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Sicherheit und Katastrophenschutz für Museen, Archive

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5. Beispiele aus der alltäglichen Praxis<br />

5.1. „Best-practice“<br />

Denkmalpflege:<br />

• Der National Trust (Großbritannien) schließt seine Häuser u.a. aus<br />

konservatorischen Gründen über die Winterzeit. Seit 1980 gibt es dort<br />

eine Stelle <strong>für</strong> Housekeeping (ein inzwischen verbreiteter Anglizismus,<br />

der große Schnittmengen mit dem neueren Bereich der Präventiven<br />

Konservierung bildet).<br />

• Erforschung von Präventionsstrategien <strong>für</strong> Sammlungen in historischen<br />

Häusern (Beispiel: Bettina Krug, Henrik Seidel, Präventive Konservierung<br />

im Schloss Linderhof, Masterarbeit im Masterstudiengang Denkmalpflege<br />

an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg 2003 [unveröffentlicht]).<br />

Museum:<br />

• DHM, Digitale Bibliothek: Digitale Erfassung bedeutender alter Hand<br />

schriften <strong>und</strong> Bücher <strong>und</strong> Umsetzung als Computerapplikation.<br />

• DHM: Anfassstationen in der neuen Dauerausstellung im Zeughaus Berlin.<br />

• Stiftung Preußische Schlösser <strong>und</strong> Gärten Berlin-Brandenburg: Restaurie-<br />

rungsausstellung „Marmor, Stein <strong>und</strong> Eisen bricht... – Die Kunst zu<br />

Bewahren“ 2006 (ebenfalls mit einer Anfassstation).<br />

• Pinakotheken in München: Gemälde vorwiegend verglast, um Beschädi-<br />

gung (Vandalismus) vorzubeugen, Lichtschutz durch zugedeckte Tischvitrinen<br />

• Herzog Anton Ulrich-Museum: Reglementierung der Besucherzahlen.<br />

Wenige Einrichtungen beherrschen den Balanceakt zwischen wirtschaftli-<br />

chen Interessen <strong>und</strong> konservatorischen Gesichtspunkten. Das Herzog<br />

Anton Ulrich-Museum in Braunschweig erlaubte anlässlich des hohen<br />

Besucherandrangs nur 130 Besuchern, sich zur gleichen Zeit durch die<br />

Rubenssonderausstellung zu bewegen, um möglichen Schäden durch<br />

Klimaschwankungen entgegenzuwirken. (O.A. 20.08.2004:„Rubens<br />

Gemälde im Braunschweiger Anton Ulrich-Museum“. [1]<br />

• Erstellung einer Handreichung <strong>für</strong> Lehrer, zur Vorbereitung von Schülerex-<br />

kursionen vom Zentrum Paul Klee in Bern: Sensibilisierung der Schüler<br />

auf das Verhalten im Museum, Mahnung der Aufsichtspflicht. [2]<br />

<strong>Archive</strong>, Bibliotheken:<br />

• Erstellen von Leitfäden, z.B. von Mario Glauert/Sabine Ruhner, „Verwah-<br />

ren, Sichern, Erhalten - Handreichungen zur Bestandserhaltung“, Potsdam<br />

2005, mit Checklisten, die auf die Probleme in der Bestandserhaltung in<br />

<strong>Archive</strong>n ausgerichtet sind. Dort wird z.B. darauf hingewiesen, dass bei<br />

Neueinrichtungen Archivare in den Planungsprozess eingeb<strong>und</strong>en<br />

werden sollten, um die Zielparameter <strong>für</strong> ein geeignetes Archivmagazin<br />

vorzubringen. Die Checkliste erinnert auch an Reserveflächen <strong>für</strong> evt.<br />

Ergänzungsbauten bei Überlegungen zu Standortflächen (beugt Nutzungs-<br />

schäden vor, die aus Platzmangel resultieren). [3]<br />

• In vielen <strong>Archive</strong>n ist es alltägliche Praxis, dass besonders wertvolle,<br />

seltene Objekte nur unter bestimmten Bedingungen ausgeliehen werden.<br />

Häufig dürfen diese nicht entliehen, sondern nur im Lesesaal eingesehen<br />

werden <strong>und</strong> das Kopieren ist untersagt. (Hier sollten allerdings Alternati-<br />

ven angeboten werden.)<br />

• Für ein schonendes Kopieren von Büchern gibt es besondere Kopiergerä-<br />

te mit einer angepassten Auflagefläche, z.B. der Xerox DC 220 [4] oder<br />

der Farb-Aufsicht-Scanner von Zeutschel. [5]<br />

5.2. Negativbeispiele<br />

Nutzung von Denkmälern <strong>für</strong> Veranstaltungen:<br />

• Der Empfang zur Eröffnung der Wagnerfestspiele in Bayreuth fand bis vor<br />

wenigen Jahren im Neuen Schloss in Bayreuth statt. Durch Dekoration,<br />

Bewirtung <strong>und</strong> unangemessenes Verhalten der Gäste entstanden zahlrei-<br />

che Schäden. Nach einer detaillierten Schadensauflistung wurden die<br />

Empfänge in ein Zelt im Hof des Neuen Schlosses verlegt.<br />

Heimliche Nutzung von Denkmälern:<br />

• Königshaus am Schachen (türkischer Salon): Für Schlüsselinhaber zu<br />

besonderen Orten kann es reizvoll sein, diese außerhalb der Besucherver-<br />

kehrszeit zu betreten bzw. zu nutzen. Im Königshaus am Schachen<br />

wurden Spuren <strong>und</strong> Schäden entdeckt, die sich nur auf eine unrechtmäßige<br />

Nutzung <strong>für</strong> private Feiern durch den damaligen Pächter der<br />

naheliegenden Berghütte zurückführen ließen.<br />

Museumsalltagsprobleme:<br />

• Sitzen auf historische Möbeln:<br />

Nicht nur müde oder unachtsame Besucher kommen in die Versuchung,<br />

sich in die bequem anmutenden barocken hochaufgepolsterten Sessel zu<br />

setzen, auch unbeaufsichtigtes Reinigungspersonal gönnt sich zuweilen<br />

oder regelmäßig eine Ruhepause auf historischem Mobiliar.<br />

Film- <strong>und</strong> Fotoaufnahmen:<br />

• Der Einlass von Filmproduktionsfirmen in historische Gebäude/<strong>Museen</strong><br />

muss immer überwacht <strong>und</strong> stark reglementiert werden. Man sollte davon<br />

ausgehen, dass die Aufmerksamkeit dieser Gäste sich vorwiegend auf die<br />

eigene Arbeit richtet <strong>und</strong> es an der Sensibilität fehlt, sich in der empfindli-<br />

chen Museumsumgebung entsprechend zu bewegen.<br />

• In einem Museum wurde während Dreharbeiten eine Büste durch einen<br />

Kameragalgen von ihrem Sockel gestoßen. (Michael John, Bedrohungssze-<br />

narien <strong>für</strong> <strong>Museen</strong> <strong>und</strong> Sammlungen, in: Bedrohte <strong>Museen</strong>:

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