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Sicherheit und Katastrophenschutz für Museen, Archive

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grußwort<br />

Jutta Penndorf<br />

„Die Bilder müssen brennen.“ So hat die Süddeutsche Zeitung am<br />

25.10.2006 einen Artikel überschrieben, der den Hang deutscher <strong>Museen</strong><br />

zu farbigen Wänden untersucht – ein nicht nur ästhetisches Problem, mit<br />

dem wir uns alle beschäftigen. Das eigentliche Problem dabei kam nicht zur<br />

Sprache. Wir bauen neue Häuser oder bauen an, gestalten um, streichen die<br />

Wände weiß oder bunt, denken – wie Generationen von Museumsleuten<br />

vor uns – über die beste Präsentation der Werke nach, richten Shops ein,<br />

in denen gelegentlich Streichholzschachteln mit aufgedruckten Lieblingsbildern<br />

der Besucher verkauft werden. Aber <strong>für</strong> die eigentlichen Aufgaben reichen<br />

weder Geld noch Fachpersonal. Und wenn die neuen Häuser erst eine<br />

Weile stehen <strong>und</strong> der Besucherandrang nachlässt, dann reichen die Mittel<br />

oft auch nicht mehr <strong>für</strong> die Betriebskosten, einschließlich Aufsichtspersonal.<br />

Auch dieses Problem ist bekannt <strong>und</strong> beschrieben.<br />

Damit Bilder, Bücher, Archivalien nicht brennen oder uns <strong>und</strong> den uns<br />

Folgenden sonst irgendwie verloren gehen, findet diese Tagung zur <strong>Sicherheit</strong><br />

in <strong>Museen</strong>, Bibliotheken <strong>und</strong> <strong>Archive</strong>n statt. Die Initiative dazu ging von<br />

der Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen (KNK) aus, in deren Namen<br />

ich Sie herzlich begrüßen darf. Unser Dank gilt Frau Prof. Fontana als Gast-<br />

geberin, die uns zugleich die Möglichkeit gibt, das w<strong>und</strong>erbare sanierte<br />

Haus zu besichtigen. Ein besonderer Gruß geht an Frau Dr. Bias-Engels vom<br />

Büro des Beauftragten <strong>für</strong> Kultur <strong>und</strong> Medien, deren Anwesenheit deutlich<br />

macht, dass Fragen der <strong>Sicherheit</strong> <strong>und</strong> des <strong>Katastrophenschutz</strong>es in <strong>Museen</strong>,<br />

<strong>Archive</strong>n <strong>und</strong> Bibliotheken nicht nur von allgemein öffentlichem, sondern<br />

auch dezidiert von Staatsinteresse sind. Das ist hoffnungsvoll. Denn die<br />

Diskussion um neue Trägerschaften, um Erfolgszwang, um Verkäufe aus<br />

Beständen lassen die eigentlichen Aufgaben dieser Institute gelegentlich<br />

in den Hintergr<strong>und</strong> treten.<br />

Neue Trägerschaften bedeuten in vielen Fällen Entlassung aus öffentlicher<br />

Verantwortung. Auch das Lindenau-Museum in Altenburg, aus dem ich<br />

komme, steht kurz vor der Überführung in eine selbstständige Stiftung bürgerlichen<br />

Rechts, der Wiederbelebung einer historischen Stiftung, die einst<br />

mit großem Stiftungskapital zur Finanzierung aller <strong>für</strong> notwendig erachteten<br />

Aufgaben ausgestattet war. Wenn wir anderthalb Jahrh<strong>und</strong>erte später in<br />

eine Stiftung gehen, haben wir wie im Märchen die kluge Bauerstochter,<br />

scheinbar Unvereinbares zu verbinden: Freiheit <strong>und</strong> Abhängigkeit, Hoffnung<br />

<strong>und</strong> Skepsis, <strong>Sicherheit</strong> (in mehrfacher Hinsicht) <strong>und</strong> Unsicherheit,<br />

Reichtum an Kunstwerken <strong>und</strong> Armut an Finanzen, Chancen <strong>und</strong> drohende<br />

Insolvenz. Wichtig ist, dass das Museum nicht in der Provinz versinkt, dass<br />

es offen bleibt, nicht nur als Haus, sondern auch im Geist. Und dass ausreichend<br />

Mittel <strong>und</strong> Personal zur Verfügung stehen, um die Kunstwerke zu<br />

sichern vor Brand <strong>und</strong> Wasser, vor Diebstahl <strong>und</strong> vor dem schleichenden<br />

Verfall durch mangelnde Betreuung in konservatorischer, restauratorischer<br />

<strong>und</strong> wissenschaftlicher Hinsicht. Mindeststandards also, die der Deutsche<br />

Museumsb<strong>und</strong> formuliert hat <strong>und</strong> die im Lindenau-Museum nur noch durch<br />

schamlose Ausbeutung der wenigen Beschäftigten erfüllt werden können.<br />

Dass dies Gefahren in sich birgt, muss hier nicht erörtert werden. Es reicht<br />

ein Moment der Unaufmerksamkeit im ehrgeizigen Trotz, den Niedergang<br />

aufzuhalten <strong>und</strong> ihm Erfolg entgegenzusetzen. Ich beschreibe die Situation<br />

in dem Haus, das ich am besten kenne, in dem Wissen, dass sie verallgemeinerbar<br />

ist <strong>und</strong> viele betrifft. Das Museum gehört aufgr<strong>und</strong> seiner alten<br />

<strong>und</strong> neuen Sammlungen, vor allem einer Kollektion von 180 frühitalienischen<br />

Tafelbildern, zur Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen.

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