse umfangreiche tech-<br />
nologische Möglichkeiten gegeben.<br />
Drittens wurden in den vorangegangenen Kapiteln die Ergebnisse und Regelmäßigkeiten aus Quer-<br />
schnitts-, Zeitreihen- und Fallstudien zusammengefügt. Das entstandene Bild ist daher mit unter-<br />
schiedlichen Farben gemalt: einmal werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Indust-<br />
rien betont, ein anderes Mal wird die Entwicklung in der Zeit betrachtet und schließlich werden einzel-<br />
ne Industrien oder Produkte in ihrem autonomen Werdegang untersucht. Die aus den unterschiedli-<br />
chen Methoden resultierenden Ergebnisse passen dabei oftmals nicht wie in einem Mosaik zusam-<br />
men, sondern wirken eher wie eine abstrakte mehrdimensionale Skulptur. Wenn jedoch von den Be-<br />
sonderheiten der einzelnen Methoden abstrahiert wird und das zu erklärende Phänomen – die Evolu-<br />
tion von Industrien – in den Mittelpunkt gerückt wird, so entsteht, wie hier geschehen, ein facettenrei-