forschungsbericht 1998 - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen ...

164 Forschungsbericht der WiSo 1998
bestand die Zehn-Millionen-Grenze überschritt. Die Sparrate nahm in den dreißiger Jahren nicht zu-
letzt aufgrund der begrenzten Konsummöglichkeiten zu und wurde noch durch eine Reihe zweckge-
bundener NS-Sondersparformen, wie z.B. das KdF-Sparen, das HJ-Sparen, das Wehrmachts- oder
Kriegssparen gefördert.
In den ersten vier Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts vollzog die Sparkasse den Entwicklungsschritt
von der Spezialkasse für Spareinlagen und Hypothekarkredite hin zu einer Bank mit eigener Rechts-
form und allen Befugnissen, wenn man etwa an die Einbindung der Sparkassen in die Kriegsfinanzie-
rung oder die Flucht in Giroeinlagen während der Inflation denkt. Auch finden sich in dieser Zeit be-
reits die ersten Ansätze eines Allfinanzangebotes sowie der Beginn einer aktiveren Werbetätigkeit.
Nach der Währungsreform 1948 verzeichnete die Weidener Sparkasse eine Aufwärtsentwicklung, die
in ihrem Ausmaß mit keiner früheren Phase vergleichbar ist. Analog zum Wirtschaftswunder vollzog
sich bei den Sparkassen ein sogenanntes Sparwunder, das bis Mitte der sechziger Jahre anhielt. Vor
dem Hintergrund der allgemeinen Entwicklung der Wirtschaft und des Kreditwesens sowie der fort-
schreitenden technischen Möglichkeiten, so des bargeldlosen Zahlungsverkehrs seit Beginn der sech-
ziger Jahre, der elektronischen Abwicklung seit den siebziger Jahren und schließlich der automati-
schen Selbstbedienung im Geldverkehr in den achtziger Jahren, wurden das Leistungsspektrum im
Geldanlage- und Kreditgeschäft sowie die Arbeit mit Wertpapieren erheblich erweitert.
Die 175-jährige Entwicklung der Stadtsparkasse Weiden ist eng mit der Entwicklung der Stadt ver-
bunden. Als Finanzdienstleister hat das Institut das wirtschaftliche, soziale und kulturelle Leben der
Stadt gefördert. Damit bildet die Geschichte der Weidener Sparkassen nicht nur einen wichtigen Aus-
schnitt der allgemeinen Sparkassengeschichte, sondern zugleich auch einen faszinierenden Teil bay-
erischer Lokalgeschichte.
5. Veröffentlichungen des Lehrstuhls in 1998
5.1 Bücher
Feldenkirchen, W.: Die deutsche Wirtschaft im 20. Jahrhundert (= Enzyklopädie deutscher Ge-
schichte, Bd. 47), München 1998.
Feldenkirchen, W.: Von der Sparanstalt zum Universalkreditinstitut - 175 Jahre Stadtsparkasse Wei-
den, München 1998.
5.2 Beiträge in Sammelwerken:
Feldenkirchen, W.: Krise und Konzentration in der deutschen Elektroindustrie am Ende des 19. Jahr-
hunderts. In: Henning, F.W. (Hrsg.): Krisen und Krisenbewältigung vom 19. Jahrhundert bis
heute, Frankfurt am Main 1998, S. 92-139.
Feldenkirchen, W.: Die Firma Siemens im Russischen Reich vor 1914. In: Dahl, D., Scheide, C.:
„...das einzige Land in Europa, das eine große Zukunft vor sich hat.“ Deutsche Unternehmen
und Unternehmer im Russischen Reich im 19. und frühen 20. Jahrhundert ( = Veröffentli-
chungen des Instituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, Band
8), Essen 1998, S. 167-188.